30 Jahre Schlittenfahrt

SID
Susi Erdmann nahm fünfmal an den Olympischen Spielen teil
© Getty

Altenberg - Sie hat als Sportsoldatin zwei politische Systeme und zwei Sportarten gemeistert - nach fünf Olympia-Teilnahmen und fast 30 Jahren in der Bob- und Rodel-Bahn sagt Susi Erdmann "Servus".

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Gut drei Monate vor ihrem 40. Geburtstag und der Heim-WM in Altenberg verkündete sie am Rande des Trainingslagers in Sachsen ihren Rücktritt, nachdem sie sich bei einem Glas Rotwein am Vorabend ihren Entschluss gründlich überlegt hatte. "Die Entscheidung war nicht leicht. Aber die Voraussetzungen und das Umfeld sind sehr schwierig. Ich habe viel erreicht, wahnsinnig gekämpft und alles versucht. Doch man wird auch nicht jünger", sagte Erdmann.

Susi Erdmann wollte bereits nach der WM 2007 auf der Naturbahn in St. Moritz abtreten. 29 Jahre zuvor hatte auf der Naturbahn im Harzer Wintersportort Schierke ihre Laufbahn als Rodlerin begonnen. Es folgte eine fast einmalige Kufen-Karriere.

"Es ist schon Wahnsinn, wenn man so zurückdenkt. Ich habe es geschafft, meinen Traum, aus meinem Leben im Sport etwas Besonderes zu machen, zu verwirklichen", betonte die gebürtige Blankenburgerin.

Olympia-Gold in Lillehammer

In Albertville erkämpfte sie 1992 Olympia-Bronze, zwei Jahre später in Lillehammer schnappte ihr die Italienerin Gerda Weißensteiner Gold vor der Nase weg. Auch die Südtirolerin stieg dann in den Bob um, schaffte es aber nicht, an ihre Rodel-Erfolge anzuknüpfen.

Anders Erdmann, die seit 1992 in Bayern wohnt. Die 1,87 Meter große Blondine, die 2004 auch im "Playboy" glänzte, setzte ihre Serie nach Platz vier 1998 in Nagano in Salt Lake City im Bob fort. Bei der olympischen Premiere im Zweierbob fuhr sie auf Rang drei.

Trauer bei Kiriasis 

2006 in Turin musste sie sich mit Rang fünf trösten. Der Olympiasieg ging an ihre deutsche Dauerrivalin Sandra Kiriasis, die nach der Verkündung von Erdmanns Rücktritt in Tränen ausbrach: "Ich kann es einfach nicht glauben, dass Susi nicht mehr dabei ist. Sie wird mir und dem Bobsport sehr fehlen".

Laut Hans Wimmer, bayerischer Landestrainer, hätte die Winterbergerin ihre Konkurrentin unterstützt. "Sandra hätte Susi auch mit den Anschieberinnen ausgeholfen. Ich kann gar nicht verstehen was passiert ist. Das ist absolut schade. Eine der weltbesten Pilotinnen tritt mit Susi ab", sagte Wimmer.

Gegenseitig das Leben gerettet 

Die beiden Vorzeige-Pilotinnen waren nicht immer auf einer Wellenlänge, zumal Erdmann der Winterbergerin im Februar 2004 auf ihrer Heimbahn in Königssee um 1/100 Sekunde den WM-Titel wegschnappte. Doch ein halbes Jahr später brach das Eis, als beide im Haus von Kiriasis in der Nacht von einem Feuer überrascht wurden und sich gegenseitig das Leben retteten.

"Es ist natürlich schön, wenn nicht mehr die extremen Spannungen sind. Das Leben ist so kurz, um sich auch neben der Bob-Bahn noch zu stressen", sagte damals Erdmann, die im Rodeln und Bob auf insgesamt fünf WM-Titel (2x Bob) in den Einzelkonkurrenzen kam.

Nach dem Rücktritt von René Spies am vergangenen Mittwoch war es für den Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) der zweite Schock innerhalb weniger Tage.

"Ein herber Verlust. Im Laufe der Woche werden wir mit Susi Gespräche über mögliche Perspektiven führen", sagte BSD-Sportdirektor Stefan Krauß. Cheftrainer Raimund Bethge meinte: "Es ist nicht nur sportlich ein großer Verlust."