UFC

Kontroverser Sieg für Jose Aldo

Von Oliver Copp
Jose Aldo (l.) profitierte gegen Frankie Edgar von einem sehr überraschenden Urteil
© ufc

Der Brasilianer José Aldo verteidigte seine Weltmeisterschaft im Federgewicht nach Punkten gegen den früheren Leichtgewichtsmeister Frankie Edgar, doch die Punktwertung spiegelte den Kampfverlauf in Las Vegas nicht ansatzweise wider.

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Die erste Runde des Weltmeisterschaftskampfes gehörte dem Champion. Zwar schlug sich Frankie Edgar wacker, doch traf ihn José Aldo immer wieder durch die Deckung hindurch, sei es mit harten Legkicks, rechten Geraden oder Jabs. Edgars Gesicht war bereits am Ende der Runde gezeichnet.

Edgars unerschrockene Art zu kämpfen, brachte ihn in Runde zwei deutlich besser in den Fight. Er ging auf den brandgefährlichen Weltmeister los und landete einige harte Treffer mit den Händen, die Aldo den Rückwärtsgang einlegen ließen.

Sogar ein Takedown gelang dem früheren Leichtgewichtsmeister. Der Brasilianer revanchierte sich mit harten Legkicks, von denen einer Edgar sogar von den Beinen holte, und einem schönen Flying Knee, das ebenfalls traf.

Edgar dreht auf

In der dritten Runde traf der Herausforderer deutlich öfter und mit besseren Kombinationen als sein Gegner. Edgar gelang gleich zu Beginn der Runde ein Takedown, mit dem er das Tempo für die restlichen viereinhalb Minuten vorgab. Aldos maßgebliche Aktion der Runde war ein Kick zum Kinn von Edgar à la Silva-Belfort.

Runde vier brachte für den Herausforderer wieder viel Erfreuliches - unter anderem einen schönen Slam aus der Umklammerung von hinten. Leider traf ihn Aldo aber am linken Auge, das im Laufe der Runde zu schwoll. Edgars Runde.

Überraschende Wertung, gellende Pfiffe

Mit einer famosen fünften Runde gegen einen José Aldo, der mehrfach zur Uhr hochblickte, hätte sich Frankie Edgar vermeintlich den Sieg und die Weltmeisterschaft im Federgewicht gegen einen Champion sichern können, der letztlich mit der Kondition und mentalen Toughness seines Gegenübers nicht mithalten konnte.

Doch leider waren die Punktrichter anderer Meinung. Unter einem Pfeifkonzert, wie man es seit langem nicht mehr gehört hat, verkündeten sie José Aldo mit 49-46, 49-46 und 48-47 Punkten zum Sieger und weiterhin Weltmeister im Federgewicht. Die Art und Weise, wie sich der Kampf entwickelte, schreit nach einem Rückkampf für den Amerikaner.

Minotauro schreibt Geschichte

Der Brasilianer Antonio "Minotauro" Noguiera holte sich gegen Rashad Evans einen der wichtigsten Siege seiner Karriere und ist nun nach Lyoto Machida und Jon Jones nur der dritte Kämpfer, der jemals Rashad Evans im Octagon besiegen konnte.

Das Highlight der ersten Runde war ein Headkick von Rashad Evans, der Nogueira punktgenau traf. Evans gelang nach 4:20 Minuten noch ein Takedown, der aber zu nichts führte. Ansonsten waren die Momente im Striking recht ausgeglichen verteilt.

Die zweite Runde brachte leichte Vorteile für Nogueira, der Evans regelmäßig mit der Linken traf. Die ersten Male wechselte Evans als Reaktion die Auslage, aber da es ihn nicht weiterbrachte, verzichtete er im Weiteren darauf.

Rashad Evans hatte ganz klar einen schlechten Tag. Der Kampf entglitt ihn in der dritten Runde immer weiter. Nogueira traf sicherer, Evans scheiterte mit seinen Takedowns, und kurz vor dem Ende schien es so, als hatte er den Fight schon abgeschrieben.

Alle drei Punktrichter gaben die erste Runde an Evans und die zweite und dritte Runde jeweils an Nogueira. Ergebnis ist somit einstimmig 29-28 Punkte für Nogueira.

Bigfoot sorgt für Sensation

Die Sensation des Abends war der Sieg von Antonio "Bigfoot" Silva gegen den hoch favorisierten Holländer Alistair Overeem.

Während man die erste Runde unter "Abtasten" ablegen durfte, ließen Alistair Overeem und Bigfoot Silva in der zweiten Runde endlich die Fäuste fliegen - leider, wie es schien, aber mit angezogener Handbremse.

Nach 1:40 Minuten gelang Overeem ein Takedown, und er verbrachte den Großteil der Runde in der Oberlage, ohne dort viel bewegen zu können. Erst kurz vor dem Rundenende holte Ringrichter Herb Dean die beiden wieder auf die Beine, und es folgte ein Schlagabtausch, bei dem beide Kämpfe punkten konnten.

