UFC

Edgar greift zum letzten Mal nach der Krone

Von Oliver Copp
UFC 150: Frankie Edgar (r.) fordert Weltmeister Ben Henderson in Denver heraus
© Getty

In der Nacht auf Sonntag kehrt die Ultimate Fighting Champion mit UFC 150: Henderson vs. Edgar 2 an den Ort zurück, an dem vor fast zwei Jahrzehnten alles begann: Denver, Colorado.

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Als Frankie Edgar im April 2010 auf Leichtgewichtsmeister BJ Penn traf, hatte man ihn zwar auf der Uhr, aber ein Sieg gegen die UFC-Ikone traute dem Mann aus New Jersey kaum jemand zu. Fünf Runden und eine einstimmige Punktrichterentscheidung später wurde in Abu Dhabi ein neuer Weltmeister gekrönt. Edgar hatte Penn schon früh frustriert. Er war schneller in der Umsetzung, hatte die bessere Beinarbeit und mehr Kondition.

Penn bekam vier Monate später einen Rückkampf in Boston, den er wieder nach Punkten, dafür aber umso deutlicher verlor. Als nächstes musste Edgar gegen den einzigen Kämpfer ran, der ihn in seiner Karriere bislang hatte besiegen können: Gray Maynard. Gleich in der ersten Runde wurde der Weltmeister schwer getroffen und überstand sie nur durch sein Kämpferherz und durch Instinkt. Doch Maynard hatte sich mit dem Ziel vor Augen, den Sack zuzumachen, so ausgepowert, dass Edgar das Heft wieder übernahm und am Ende ein Unentschieden herbeiführte.

Der Rückkampf begann wieder mit einem schnellen Knockdown - Maynard machte diesmal aber nicht den Fehler, sich wieder auszupowern. In der vierten Runde traf Edgar seinen Rivalen mit einem Schlag, der ihn zu Boden schickte. Dort setzte der Champ nach und fügte Gray Maynard die erste Niederlage seiner Karriere zu.

Knappe Niederlage Edgars im Februar

Frankie Edgar war ganz oben angelangt und wollte es sich auf seinem Thron gerade gemütlich machen, als er im Februar in Tokio knapp nach Punkten gegen Ben Henderson verlor, der ihm an jenem Abend körperlich einfach überlegen war. Die UFC-Oberen empfahlen Edgar, doch eine Gewichtsklasse nach unten zu wechseln, weil er dort besser aufgehoben war. Doch der Ex-Meister erinnerte UFC-Präsidenten Dana White an die vielen Gefallen, die er der UFC im Laufe der Jahre getan hatte und bat um einen Rückkampf gegen Ben Henderson.

Dieser Rückkampf findet nun in der Nacht auf Sonntag in der "Mile High City", Denver, statt. Ben Henderson versprach kürzlich, der Kampf werde diesmal nicht über die volle Distanz gehen und er werde keinen Zweifel daran lassen, dass er zu Recht Weltmeister ist. Frankie Edgar hat das Gerede um seinen Verbleib im Leichtgewicht an der Ehre gepackt, und er will deswegen auch Nägel mit Köpfen machen. Beide sind motiviert bis in die Haarspitzen, was einen guten und spannenden Kampf verspricht.

Es steht außer Frage, dass Edgar mit körperlichen Nachteilen in den Kampf gehen wird. Henderson ist acht Zentimeter größer und hat ungefähr sechs Zentimeter mehr Reichweite. Doch letztere Zahl täuscht, denn während Edgar eher kompakt steht, nutzt Henderson seinen sehnigen Körper, um so zu pendeln, dass aus den sechs Zentimetern effektiv fünfzehn Zentimeter und mehr werden. Henderson wird im Octagon ungefähr zehn Kilogramm schwerer sein, was im Leichtgewicht einen erheblichen Unterschied macht.

