UFC

"Gefängnisstrafen wären angemessen"

Von Interview: Niccolo Schmitter
Jon Jones hat gegen die Anti-Doping-Regeln der UFC verstoßen
© getty
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SPOX: Bereitet es nicht große Schwierigkeiten, wenn man Untersuchungen in einer eng verwobenen Gemeinschaft wie den Radfahrern anstrengt?

Novitzky: Ja, definitiv. Mit der Zeit wurde es aber einfacher für mich, weil bekannt wurde, wer ich war und wie ich arbeite. Aber klar, bei vielen Sportarten gibt es eng verstrickte Gemeinschaften, in denen es verpönt ist, zu erzählen, was für Dinge ablaufen. Wenn Athleten es wagen, sich zu öffnen, dann müssen sie mit schweren Konsequenzen rechnen, wie wir beim Radsport gesehen haben. Mit der Zeit haben wir allerdings gelernt, damit umzugehen und das Vertrauen der Athleten zu gewinnen.

SPOX: Wie gelang Ihnen dieser wichtige Schritt?

Novitzky: Ich konnte zeigen, dass ich die Leute dann fair behandelte und die Informationen, die sie mir gaben, korrekt verwendete. Aber einfach war es natürlich nie.

SPOX: Wurden Sie jemals bedroht?

Novitzky: Oh ja, mehrmals in meiner Karriere. Viele der Athleten waren regelrecht Helden für gewisse Leute und somit wurde ich als jemand gesehen, der nur die Glaubwürdigkeit und die Reputation der Sportler zerstören wollte. Bedroht wurde ich also ziemlich oft.

SPOX: Auch von den Athleten selbst?

Novitzky: Nein, nicht so oft von Athleten, eher von wütenden Fans.

SPOX: In Russland wurde mindestens im Rahmen der olympischen Spiele 2014 in Sotschi systematisches Doping betrieben. Waren Sie überrascht von dem Ausmaß?

Novitzky: Wenn es um Anti-Doping geht, sage ich ganz gerne, dass mich nichts mehr überrascht, weil ich schon so viel erlebt habe. Aber nachdem ich alles von Russland gelesen habe und mir dabei vor allem die Ebene, die es bis nach oben hin erreicht, anschaue, muss ich ehrlich sagen, dass mich das schon überrascht. Ich dachte, staatlich finanziertes Doping wäre eine Episode aus der Vergangenheit. Das ist sehr besorgniserregend. Es müssen auf jeden Fall strenge Strafen erfolgen und so ein Zeichen gesetzt werden.

SPOX: Umfassende Reformen wurden angekündigt. Doping-Experte Fritz Sörgel aber nannte beispielsweise den vorgeschlagenen Fünfpunkte-Plan des IOC einen Witz.

Novitzky: Meiner Meinung nach muss man mit Schnelligkeit und Strenge reagieren. Ich nenne das immer die Profit-Risiko-Rechnung. Denn das Problem ist, dass der Profit des Dopings das Risiko überwiegt. Athleten und auch ganze Länder profitieren. Daher muss das Risiko endlich den Profit überwiegen. Wenn man also nicht mit harten Strafen reagiert, dann wird diese Rechnung immer zu den falschen Gunsten ausschlagen. Denn die Athleten sehen, dass die jetzigen Strafen nicht so schlimm sind, womit sie viel eher das Risiko eingehen, zu dopen.

SPOX: Wären etwa Gefängnisstrafen angemessen?

Novitzky: Aus krimineller Sicht ja, Gefängnisstrafen wären angemessen. Aus sportlicher Sicht müssten die Strafen bis hin zum kompletten Ausschluss bedeutender Ereignisse gehen.

SPOX: Würden Sie auch die Athleten gerne auf krimineller Ebene verurteilen?

Novitzky: Ja. Denn es gibt bereits viele Länder in denen Doping ein Verbrechen ist. Und ich würde das auf jeden Fall bevorzugen. Das schreckt Athleten ab, wenn sie nicht nur Sanktionen erhalten, sondern auch eine rechtliche Verurteilung zu befürchten haben. Ich wäre also auf jeden Fall dafür, dass auf der ganzen Welt Doping ein Gesetzesverstoß darstellen würde.

SPOX: Mit all den Reformen und Maßnahmen, die angekündigt werden, glauben Sie, dass die kommenden olympischen Spiele in Rio de Janeiro fairer werden?

Novitzky: Das ist schwer zu sagen. Anti-Doping hat in den letzten 15 Jahren, auch im technologischen Sinne, große Fortschritte gemacht. Aber es ist bei Weitem noch nicht perfekt. Man kann noch nicht jeden dopenden Athleten erwischen und ich weiß nicht, ob wir diesen Punkt jemals erreichen werden. Immerhin hat man verstanden, dass man neben dem Testen der Athleten noch den Aspekt der Investigation braucht. Letztendlich benötigt man drei Dinge: Ein solides Test-Programm, dazu noch eine starke investigative Seite und Bildung. Man muss den Athleten zum einen klar machen, wie stark ein Anti-Doping-Programm ist und zum anderen muss man sie über die Gefährlichkeit von Doping, sei es kurz- oder langfristig, aufklären.

SPOX: Interessanterweise ist Bildung ein elementarer Bestandteil der Reformen, die Russland angekündigt hat. So soll über die Gefahren von Doping auch in der Schule unterrichtet werden. Können solche Ansätze die allgemeine Mentalität ändern?

Novitzky: Das ist eine tolle Sache! Das hat mich sehr ermutigt, als ich es gelesen habe. Ich kann nur hoffen, dass sie es ernst meinen. Man muss genau an die jungen Leute und angehende Athleten herantreten und bei ihnen einen Kulturwandel bewirken, sodass Doping endlich eine klare negative Konnotation erhält.

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