UFC

"Meine Frau ist das strenge Oberhaupt"

Nick Hein (l.) bereitete sich im Tiger Muay Thai vor
© Jeff Sainlar / Tiger Muay Thai
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SPOX: Sie sprechen die Trainingsmöglichkeiten an. Gewähren Sie uns doch mal einen kleinen Einblick in ihre Vorbereitung.

Hein: Mein Training in Thailand ist sehr umfangreich und für jeden Kampf individuell angepasst. In diesem Trainingslager hatte ich etwa sehr viele private Einheiten. Nehmen wir einen Montag als Beispiel. Morgens stand Brazilian Ju-Jutsu auf dem Programm, hinzu kamen Fitnesseinheiten am Nachmittag und zum Abschluss des Tages die Arbeit an den Pratzen, bei denen Box- und Standtechniken im Vordergrund standen. Jeder Tag ist vollgepackt, variiert jedoch. Schließlich umfasst MMA eine große Bandbreite an Disziplinen, die es zu meistern gilt. Die Qualität der Trainer hilft zusätzlich. Andrew Wood, George Hickman, Brad Ridell, um nur drei zu nennen, sind allesamt Spezialisten auf ihrem Gebiet. Diese Leute um sich zu haben, ist Gold wert.

SPOX: An Härte scheint es nicht zu mangeln. Auf Ihrer Facebook-Seite sind einige Bilder mit einem blauen Auge zu sehen.

Hein: Durch das hohe Niveau der Trainingspartner ist jede Einheit sehr leistungsfördernd und gleichzeitig knüppelhart. In Deutschland konnte ich oft zum Training gehen und wusste, dass ich an diesem Tag schon irgendwie durchkommen werde. Hier sollte man die Hände auch im Sparring keine Sekunde senken.

SPOX: Steigt damit nicht auch das Verletzungsrisiko?

Hein: Natürlich versucht niemand den anderen absichtlich zu verletzen. Aber wenn man Höchstleistungs-Wettkampfmaschinen auf der Matte hat, dann geht es halt ordentlich zur Sache. Hinzu kommt, dass jeder im Tiger Muay Thai eine gesunde Portion Ego mitbringt. Man sollte also besser ausgeschlafen und konzentriert sein.

SPOX: Viele Sportler nutzen Musik um sich zu pushen. Gilt das für Sie auch als Ablenkung?

Hein: Ich stimme mich weder auf das Training noch auf meine Kämpfe mit Musik ein. Ich glaube nicht, dass ein Aufgeputscht-Sein in meinem Sport besonders hilfreich ist. Wenn ich aber mal Musik vor einem Wettkampf höre, dann versuche ich es eher mit etwas Beruhigendem. Ansonsten höre ich allerdings gerne Musik. Vor allem filmische Musik oder alte Rock-Songs aus den 70er sowie 80er Jahren gehören zu meinen Favoriten. Und dann singe ich auch ab und an mal beim Duschen oder im Auto laut meiner Mitmenschen viel zu laut mit. (lacht)

SPOX: Sie sagten unlängst, dass MMA "die reinste und ehrlichste Form der Auseinandersetzung" sei. Im SPOX-Interview hatte Trainerlegende Ulli Wegner eine andere Ansicht.

Hein: Herrn Wegner habe ich in Berlin persönlich getroffen und schätze ihn sehr. Er ist ein großartiger Trainer der alten Schule. Dennoch: MMA ist vergleichbar mit dem Zehnkampf der Leichtathletik, bei dem der "wahre König der Athleten" gesucht wird. Boxen ist ein Teil davon, entspricht beispielsweise dem 100-m-Sprint. Es gibt aber mehr, sei es das Kickboxen, BJJ oder Ringen. All diese Aspekte machen MMA meiner Meinung nach zur Königsdisziplin. Man muss eben alles können, nur mit einem Teil kann man nicht bestehen. Das ist eine Aufgabe, die nur sehr schwer zu bewältigen ist.

SPOX: Trotzdem hinkt Deutschland bei der öffentlichen Wahrnehmung europäischen Ländern wie England, Schweden oder Polen hinterher. Ist die Problematik hierzulande eine Frage der Generation?

Hein: Wenn die neue Generation in die Positionen kommt, MMA in Deutschland zu etablieren, dann wird sich die Stellung definitiv ändern. Auch in Deutschland hat der Anteil der Personen, die MMA selbst betreiben oder sich zumindest damit beschäftigen, im Vergleich zu den letzten zehn oder 20 Jahren deutlich zugenommen. Die Studierenden oder Auszubildenden, die heute in den Gyms trainieren, sind in ein paar Jahren die Personen, die in den Entscheidungspositionen sitzen werden. Sei es beim Fernsehen, anderen Medien oder auch der Politik. Ich bin überzeugt davon, dass es deshalb mehr oder weniger eine Zeitfrage ist und sehe der Entwicklung nicht nur in Sachen Aufmerksamkeit positiv entgegen.

SPOX: Aktuell dürfte Ronda Rousey für die meiste Aufmerksamkeit sorgen, der breiten Masse ein Begriff sein. Was macht das Phänomen der US-Amerikanerin aus?

Hein: Rousey hat eigentlich alles, um MMA salonfähig zu machen. Sie ist eine erfolgreiche Sportlerin und zudem die perfekte Person, um dem Macho-Image des Sports entgegenzuwirken. Der Umstand, dass sie eine Frau ist und die Dominanz, die sie an den Tag legt, machen ihre Vermarktbarkeit nahezu unbezahlbar. Zudem ist Rousey sehr intelligent, hat das gewisse Etwas und ist deshalb auch beispielsweise für die Filmbranche sehr interessant. In Filmen wie The Expendables macht sie eine gute Figur. Deshalb ist sie aktuell das Zugpferd der UFC.

SPOX: Durften Sie sich davon schon persönlich überzeugen?

Hein: Das leider nicht, ich habe aber mal ihren Ex-Freund auf die Matte befördert. (lacht) Er war wie Rousey damals Judoka und wir traten gegeneinander an. Sie war zu dieser Zeit noch keine große Nummer und ehrlich gesagt hat mich das ganze deshalb nicht sonderlich interessiert. Heutzutage ist es natürlich eine nette Anekdote.

SPOX: Floyd Mayweather jr. scheint kein großer Rousey-Fan zu sein. Sind seine Aussagen lediglich Show oder unterschätzt er seine Landsfrau auch ein bisschen?

Hein: Ich bin kein großer Mayweather-Fan, allerdings muss man seinen Leistungen großen Respekt zollen. Er weiß, wie er sich vermarkten muss. Sein Image ist gewollt. Das gilt auch für die Aussagen zu Rousey. Auf gleichem Niveau würde ein MMA-Kämpfer im Boxen wohl verlieren, ein Boxer würde im Octagon untergehen - ein Lucky Punch mal ausgenommen. Bei Rousey und Mayweather kommt natürlich die Geschlechterfrage dazu, weshalb es einen Vergleich niemals geben wird. Solche 'Freak-Kämpfe' gehören glücklicherweise der Vergangenheit an und würden dem MMA-Image heutzutage höchstens schaden.

Seite 1: Hein über einen Traum, Ernährung und Verhandlungen mit seiner Frau

Seite 2: Hein über Thailand, MMA als Zehnkampf und Mayweather vs. Rousey

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