Frankie Edgar schnell und wenig

Edgars Taktik wird sein müssen, den Kampf über weit außerhalb der Reichweite Hendersons zu stehen und seine eigene Schnelligkeit und Wendigkeit dazu zu nutzen, punktuell in den Infight zu kommen, ohne auf dem Weg rein viel Schaden zu nehmen. Er wird dort viel mit Aufwärtshaken und Dirty Boxing arbeiten müssen, wenn er gegen Henderson einen Stich machen will. In die Mitteldistanz sollte er sich nur begeben, um einen seiner Power Punches abzufeuern, aber das wird riskant sein, denn geht er daneben, steht Edgar offen für Hendersons innovative und deswegen im Training extrem schwer zu imitierende Konter.

Ein Sieg des früheren Champions ist nicht ausgeschlossen, aber die Buchmacher liegen mit ihrer Einschätzung, dass Ben Henderson mit 2:1 favorisiert wird, goldrichtig. Er hat einfach mehr Möglichkeiten, den Kampf für sich zu entscheiden bzw. mehr Positionen, aus denen heraus er Punkte sammeln kann.

Im zweiten Hauptkampf des Abends treffen ebenfalls im Leichtgewicht Donald "Cowboy" Cerrone, der mit seinem Kantersieg gegen ihn den Deutschen Dennis Siver ins Federgewicht verabschiedete, und Melvin Guillard aufeinander. Sie werden unter sich den übernächsten Herausforderer um die Krone ausmachen, nachdem der nächste Titelkampf an den Kalifornier Nate Diaz gehen wird.

Kumpels Cerrone und Guillard ohne Trash Talk?

Cerrone und Guillard sind beide für ihr Trash Talking bekannt, doch sie hielten sich im Vorfeld auf Basis ihres langjährigen gemeinsamen Trainings und ihrer persönlichen Freundschaft fast schon vornehm zurück. Cerrone geht hoch favorisiert ins Rennen, weil Guillard seine ganze Karriere lang zwischen genialen Momenten und peinlichen Schlappen gependelt hat und der Cowboy im Vergleich dazu geradezu für konstant hohe Leistungen steht.

Guillard ist vermutlich der begabtere Kämpfer der beiden, neigt aber dazu, sein Pulver schnell zu verschießen, in einen Konter zu laufen und dann am Boden zur Aufgabe gezwungen zu werden - seine letzten acht Niederlagen kamen durch Abklopfen zustanden, sieben davon noch in der ersten Runde.

Der Cowboy wird seinen Gegner entweder zerpflücken oder wird von Guillard überrannt... mit einem ausgeglichenen Kampf über die volle Distanz von drei Runden darf nicht gerechnet werden.

 

Außerdem bei UFC 150:

 

  • Ed "Short Fuse" Herman will seinen Aufstieg fortsetzen. Nächstes Opfer: Ex-Titelherausforderer Jake Shields. Ob Herman da die Rechnung ohne den Wirt gemacht hat?
  • Yushin Okami will in seinem ersten Kampf nach der peinlichen Niederlage gegen Tim Boetsch zu Hause in Japan gegen den bislang wenig beeindruckenden Buddy Roberts einen Anschlusssieg einfahren. Alles andere wäre eine Überraschung.
  • Justin Lawrence und Max Holloway waren gemeinsam im Ultimate Fighter-Haus, und nun führt sie der Weg gegeneinander ins Octagon. Kein anderer Kampf bei UFC 150 ist so schwer vorherzusagen wie dieser.
  • Michael Kuiper aus Holland bekommt seine zweite und vielleicht letzte Chance, einen Sieg bei der UFC einzufahren, wenn er im Mittegewicht auf Jared Hamman trifft. Auch Hamman kommt mit einer Niederlage im Gepäck nach Denver und hält in seinen letzten acht Kämpfen einen Rekord von 4-4. Eine schaffbare Aufgabe für Kuiper?

 

UFC 150: Henderson vs. Edgar 2 wird in der Nacht von Samstag auf Sonntag ab 4 Uhr auf SPOX.com und UFC.tv übertragen. Die Vorkämpfe starten um 1:25 Uhr auf facebook.com/UFC und um 2 Uhr dann parallel auf SPOX.com und UFC.tv.

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