Drei, zwei, eins, platsch!

Von Alexander Mey
nyman, steven, start
© Getty

München - Es ist so ziemlich die älteste Weisheit im Rennsport, die es gibt: "To finish first, you first have to finish." Wenn du gewinnen willst, musst du erst einmal ins Ziel kommen.

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Warum hat das eigentlich Steven Nyman niemand gesagt? Hätte er das gewusst, hätte er sich bei der Abfahrt in Gröden sicher nicht bis auf die Knochen blamiert. Wer sich aber so zum Deppen macht wie der Amerikaner, der hat in den Tops und Flops des Wintersport-Wochenendes einen Ehrenplatz verdient.

- Die kürzeste Abfahrt des Jahres: Three, two, one, hopp! So heißt es immer im Starthäuschen vor einer alpinen Abfahrt. In Gröden war das nicht anders. Auch nicht bei Steven Nyman. Er stieß sich auch fest entschlossen ab, drei, vier Mal. Doch irgendwie war nicht sein Tag. So ungefähr beim dritten Schlittschuhschritt stockte seine Beschleunigung abrupt, als er verkantete und sich sein Ski in den Schnee grub. Nyman platschte wie ein Anfänger auf dem Idiotenhügel bäuchlings in den Schnee und rutschte im schmerzhaften Bewusstsein der bodenlosen Blamage hangabwärts.

In dem Moment wird es ihn kaum getröstet haben, dass es in der Geschichte des Skisports schon Profis gegeben hat, die sich noch dümmer angestellt haben. Den Vogel schoss die Schweizerin Heidi Zeller-Bähler 1994 ab. Sie katapultierte sich mit unbändiger Kraft nicht nur aus dem Starthäuschen sondern gleich auch noch aus den Skibindungen. Frisch von ihren Arbeitsgeräten befreit, nutzte sie den Schwung, um einen doch ziemlich tollpatschigen Hechtsprung in den Schnee zu vollführen - trotzdem eine klare 9,9 in der B-Note!

+ Der Papst ist wählerisch: Top des alpinen Wochenendes ist der Österreicher Michael Walchhofer. Mit seinem Sieg bei der Abfahrt in Gröden hat er auch den letzten Klassiker gewonnen, der ihm neben Kitzbühel und Wengen noch in der Sammlung gefehlt hatte. Ihm hat der Segen des Papstes, bei dem das ÖSV-Team erst vor kurzem zu Besuch war, offensichtlich geholfen. Aber auch nur ihm. Hermann Maier, der Benedikt XVI. sogar sein Buch geschenkt hatte, wurde in der Abfahrt nur 23. - sogar deutlich hinter dem besten Deutschen, Johannes Stehle auf Platz 17. Offenbar gefiel dem Papst das Buch nicht sonderlich.

- Langeweile am Schießstand: Klar, als deutscher Biathlon-Fan sollte man sich hüten, auch nur den kleinsten Pieps des Jammerns über seine Lippen kommen zu lassen. Schließlich gewinnen zumindest die deutschen Frauen nahezu alles, was es zu gewinnen gibt. Aber mal ehrlich: Wenigstens hat man bei einer Magdalena Neuner immer die Spannung, ob sie ihre wahlweise drei, vier oder fünf Fehler im Schießen läuferisch noch aufholen kann. Bei den Russen herrscht dagegen Langeweile pur. Egal ob Männer oder Frauen: Die kommen immer an den Schießstand und treffen, treffen, treffen... Da braucht man gar nicht mehr hinzusehen.

Beispiel gefällig? In beiden Staffeln in Pokljuka zusammen schossen russische Männer und Frauen sechs Mal daneben, bei 16 Schießeinlagen, also 80 Schüssen. Zum Vergleich: Die deutschen Staffeln kamen auf 17 Fehler und eine Strafrunde und waren damit noch sehr gut. Übrigens: Allein bei den Männern schaffte Serbien bei 40 Schüssen 20 Fehler und elf Strafrunden - Respekt!

+ Alles Morgi oder was? Während sich die deutschen Skispringer mit wenigen Ausnahmen von Wettbewerb zu Wettbewerb stümpern, ist auf dem Siegerpodest Eintönigkeit eingekehrt. Thomas Morgenstern gewinnt einfach alles. Mit fünf Siegen in den ersten fünf Springen hat der Österreicher einen Startrekord aufgestellt. Beim letzten Springen in Villach war er so überlegen, dass er es nicht einmal mehr für nötig hielt, eine Telemark-Landung zu vollführen. Egal, gewonnen hat er trotzdem. Nur die erste Mannschaftsentscheidung in Kuusamo gewannen die Norweger - ätsch!