DOSB stellt Weichen für München

SID

Hamburg - Gut 35 Jahre nach den Sommerspielen soll für München ein olympischer Winter-Traum seinen Anfang nehmen.

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Ausgerechnet beim hanseatischen Konkurrenten Hamburg muss die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am 8. Dezember entschieden, ob die Sportstadt an der Isar als Bewerber um die Winterspiele 2018 ins Rennen geschickt wird. Und die Chancen stehen bestens: "Es herrscht eine sehr positive Grundstimmung, aber die Mitgliederversammlung hat das letzte Wort", sagte DOSB-Präsident Thomas Bach.

Auch die Bundesregierung und die bayerische Staatsregierung sowie zahlreiche Goldmedaillengewinner von 1972 unterstützen das historische Bewerbungspaket: Als erste Stadt könnte München sowohl Sommer- als auch Winterspiele ausrichten.

Föderkonzept 2012 und Sportausweis auf der Agenda 

Anderthalb Jahre nach seiner Gründung präsentiert der DOSB in Hamburg erste Früchte seiner Arbeit und stellt Weichen für die Zukunft. Immerhin 73 Seiten umfasst der Bericht des Präsidiums: In fünf Stunden sollen 16 Tagesordnungspunkte beraten und wichtige Beschlüsse abgesegnet werden. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) wird die Gastrede halten. Weitere Top-Themen sind das neue Förderkonzept 2012, die Konsolidierung der Finanzlage, der Kampf gegen Doping und der neue Sportausweis.

Fast versteckt zwischen Schäuble-Rede und Sportausweis hat sich der Tagesordnungspunkt 9: "Bewerbung der Stadt München um die Olympischen Winterspiele 2018 und die Paralympics 2018". Dabei muss sich München keinesfalls verstecken - die Olympia-Aktie der bayerischen Landeshauptstadt dürfte im Börsensaal der Handelskammer sprunghaft steigen.

IOC entscheidet erst 2011 über Vergabe 

14 Jahre nach dem sportpolitischen Desaster für das große Berlin und dreieinhalb Jahre nach dem technischen K.o. für das kleine Leipzig will München die entscheidende nationale Hürde nehmen. Eine einfache Mehrheit durch die Mitgliederversammlung reicht bereits - dann ist der Weg frei für den harten und langen internationalen Bewerberwettstreit. Denn das Internationale Olympische Komitee (IOC) wird erst 2011 über die Vergabe entscheiden.

Das Münchner Konzept erfülle die Anforderungen des IOC, Pluspunkte seien die Wettkampfstätten und die Möglichkeiten zur Unterbringung, sagte Bach. "Dazu kommt die olympische Atmosphäre, die Verbindung zur Kultur und die Wintersportbegeisterung." Von einer Formsache wollte der IOC-Vizepräsident nicht sprechen, Zweifel am ehrgeizigen Ziel ließ er indes nicht: "Wir wollen Olympia nach Deutschland holen."

Auch die Goldmedaillengewinner von München 1972 stehen hinter der Bewerbung. "Die Stadt ist für Olympische Spiele ein gutes Pflaster. Jedes Mal, wenn ich nach München komme, denke ich daran zurück. Das war ein einschneidendes Ereignis", sagte Heide Ecker-Rosendahl, die im Weitsprung und mit der 4 x 100-Meter-Staffel gewonnen hatte. "Ich bin sicher, dass wir sehr gute Chancen haben, die Mitgliederversammlung des DOSB mit unserer Präsentation zu überzeugen", meinte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude.

Bayerische Regierung steht hinter der Münchner Bewerbung

Bundesregierung und bayerische Staatsregierung stehen hinter der Kompakt-Bewerbung "München plus zwei" - zusammen mit dem 90 Kilometer entfernten Garmisch-Partenkirchen (Schneewettbewerbe) und dem 160 Kilometer entfernten Schönau (Schlittenkonkurrenzen). Eine Bewerbung beim IOC soll mit 30 bis 35 Millionen Euro zu Buche schlagen, die Kosten im Falle einer Ausrichtung würden im Milliardenbereich liegen.

Ein Umdenken gab es im DOSB beim Förderkonzept 2012. "Wir wollen nicht mehr zurückliegende Ergebnisse belohnen, sondern in die Medaillen der Zukunft investieren", betonte DOSB-Chef Bach. Aufwind verspürt der deutsche Leistungssport auch durch eine verstärkte Förderung durch den Bund - und zwar um 17 Millionen auf 125 Millionen Euro. Verteidigungsminister Franz Josef Jung spendierte 120 zusätzliche Plätze in der Bundeswehr, dort können nun 824 Athleten ihrem Sport unter besten Bedingungen nachgehen. Schäuble sagte zu, die derzeit 140 Stellen bei der Polizei auf 180 zu erhöhen.

Auch der Breitensport wird weiterhin große Aufmerksamkeit genießen, gut 700.000 Euro und weitere projektbezogene Gelder sind im Etat vorgesehen. Die Einführung des Deutschen Sportausweises, der zum 1. Januar 2008 "endlich Wirklichkeit" werden soll, fällt nicht ohne Grund unter den Punkt "Konsolidierung der Finanzlage". Der DOSB mit 90 000 Vereinen und 27 Millionen Mitgliedern will den Sportpass zu einem Marketinginstrument entwickeln.