Harter Schlag für Österreich

SID
Morgenstern, Pointner
© Getty

Es war ein Krimi beim dritten Springen in Bischofshofen, gerade weil eben noch drei Springer im Rennen um den Gesamtsieg waren und noch immer sind.

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Ja, ich denke, dass auch Gregor Schlierenzauer noch nicht chancenlos ist, wenngleich er doch schon einiges an Boden verloren hat. Aber in Bischofshofen kann man so einen Rückstand noch aufholen. Da kann man schon mal sieben, acht Meter in einem Durchgang aufholen, auch wenn die anderen nicht viel falsch machen.

Von den Deutschen sind nur zwei durchgekommen. Es ist schon hart, denn wenn nur zwei im zweiten Durchgang sind, dann wird's zäh. Die zwei Jungen haben nicht mal die Quali geschafft. Bei Michael Uhrmann und Georg Späth waren die Sprünge einfach nicht so, dass man mithalten kann. Schmitts elfter Platz ist ordentlich, wenngleich er beim zweiten Sprung doch sehr von den Verhältnissen profitiert hat.

Neumayer demonstriert sein Selbstvertrauen

Michael Neumayer hat wieder zwei konstante Sprünge gezeigt. Der zweite war allerdings, obwohl er weiter war, nicht so optimal wie der erste. Aber, wie hat Sven Hannawald immer gesagt: "Er macht sein Zeug." Er hat jetzt einfach das Selbstvertrauen und demonstriert das auch, vor allem wenn er nach einem Sprung unten ausfährt. Er zeigt da schon, dass er im deutschen Team momentan eine Vormachtstellung hat. Innerhalb des Teams ist Michi eher der Autodidakt, er macht sein eigenes Ding. Er hält sich da eher zurück und legt keine Allüren an den Tag.

Durch die guten Ergebnisse von Michael Neumayer ist die Situation für das deutsche Team und Bundestrainer Peter Rohwein definitiv leichter als vor der Tournee. Immerhin ist jetzt einer da, der - wie in Garmisch gezeigt - auch aufs Podest springen kann. Man darf aber den Rest nicht vergessen.

Vieles spricht für Ahonen

Dass Janne Ahonen die Österreicher ärgern kann, habe ich mir schon gedacht. Dass er aber jetzt sogar dominiert, ist schon ein wenig überraschend. Er spielt jetzt seine Ruhe und die Erfahrung aus, die Tournee schon viermal gewonnen zu haben. Gegenüber den anderen hat er nun den Vorteil, schon oft in dieser Situation gewesen zu sein.

Dazu hat er das Plus, im ersten Durchgang immer vor Schlierenzauer und Morgenstern springen zu dürfen. Wenn es um die Gesamtwertung geht, kann das ein Vorteil sein, denn dadurch kann man die Konkurrenz schon richtig schocken. Klar haben Morgenstern und Schlierenzauer eine gute Form und können immer nachlegen. Aber innerlich wissen sie auch, dass man sich nicht den geringsten Fehler erlauben kann. Denn jeder Punkt kann ja über den Gesamtsieg entscheiden.

Für die Österreicher wäre es schon unheimlich enttäuschend, wenn es wieder nicht mit dem Tourneesieg klappen würde. Sie waren bislang unglaublich dominant, haben vier Springer unter den besten sechs des Gesamtweltcups und mit zwei Ausnahmen alle Springen der Saison gewonnen. Da schielt man natürlich schon ganz stark auf den ersten Tourneesieg seit Andreas Widhölzl im Jahr 2000. Die Chance, den Tourneesieg so greifbar zu haben, mit gleich mehreren Springern, haben selbst die Österreicher ja nicht so häufig.

Nicht schlimm, dass Innsbruck ausfiel

Dass das Springen in Innsbruck ausgefallen ist, hat den Sportlern nichts ausgemacht. Im Gegenteil: Die Springer haben es sogar gern gesehen, dass das dritte Springen nun in Bischofshofen stattfand, weil die Schanze dort schöner und einfacher zu springen ist. Der Berg Isel hat zwar eine gewisse Tradition, ist aber auch ein tückischer Ort, der schon vielen das Genick gebrochen hat.

Beim Finale der Tournee werden wieder die gleichen Leute vorne dabei sein. Ich denke schon, dass die drei Favoriten den Tagessieg unter sich ausmachen werden.

Ich tippe, dass Ahonen die Tournee gewinnt. Der zweite Durchgang hat ihm noch mal den letzten Tick Selbstvertrauen gegeben. Es war wichtig für ihn, dass er auch noch mal einen drauflegen konnte, vor allem auf den Sprung von Morgenstern. Und zwar deutlich.

Bis zum nächsten Mal.

Und immer schön am Boden bleiben.

Euer Alex Herr