"Spiele gerne den Kummerkasten"

Margareta Kozuch (l.) hat mit dem DVV-Team eine WM-Medaille im Visier
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SPOX: Beim WM-Titel der Fußballer wurde viel von einem besonderen Team Spirit gesprochen, auch auf Grund der einzelnen WGs in Brasilien. Wie läuft das bei Ihnen ab?

Kozuch: Nun ja, wir haben keinen Strand vor der Tür, wenn Sie das meinen. Meistens ist es so, dass wir uns zu zweit ein Zimmer teilen, alle Spielerinnen jedoch auf einer Etage sind. Da kann man sich ganz leicht am Abend mal zum Karten spielen und Musik hören treffen.

SPOX: Und die Zeit im Badezimmer wird streng reguliert, damit jede auf ihre Kosten kommt?

Kozuch: (lacht) So schlimm ist es nicht. Ich kann zwar nur von mir sprechen, aber ich bin mittlerweile seit sieben Jahren mit Kathleen Weiß auf dem Zimmer, wir sind da gut eingespielt. Wir sind fast schon ein altes Ehepaar und machen Witze darüber, dass wir uns wohl besser kennen als unsere jeweiligen Partner. Und zum Spiegel: Manchmal teilt man sich ihn eben, es gibt Schlimmeres.

SPOX: Im Gegensatz zu den Fußballern hatten Sie in Ihrer Karriere sicherlich nicht immer die luxuriösesten Unterkünfte. Blieb Ihnen eine besonders im Kopf?

Kozuch: Eigentlich will ich mich gar nicht beschweren. Natürlich kommt es mal vor, dass wir ein extrem kleines Zimmer haben. Wir müssen dann aufpassen, unsere Taschen irgendwie unterzubekommen, ohne selber darüber zu stolpern. Aber das ist ja nicht tragisch, wir sind keine Prinzessinnen auf der Erbse. In Sachen "abenteuerlich" fällt mir eigentlich nur eine Sache ein.

SPOX: Nämlich?

Kozuch: Das müsste vor einigen Jahren beim Grand Prix gewesen sind, irgendwo in Asien. Wir waren zusammen mit den Brasilianerinnen untergebracht, aber in dem Hotel ging es drunter und drüber. Überall waren Heuschrecken und Kakerlaken, die Klimaanlage war kaputt, das war kein Spaß. Zum Glück sind wir noch in der Nacht umgezogen.

SPOX: Eine Weltenbummlerin, wie Sie es sind, wirft so etwas wohl nicht mehr aus der Bahn. Sie haben in den letzten Jahren bereits in Polen, Italien, Russland und Aserbaidschan gespielt. Warum Sind Sie 2013 nach Baku gegangen?

Kozuch: Natürlich hat das Finanzielle gepasst, keine Frage. Aber man muss auch die Begebenheiten damals kennen. Ich habe mir im EM-Halbfinale den kleinen Finger gebrochen, damit ist es erst mal schwer, einen Verein zu finden. Doch die Verantwortlichen haben Verständnis gezeigt. Außerdem ist das Niveau dort unglaublich hoch. Individuell gesehen dürfte es die höchste Dichte an Weltklasse-Spielerinnen sein. Das Problem ist eher das ständige Kommen und Gehen der Aktiven. Ein Team schafft es kaum mal, sich wirklich zu finden und weiterzuentwickeln.

SPOX: Nach der WM wartet bereits das nächste Abenteuer. Sie wechseln nach Shanghai. Warum?

Kozuch: Ich war bereits im letzten Jahr kurz davor, nach China zu gehen. Das hat mich gereizt. Umso mehr freue ich mich, dass es in diesem Jahr klappt. Das ist noch mal ein ganz anderes Kaliber. Ich habe schon gehört, dass das Training sehr hart sein soll.

SPOX: Haben Sie Angst?

Kozuch: Nein, um Gottes Willen! Ich freue mich auf diese Herausforderung. Natürlich muss man sich auch an die jeweiligen "Spielregeln" gewöhnen, ich denke da vor allem an die Zusammenarbeit zwischen Spielern und Trainern, die vielleicht ein wenig anders ablaufen wird in Sachen Kommunikation. Aber das ist doch immer so, wenn man ins Ausland geht.

SPOX: Sie sind seit acht Jahren im Ausland unterwegs. Haben Sie jemals Heimweh?

Kozuch: Ich habe mittlerweile ein dickes Fell, das muss man auch irgendwie haben. Wobei ich zugeben muss, dass ich mich bislang fast überall wohl gefühlt habe.

SPOX: Was war die Ausnahme?

Kozuch: Nun ja, während meines einen Jahres in Russland war es nicht so einfach. Ich bin jemand, der immer mit einem Lächeln durch das Leben geht und sehr kommunikativ ist. Das war in Russland leider nicht der Fall. Mir hat diese Barmherzigkeit gefehlt, ich hatte immer den Eindruck, wenn ich jemanden angelächelt habe, bekam ich einen verwunderten oder bösen Blick zurück. Das war wie eine Negativspirale, weil ich mir solche Sachen zu sehr zu Herzen genommen habe. Dazu der viele Schnee, der Verkehr, die Kälte, es war irgendwie alles düster. Aber das liegt hinter mir, aus dieser Erfahrung habe ich viel gelernt. Manchmal muss man einfach seine eigenen Erwartungen herunterschrauben.

Seite 1: Kozuch über die DVV-Herren und ihre Rolle im Team

Seite 2: Kozuch über abenteuerliche Unterkünfte und ihr Leben als Weltenbummlerin

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