UFC

"Wir waren die Bösen"

Garry Cook (l.) war von 2008 bis 2011 als Geschäftsfürhrer von Manchester City tätig
© getty
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SPOX: Das dürfte bei der UFC um einiges angenehmer sein. Das Medieninteresse ist bei weitem geringer als im Fußball.

Cook: Noch (schmunzelt). Wir sind in Europa auf dem Vormarsch.

SPOX: Auch in Deutschland erfreut sich die UFC wachsender Beliebheit. Das Event in Berlin Ende Mai war ein voller Erfolg. Wie wichtig waren die positiven Reaktionen von den Fans und in den Medien für das komplette Projekt?

Cook: Elementar wichtig. Deutschland ist immer noch weitestgehend Neuland. Wir müssen versuchen, die Strukturen kennenzulernen. Wie läuft der Werbemarkt ab? Wie ist die TV-Landschaft aufgebaut? Worauf springen die Zuschauer an? Das ist eine bedeutende Phase. Der Event in Berlin könnte der Auftakt von etwas Großem gewesen sein.

SPOX: Am Ende des Abends erzählten Sie auf der Pressekonferenz von vier Vertretern verschiedener TV-Sender, die Ihnen für einen gelungenen Abend gratuliert haben.

Cook: Ich kann Ihnen leider nicht sagen, wer das war (schmunzelt).

SPOX: Das war zu erwarten. Trotzdem: Welchen Eindruck haben Sie bekommen?

Cook: Das läuft eigentlich immer gleich ab. Die UFC bzw. MMA ist ein neuer, meistens unbekannter Sport. Viele TV-Sender kaufen aber nur Rechte von Sportarten, die sie kennen. Die sie gewohnt sind. Aber genau das ist die UFC eben nicht. Bei uns passiert das Undenkbare, das Unerwartete. Deswegen ist im Vorfeld immer viel Argwohn zu spüren. Sobald man jedoch ein Event hautnah erleben darf, ist jeder begeistert.

SPOX: In Deutschland steht Ihnen allerdings weiterhin das TV-Verbot im Weg. Mit dem UFC Fight Pass, vergleichbar mit dem NBA League Pass, gehen Sie nun neue Wege.

Cook: Der Fight Pass soll aber kein Ersatz für eine TV-Übertragung sein, sondern darüber hinausgehen. Es soll das Angebot erweitern, damit die Leute in Europa beispielsweise ein Event in Macao verfolgen können. Eine Alternative zu einem festen Platz im deutschen Fernsehen ist der Fight Pass auf keinen Fall.

SPOX: Sie sind bei der UFC neben Europa auch für Asien und den Nahen Osten zuständig. Welche Bedeutung haben diese Märkte für die UFC?

Cook: Im letzten Jahrzehnt war es wichtig, sich in den USA zu positionieren. Das ist der UFC gelungen. Jetzt müssen wir den nächsten Schritt machen. So lautet das Ziel von meinem Team und mir. Als ich 2012 angefangen habe, war ich überrascht, wie schlecht organisiert wir waren. Niemand hat sich für uns in Europa interessiert. Wir mussten damit abschließen, sinnlos durch die Welt zureisen, sondern uns erst mal auf wenige große Märkte konzentrieren.

SPOX: War es deshalb auch notwendig, jemanden wie Sie zu holen, der einen anderen Hintergrund hat?

Cook: Das sollen andere beurteilen. Aber Dana White wusste, was er von mir bekommt. Ich kann ihm nicht das Wasser reichen, wenn es um Know-How in Sachen UFC oder Boxen geht. Er wollte aber jemanden, der einen anderen Blickwinkel auf das Geschehen hat. Dana ist ein Genie und steht für alles, was die UFC erfolgreich gemacht hat. Leidenschaft, Authentizität, Innovationen. Aber er ist eben auch immer offen für die Ideen anderer Menschen.

SPOX: Wissen Sie noch, wann Sie zum ersten Mal mit der UFC in Kontakt gekommen sind?