Overeems arrogante Entscheidung, die Deckung unten zu lassen, rächte sich dann in der dritten Runde, als Silva ihn mit zwei Rechten traf, dann zwei Aufwärtshaken und einigen Links-Rechts-Kombinationen, bis Herb Dean dazwischen ging und den Kampf nach 25 Sekunden der dritten Runde abbrach.

Maia mit Blitzstart

Der Brasilianer Demian Maia, der im letzten Jahr aus dem Mittelgewicht ins Weltergewicht gewechselt hatte, setzte seine Siegesserie mit einem einstimmigen Punktsieg mit 30-27 Punkten gegen den sonst sehr grapplingstarken Jon Fitch fort.

Demian Maia benötigte nur 14 Sekunden, um Jon Fitch mit einem Takedown zu Boden zu bringen und 20 Sekunden, um den Back Mount zu erobern. Die erste Hälfte der Runde stand Fitch mit Maia auf seinem Rücken, der dort einen Rear-Naked Choke versuchte. Nach 2:30 Minuten ließ Maia los, blieb aber bis zum Ende der Runde beim vergeblichen Versuch des Würgegriffs.

Jon Fitch begann die zweite Runde mit guten Schlägen und Kicks, fand sich aber schon nach 40 Sekunden wieder auf der Matte wieder. Nach 1:10 Minuten folgte ein weiterer Beinfeger, und Maia arbeitete den Rest der Runde mit einer Body Triangle an einem Rear-Naked Choke, der sich nicht ergab.

Auch die dritte Runde verlief für Jon Fitch nicht erfolgreicher. Demian Maia drückte ihm mit Ausnahme weniger Sekunden um die Zwei-Minuten-Marke herum seinen Stil weiter auf und nagelte ihn auf der Matte fest. Zwar richtete der Brasilianer kaum Schaden an, aber alles andere als ein einstimmiger Sieg für ihn wäre ein Fehlurteil gewesen.

Für McCall wird's eng

Joseph Benavidez setzte sich einstimmig mit 29-28 Punkten gegen Ian McCall durch.

In der ersten Runde hatte McCall Schwierigkeiten damit, die Distanz zu überwinden. Jedes Mal, wenn er in den Infight ging, kassierte er Treffer und wich wieder zurück. Erst kurz vor Ende der Runde gelang es McCall, eine Platzwunde am Kopf von Benavidez zu öffnen und die Sekunde der Verwunderung zu nutzen, um ihn mit einem Treffer zu Boden zu schicken.

Die zweite Runde verlief ähnlich. Benavidez' Striking war technischer, treffsicherer und klarer im Abschluss. Die einzige für ihn brenzlige Szene ereignete sich, als er abtauchte, McCall seine Absicht erkannte und sich den Back Mount sicherte.

Benavidez begann die letzte Runde schnell und punktete mit Kombinationen und einen Knie zum Kopf. McCall gelang ein Takedown, aus dem sich sein Gegner aber sofort befreien konnte. Ansonsten wieder Benavidez' Runde.

Für Ian McCall wird mit dieser Niederlage die Luft zum Verbleib in der UFC leider sehr dünn.

Woodley mit tollem Einstand

Evan Dunham gewann eine geteilte Punktentscheidung gegen Gleison Tibau. Der Brasilianer war in der ersten Hälfte des Kampfes stärker, Dunham in der zweiten Hälfte.

Der frühere Strikeforce-Kämpfer Tyron Woodley meldete sich mit einem würdigen Einstand in der UFC. Er traf Jay Hieron gleich mit seinem ersten Haken hinter dem Ohr, schickte ihn damit zu Boden und setzte dort nach, bis Ringrichter Herb Dean den Kampf nach nur 36 Sekunden abbrach. Sieger durch Knockout: Tyron Woodley.

Schwache Ringrichterin

Bobby Green besiegte als zweiter Strikeforce-Fighter im Bunde Jacob Volkmann nach 4:25 Minuten der dritten Runde durch Aufgabe in einem Rear-Naked Choke. In der zweiten Runde entschied Ringrichterin Kim Winslow, die Kämpfer aus einer für Green vorteilhaften Situation am Boden wieder auf die Beine zu holen - nach Meinung vieler Beobachter ohne ersichtlichen Grund.

Zwar hatte diese Entscheidung für den Kampfausgang letztlich keine Konsequenzen, aber nach fast zwanzig Jahren der MMA-Wettbewerbe sollten Ringrichter das Regelwerk besser kennen als Kim Winslow in diesem Kampf.

Rivera siegt durch technischen K.o.

Isaac Vallie-Flagg setzte sich durch geteilte Punktrichterentscheidung gegen Yves Edwards durch.

Dustin Kimura, der am Vortag vier Pfund zu schwer eingewogen hatte und deswegen auf 20 Prozent seiner Kampfbörse verzichten muss, zwang Chico Camus nach 1:50 Minuten der dritten Runde mit einem Rear-Naked Choke zur Aufgabe.

Im explosiven Eröffnungskampf besiegte Francisco Rivera Edwin Figueroa nach 4:20 Minuten der zweiten Runde durch technischen Knockout.

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