Die Hoffnung ruht auf Neureuthers Schultern

Von Daniel Börlein
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© Getty

München -  Die große Chance war dahin. Die Chance, mal wieder ein Ausrufezeichen für den Deutschen Skiverband zu setzen. Die Chance, endlich mal aus dem langen Schatten der Eltern zu treten und selbst zu glänzen. Einfach weg die Chance. Und weg war damit auch die Medaille.

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Auf Platz zwei hatte Felix Neureuther nach dem ersten Durchgang gelegen und führte auch im zweiten Lauf beim WM-Slalom in Are zur Zwischenzeit. Dann kam allerdings das Aus. Zu weit in Rücklage geraten, und Neureuther war einmal mehr aus dem Kurs geflogen.

Frust natürlich bei den Beteiligten. "Jetzt kann man eigentlich nur einen saufen gehen", schimpfte Neureuther. "Wir alle hätten diese Medaille so gut gebrauchen können", grantelte der damalige Chefcoach Werner Margreiter.

"Es macht es nicht einfacher für mich"

Was  Margreiter allerdings noch sagte, ist bezeichnend für Deutschlands Skifahrer: "So eine große Möglichkeit hatten wir nie in den vergangenen Jahren." Gut, hier und da mal ein ordentliches Ergebnis durch Alois Vogl. Auch Max Rauffer fuhr mal aufs Stockerl. Aber das war es denn auch.

Bis nun dieser Neureuther im Skizirkus auftauchte. Und seitdem ruhen die deutschen Hoffnungen auf dem 23-Jährigen.

"Sicher macht es das nicht einfacher für mich", sagt er. "Aber ich bin schon damit aufgewachsen, dass die Leute gesagt haben: 'Aus dem muss doch was werden.' Und deshalb habe ich gelernt, mit so einem Druck auszukommen."

Erster Podestplatz in Beaver Creek

Im vergangenen Winter gelang ihm das schon recht gut. Beim Slalom von Beaver Creek schaffte er mit Rang drei seinen ersten Podestplatz. In Kitzbühel ließ er die Plätze fünf und sechs folgen und beim Heimrennen in Garmisch-Partenkirchen fuhr Neureuther als Zweitschnellster einer jubelnden Fangemeinde entgegen.

Allein die Konstanz, die ihn dauerhaft in die Weltspitze wedeln lässt, fehlt derzeit noch. Das Problem dabei: Im deutschen Team ist letztlich keiner in der Lage, dann in die Bresche zu springen, wenn Neureuther schwächelt.

Letzte Saison für Vogl

Slalom-Spezialist Vogl geht wohl in seine endgültig letzte Saison, und mehr als die ein oder andere Überraschung wird dem 35-Jährigen wohl auch in seinem finalen Winter nicht gelingen.

Fraglich ist auch, ob es Stephan Keppler und Johannes Stehle in diesem Winter schaffen, den Abstand zu den Top-15-Fahrern zu verringern. Von den Nachwuchsfahrern Dominik Stehle und Fritz Dopfer, der vom österreichischen Verband ins deutsche Lager wechselte, darf man ohnehin noch nicht allzu viel erwarten.

Damit läuft letztlich also doch wieder alles auf Neureuther hinaus. Und der hat für diese Saison hohe Ansprüche: "Das größte Ziel wäre eigentlich der erste Weltcup-Sieg." Die vergebene Chance von der WM hat er natürlich längst verdaut, denn: "Ich habe ja noch ein paar Weltmeisterschaften vor mir."