Cook: Ich kann mich noch daran erinnern, wie wir mit Manchester City mal ein UFC-Gym in Los Angeles besucht haben. Die meisten Spieler konnten damit wohl zu der Zeit mehr anfangen als ich und waren gut informiert über das Geschehen in der UFC. Wir haben Micah Richards, der mit seiner Statur sicherlich auch ein guter Boxer geworden wäre, ins Octagon geschickt. Nach 15 Sekunden lag er keuchend am Boden, gefangen in einem Rear-Naked Choke. Der Respekt vor den Leistungen der Fighter war riesengroß.

SPOX: Sie haben sowohl Fußballer als auch UFC-Fighter kennengelernt. Was ist der größte Unterschied?

Cook: Man kann Athleten zweier Sportarten schwer miteinander vergleichen. Jeder hat seinen eigenen Charakter. Aber gerade mental sind die Sportler in der UFC mehr gefordert. Es ist nun mal etwas anderes, ob man Teil einer Gruppe ist oder seinem Gegner alleine gegenübersteht. Das gilt auch für das Training. Man braucht mehr Selbstdisziplin.

SPOX: Sind UFC-Fighter selbstständiger?

Cook: Ja, weil sie mehr für ihren Erfolg kämpfen müssen. Die meisten Fußballer werden viel zu sehr und vor allem viel zu früh von den Vereinen verhätschelt. Ich könnte 1000 Geschichten über meine Zeit bei City erzählen.

SPOX: Zum Beispiel?

Cook: Ein Spieler ist mal zu mir gekommen, weil er seinen iPod verloren hat. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn nicht habe und er sich bei seinem Gehalt doch sicherlich einen neuen leisten könne. Außerdem haben wir mal eingeführt, dass jemand in der Hotel-Lobby wartet, während die anderen auf dem Weg zum Flughafen sind, weil immer ein paar Spieler ihre Reisepässe auf den Zimmern vergessen haben.

SPOX: Während Ihrer Zeit bei Nike dürfte Ihnen so etwas nicht passiert sein. Sie waren zwölf Jahre lang für den Air Jordan Brand zuständig. Können Sie sich noch an das erste Treffen mit Michael Jordan erinnern?

Cook: An die genauen Umstände leider nicht mehr. Aber ich werde nie seine Aura vergessen. Wer noch nie mit Michael in einem Raum stand, kann das kaum nachvollziehen. Aber er verströmt etwas, das nicht in Worte zufassen ist. Dazu seine Größe, sein Lächeln, das ist schon einzigartig.

SPOX: Waren Sie in Ihrer Anfangsphase nervös?

Cook: Das legt sich mit der Zeit. Nur mit einer Sache hatte ich immer Probleme. Michael hatte mit seinen Leuten einen besonderen Handshake drauf. Er hat ihn mir ein paar Mal gezeigt, aber dafür fehlte mir wohl die Fingerfertigkeit.

SPOX: Jordan gilt als einer der größten Winner-Typen, die der Sport jemals gesehen hat. Allerdings konnte er zu seiner aktiven Zeit sehr deutliche Worte gegenüber seinen Teamkollegen finden. Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht?

Cook: Michael hat hohe Erwartungen an sich selber. Und genau das erwartet er auch von den Menschen, mit denen er arbeitet. Es war für ihn unfassbar frustrierend, wenn jemand nicht dieselbe Leidenschaft an den Tag legte. Was mir aber fast noch mehr im Kopf geblieben ist, war, wie sehr er sich seiner Verantwortung bewusst war. Egal ob es um ein Charity Event oder einen Pressetermin ging, wenn MJ zugesagt hatte, war er auch pünktlich da.

SPOX: Wie schwer war es für ihn, die Entwicklung vom Spieler zum Teambesitzer zu machen?

Cook: Darüber haben wir nie gesprochen. Aber klar, Michael hat für den Sport gelebt. Der Alltag in der Kabine ist nun mal anders als auf den Rängen, ihn hat es häufig in den Beinen gejuckt. Aber ein Michael Jordan hat überall Erfolg, egal ob auf dem Court oder abseits davon.

SPOX: Zum Abschluss eine persönliche Frage: Wie viele Air Jordan Schuhe haben Sie?

Cook: (lacht) Ich brauche keinen eigenen Schuhschrank, wenn Sie das meinen. Ich kann mich noch an einen Designer bei Air Jordan erinnern, der mit seiner Kollektion wohl eine kleine Lagerhalle füllen hätte können. Aber auch bei mir sind über die Jahre ein paar zusammengekommen.

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