Primus Berlin macht sich Sorgen

SID
Im letzten Jahr konnte Berlin jubeln
© getty

Am Mittwoch beginnen die Play-offs, doch die Liga hat andere Sorgen: Moers hat sich abgemeldet, Unterhachings Zukunft ist nach wie vor ungewiss. Berlins Manager Niroomand hält gar einen Umzug nicht für ausgeschlossen.

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Ernsthaft nach Alternativen suchen die Berlin Recycling Volleys noch nicht, dennoch bereiten die jüngsten Entwicklungen in der Bundesliga den Verantwortlichen große Sorgen. "Wenn das so weitergeht, muss ich mich in der polnischen Liga anmelden. Ich muss mir dann Gedanken machen, ob ich woanders spiele", sagt Kaweh Niroomand. Der Manager der BR Volleys ist dem Sport leidenschaftlich verbunden, um so mehr schmerzt es ihn, dass in der kommenden Saison vielleicht nur noch "acht oder neun Mannschaften" antreten.

"Uns fehlt es nicht nur an Klasse, uns fehlt es an Masse. Das ist paradox. Volleyball war in Deutschland noch nie so populär wie jetzt", sagt der Geschäftsführer eines IT-Unternehmens, der beim Berliner Volleyball-Klub für eine Erfolgsgeschichte sorgte. Regelmäßig strömen Zigtausend Fans zu den Heimspielen des amtierenden deutschen Meisters in die Max-Schmeling-Halle, die BR Volleys sind in der Sportstadt Berlin trotz aller Konkurrenz eine feste Größe.

Probleme in München

Ganz anders stellt sich die Situation in Unterhaching dar. Beim letztjährigen Pokalsieger zieht sich der Hauptsponsor Generali zurück, noch ist die sportliche Zukunft des Klubs nicht gesichert. Der Moerser SC verkündete erst vor wenigen Wochen seinen Rückzug aus der obersten deutschen Spielklasse, und in Bottrop gingen wegen Verletzung der Lizenzauflagen schon während der Saison die Lichter aus.

"Die gesamte Situation in der Liga lässt mich schon mit einigen Sorgen durch die Gegend laufen", sagt Niroomand (61) im Gespräch mit dem SID, dabei habe der Sport "rein faktisch einen Aufwärtstrend zu verzeichnen". Beim EM-Finale der Frauen im vergangenen Jahr zum Beispiel fieberte über eine Million Fernsehzuschauer mit der deutschen Mannschaft, das hatte es zuvor noch nie gegeben.

Berlin als Vorreiter

Niroomand meint, dass viele Vereine aus dieser Entwicklung mehr hätten machen müssen. "Ich habe das Gefühl, dass einige diese Möglichkeit, die sich uns jetzt aufgetan hat, nicht genutzt haben, weil sie sich nicht getraut haben, den nächsten Schritt zu machen." Wie man ein erfolgreiches Produkt am Markt positioniert, weiß der gebürtige Iraner - und auch, dass dieser Prozess Zeit in Anspruch nimmt.

Ebenfalls ist ihm bewusst, dass sich das Berliner Modell nicht einfach auf andere Standorte übertragen lässt, doch ein paar Tipps für die Konkurrenz hat Niroomand schon auf Lager. "Das A und O ist eine eigene Infrastruktur. Ich kann das mit Ehrenamtlichkeit nicht mehr erledigen, das ist nicht möglich", sagt der Manager, der sich selbst scherzhaft als "Dauer-Ehrenamtler" bezeichnet. Seine Geschäftstelle hat der Berliner längst neu aufgestellt. Los ging es vor ein paar Jahren mit zwei hauptamtlichen Mitarbeitern, mittlerweile beschäftigen die BR Volleys fünf. "Familiär, aber hochprofessionell" - so bezeichnet Niroomand sein Erfolgsrezept und hat mittlerweile knapp 75 Sponsoren für "seine" Mannschaft begeistert.

Mittwoch gehts los

Niroomand glaubt fest daran, dass die anderen Vereine ebenfalls mithalten können - enttäuscht von der Passivität einiger Kollegen ist er trotzdem. "Natürlich ist es auch ein Risiko. Wenn man ein Geschäft aufbauen will, muss man auch in Vorlage treten. Viele haben sich vielleicht mit ihrer Situation abgefunden und aufgegeben."

Gut, dass am Mittwoch endlich die Play-offs beginnen - es könnte zu einem Finale zwischen Berlin und Unterhaching kommen. Vielleicht zum letzten Mal.