Kritik an Durchführung der Damen-Abfahrt

SID

Aspen - Als die Schmerzensschreie von Anne-Sophie Barthet verstummt waren und die schwer gestürzte Französin auf dem Weg ins Krankenhaus war, ging bei der Abbruch-Abfahrt in Aspen (USA) der Ärger erst richtig los.

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Von mehreren Teams im alpinen Ski-Weltcup gab es Kritik für Renndirektor Atle Skaardal; die Diskussion um Sinn und Zweck solch zweifelhafter Rennen sowie um das Wohl der Sportlerinnen nahm ihren Lauf. "Ich kann nicht richtig nachvollziehen, warum man mit jeder Gewalt das Rennen starten muss. Im Sinne der Gesundheit sollte man so ein Rennen mal ausfallen lassen", meinte Wolfgang Maier, Alpin-Direktor des Deutschen Skiverbandes (DSV).

Den 28. Platz von Maria Riesch (Partenkirchen) nach einer Sicherheitsfahrt wollte Maier beim überraschend Erfolg von Britt Janyk (Kanada), die beim Abbruch nach 37 Fahrerinnen zur Siegerin gekürt wurde, gar nicht erst bewerten.

Auch Meissnitzer schwer gestürzt 

"Sie ist extrem verhalten gefahren, das hatte weniger mit Skifahren zu tun. Aber wir nehmen das Rennen nicht in die Wertung und sind froh, dass es vorbei ist. Und fertig", sagte Maier. "Wenn ich solche Stürze sehe, bin ich nur froh, dass ich heil unten bin", sagte Riesch, die spät, aber immerhin unverletzt ins Ziel kam. Vor zwei Jahren hatte sich sich auf dieser Piste einen ihrer beiden Kreuzbandrisse zugezogen.

Die erste Damen-Abfahrt nach fast 20 Jahren auf Ruthie's Run hatten die Organisatoren mit aller Macht durchführen wollen und dazu schlechte Sicht sowie schwierige Pistenverhältnisse in Kauf genommen.

Barthet, deren Schreie über die Außenmikrofone überall auf der Strecke zu hören waren, musste wegen einer Luxation der Kniescheibe operiert werden. Nach ihrem Sturz zogen mehrere Nationen ihre Läuferinnen zurück. Auch für die Österreicherin Alexandra Meissnitzer (Prellung des Schienbein-Kopfes und Gehirnerschütterung) endete das Nebel- und Schneechaos auf der verkürzten Abfahrt im Krankenhaus.

Anti-Werbung für den Rennsport

Die meiste Kritik gab es aus dem Lager der Österreicher, doch Skaardal fühlte sich im Recht. "Organisationskomitee und Jury haben alle gesagt, dass die Piste akzeptabel und fahrbar war", sagte Skaardal, der dafür bekannt ist, Rennen durchzuziehen und nur in Extremfällen für Absagen plädiert.

"Ich kann gut damit leben, dass wir das Rennen gestartet haben und kann auch gut damit leben, dass wir das Rennen wegen schlechter Sicht später abgebrochen haben." Nach der Anti-Werbung für den Damenrennsport kündigten die Österreicher einen Brief über die Vorkommnisse an den Weltverband FIS an.

Keine Chance für Stechert 

Aus Sorge um Verletzungen fuhren einige Fahrerinnen mit angezogener Handbremse, andere, wie Gesamtweltcup-Siegerin Nicole Hosp ("Das war kriminell"), schenkten gleich ab. Die zweite Deutsche, Gina Stechert aus Oberstdorf, ließen die Verantwortlichen nicht ran. "Keine Chance, das konnten wir nicht riskieren", begründete Maier.

Zwar durfte sich Janyk in 1:14,17 Minuten über ihren ersten Erfolg im Weltcup freuen, aber die eigentliche Siegerin beim Schnee- und Nebelchaos war auf Rang zwei (+ 0,42 Sek.) Marlies Schild. Die Slalom-Expertin schlug allen Abfahrtsspezialistinnen wie der drittplatzierten Renate Götschl (beide Österreich) auf deren Terrain ein Schnippchen und verließ die Nordamerika-Tournee als Führende in der Gesamtwertung.