UFC

"Insekten können nicht schaden"

Nick Hein trifft beim UFC-Event in Berlin auf Lukasz Sajewski
© Jeff Sainlar / Tiger Muya Thai Gym

Die UFC ist zurück in Deutschland - und Nick Hein steht dabei erneut im Fokus. Vor seinem Kampf in Berlin gegen Lukasz Sajewski spricht der 31-Jährige über sein hartes Trainingslager im Tiger Gym, Süßigkeiten für 300 Dollar und eine ganz besondere Latex-Matratze.

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SPOX: Nick, am Samstag steht Ihr dritter UFC-Kampf bevor. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Duell mit dem ungeschlagenen Polen Lukasz Sajewski?

Nick Hein: Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mich das Ganze kalt lässt. Ich habe eine lange und anstrengende Vorbereitung hinter mir, mit dem einen oder anderen Stimmungstief. Das Trainingslager im Tiger Gym in Thailand war eine unglaublich intensive Zeit. Ich habe mich schon manchmal gefragt, was ich dort eigentlich mache, nachdem ich mal wieder verhauen wurde. Dazu kommt der Druck, der viel größer ist als beim letzten Event in Berlin. Ich will die Leute nicht enttäuschen, die in mir eine Art Vorbild sehen. Auf der anderen Seite finde ich den Druck auch irgendwie geil.

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SPOX: Haben Ihre Stimmungsschwankungen auch mit der umstrittenen Niederlage im November 2014 gegen James Vick zu tun?

Hein: Nein, ich bin zwar durchaus sensibel und nehme mir gewisse Sachen zu Herzen, aber dieser Kampf hat sich gar nicht wie eine Niederlage angefühlt. Es hat natürlich auch geholfen, dass die UFC mir danach sofort gezeigt hat, dass sie weiter Bock auf mich haben. Ich weiß, dass ich helfen kann, unseren Sport bekannter zu machen. Mit meinen sportlichen Leistungen, aber auch mit meiner großen Klappe.

SPOX: Sie Sind also nicht in ein Loch gefallen?

Hein: Als Loch würde ich das nicht bezeichnen. Ich habe die Niederlage auf meine Art verdaut: Für 300 Dollar habe ich mir in Texas noch Süßigkeiten gekauft und keine zwei Wochen später waren sie quasi weg. Ich wusste mir also zu helfen (lacht).

SPOX: Diese Pfunde dürften mittlerweile wieder runter sein. Sie haben das harte Training in Thailand angesprochen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Hein: Das Trainingslager hat mich an meine Grenzen gebracht. Es ist eigentlich verrückt, ich habe mich phasenweise gefühlt, als würde ich wieder zur Schule gehen. Die physischen Herausforderungen, die Arbeit an der Technik, das Niveau meiner Trainingspartner, das war mit nichts zu vergleichen, was ich bislang erlebt habe. Ich musste mich wieder hinten anstellen.

SPOX: Sie waren nicht der einzige UFC-Fighter, der sich im Tiger Muyai-Thai Gym auf Phuket vorbereitet hat. Alan Omer, der in Berlin ebenfalls ins Octagon steigt, trainierte auch dort. Was macht diesen Ort besonders?

Hein: Man trainiert in einer verschworenen Gemeinschaft. Deswegen war es am Anfang auch nicht einfach, richtig Fuß zu fassen. Entweder man schafft es nicht und kommt nie wieder, oder man bleibt für immer. Ich habe mich an eine Szene aus "Rocky" erinnert gefühlt: Nachdem Stallone von Mr. T auf die Fresse bekommen hat, geht Apollo auf ihn zu und fordert ihn auf, das Auge des Tigers wiederzufinden. Dafür nimmt er ihn mit in sein Gym, quasi in die Höhle des Löwen, in dem er sich erst mal Respekt verdienen muss. Genauso war es bei mir im Tiger Gym, ich habe mich quasi wie Rocky gefühlt.

SPOX: Wie schwer ist es, bei so viel Testosteron auf einem Fleck einen kühlen Kopf zu bewahren?

Hein: Sehr schwer! (schmunzelt) Ich kann nicht in Details gehen, aber es gab Momente, in denen ich gar nicht mehr zum Training gehen wollte. Wenn man sich dann auch noch irgendwelche Reportagen über Leute anschaut, die ein normales Leben und beispielsweise erfolgreich eine Bäckerei führen, fängt man schon an zu zweifeln. Aber genau in diesen Augenblicken muss man auf die Zähne beißen. Seit meinem UFC-Debüt im letzten Jahr habe ich von vielen Kämpfern gehört: Was der Hein kann, kann ich schon lange! Aber so ist es eben nicht. Nicht jeder lässt sich mit 31 Jahren noch mal durch die Mangel drehen und akzeptiert, dass man eben nicht der Mittelpunkt des Universums ist. Alleine deswegen war Thailand ein ganz wichtiger Schritt in meiner Karriere, den ich meistern musste. In Berlin wird man dann sehen, ob sich die Quälerei gelohnt hat.

SPOX: Quälen ist ein gutes Stichwort. Auf Ihrer Facebook-Seite gibt es ein Video, in dem Ihre Bauchmuskeln mit sogenannten Thai-Pads malträtiert werden.

Hein: Ich weiß, das sieht schmerzhaft aus. Aber das ist gang und gäbe, jeder Fighter absolviert diese Übung eigentlich einmal pro Woche. Das dient einerseits der Abhärtung, andererseits übt man dabei, seine Atmung trotz der gegnerischen Schläge zu kontrollieren.

Seite 1: Hein über die 300-Dollar-Süßigkeiten, das Tiger Gym und Rocky

Seite 2: Hein über gegrillte Heuschrecken, eine Latex-Matratze und Bones Jones

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