Rohwein kämpft um seinen Job

SID
Peter Rohwein
© DPA

Frankfurt/Main - Ultimatum von der Verbandsspitze, Unterstützung von den Athleten: Mit dem Rücken zur Wand kämpft Peter Rohwein bei der Internationalen Vierschanzentournee um seinen Job als Skisprung-Bundestrainer.

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Nur eine überzeugende Vorstellung des deutschen Sextetts bei der am Samstag in Oberstdorf beginnenden Traditionsveranstaltung kann den Coach vor der drohenden Entlassung bewahren.

"Wir haben alles abgeklopft und durchleuchtet. Nach der Vierschanzentournee fällt die Entscheidung, die natürlich auch von den Ergebnissen beeinflusst wird", kündigte Thomas Pfüller, Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes (DSV), an.

Klare Vorgaben vom Sportdirektor 

Pfüller hat klare Vorgaben an Rohwein und die Mannschaft, die an Weihnachten vom Tod ihres langjährigen Erfolgstrainers Reinhard Heß erschüttert wurde, gerichtet.

"Das Blatt wird sich nicht komplett wenden, wir werden also kaum die Österreicher und Norweger schlagen. Aber ich traue dem Team Top-Ten-Platzierungen zu. Das ist zunächst das Minimalziel", sagte Pfüller.

Die anhaltende Debatte über die Zukunft Rohweins hat im Team für Unruhe und Missmut gesorgt. "Ich finde es unglücklich, dass in der Öffentlichkeit über den Trainer diskutiert wird", sagte Martin Schmitt.

Der 29-Jährige, der zum 13. Mal bei der Vierschanzentournee mit den Stationen Oberstdorf (30. Dezember), Garmisch-Partenkirchen (1. Januar), Innsbruck (4. Januar) und Bischofshofen (6. Januar) startet, fordert eine schnelle und klare Entscheidung. "Sonst wird es immer wieder Diskussionen geben, wenn wir schlecht sind."

"Habe das Gefühl, auf einem Pulverfass zu sitzen" 

Rohwein, der nach den beiden sechsten Plätzen von Michael Neumayer und Michael Uhrmann beim vorweihnachtlichen Weltcup in Engelberg einen Aufwärtstrend ausgemacht hat, weiß um den Ernst der Lage.

"Man hat immer das Gefühl, dass man auf einem Pulverfass sitzt. Ich mache mir selbst nichts vor. Wenn es bei der Tournee nicht funktioniert, wenn die Leistung nicht stimmt, ist es irgendwo legitim, zu handeln", sagte der seit drei Jahren im Amt befindliche Coach.

Der genießt bei den Athleten volle Rückendeckung und hofft, dass diese ihn auf der Schanze nicht im Stich lassen. "Ich unterhalte mich mit den Leistungsträgern über die Situation. Wir versuchen, das gemeinsam zu lösen", erklärte Rohwein.

"Wir wissen, dass Peter nur die Ergebnisse retten können. So ist die Situation, das ist jedem bewusst. Ich bin ganz zuversichtlich, dass ich mich verbessern kann", meinte Uhrmann.

Hoffnungsträger Uhrmann, Neumayer und Schmitt 

Trotz seiner neunmonatigen Verletzungspause gehört der Bayer wie der nach einem Kreuzbandriss zurückgekehrte Neumayer und der schwach in die Saison gestartete Schmitt zu den Hoffnungsträgern im deutschen Team, das durch Georg Späth, Stephan Hocke und Jörg Ritzerfeld komplettiert wird.

"Ich gehe davon aus, dass wir mit Uhrmann, Neumayer und Schmitt momentan drei Leute haben, die in der Lage sind, unter die ersten Zehn zu springen", sagte Rohwein.

Der muss nach Ansicht seiner Athleten den Kopf für Dinge hinhalten, die er nicht zu verantworten habe. Pfüller ist in vielen Gesprächen zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.

"Man kann Peter Rohwein nicht für Alles die Schuld in die Schuhe schieben. Mit der Strukturreform im Frühjahr haben wir eigentlich ein verschworenes Miteinander der Stützpunkttrainer und des Bundestrainers gewollt. Das kann ich derzeit nicht erkennen", übte er Kritik an den Stützpunkt- Trainern und kündigte an: "Wir haben Möglichkeiten, da einzugreifen. Ich werde überlegen, wann und wie das der Fall sein wird."