UFC

Urijah Faber – Comeback oder Abstellgleis?

Von Oliver Copp
Bei UFC 149 treffen Urijah Faber (l.) und Renan Barao aufeinander
© Getty

In der Nacht auf Sonntag wird im kanadischen Calgary UFC 149: Faber vs. Barao vor ausverkauftem Haus stattfinden, und obwohl selten eine Veranstaltung von so viel Verletzungspech geplagt war, geht es im Hauptkampf um alles. Wenn die frühere WEC-Ikone Urijah "The California Kid" Faber zum Octagon kommt und gegen den Brasilianer Renan Barao um die Interimsweltmeisterschaft im Bantamgewicht antritt, steht nicht nur ein Titel auf dem Spiel.

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Ex-Federgewichtsweltmeister Faber will wieder Gold um die Hüften tragen, aber in Calgary wird er um seine Daseinsberechtigung im MMA-Sport kämpfen und nicht nur um eine Weltmeisterschaft. Mit 33 Jahren ist Faber in diesem extrem jungen Sport dem Spitznamen "Kid" längst entwachsen, und während er immer noch ausgesprochen populär ist, darf nicht vergessen werden, dass dies nunmehr seine dritte Titelchance ist.

Er verlor gegen Jose Aldo im Federgewicht. Er verlor gegen Dominick Cruz im Bantamgewicht. Zieht der Kalifornier auch gegen Renan Barao den Kürzeren, wird er sich ernsthaft die Frage stellen müssen, ob es nicht Zeit für den Abtritt ist.

Baraos Bilanz: eine Niederlage, 28 Siege

In den letzten neuen Kämpfen kommt er auf fünf Siege bei vier Niederlagen. Es fällt nicht schwer, zu erkennen, dass Faber nicht mehr der Alte ist. Doch mit dieser Beobachtung tut man ihm Unrecht. Tatsächlich hat Urijah Faber nicht abgebaut - er blieb nur die letzten Jahre auf demselben Punkt stehen, während die jüngere Konkurrenz ihm davonlief. Es ist für einen Anfangdreißiger schwer, mit den immer weiter eskalierenden Trainingsanforderungen Schritt zu halten.

Urijah Faber bringt die Entschlossenheit mit, es den Kritikern zu zeigen, doch der Gegner, dem die UFC ihm in Calgary vorsetzen wird, ist eine Bank: eine Punktniederlage in seinem Debütkampf, seitdem 28 Siege und einen No Contest. Barao ist auf den Beinen stark. Sehr stark. Doch seine wahren Künste kommen erst ans Tageslicht, wenn der Kampf auf die Matte geht.

Renan Barao liebt Würgegriffe, und seine zweitliebste Waffe sind die Armhebel. Anders als der Mehrheit der Wechsler aus der kleineren Schwesterliga WEC fiel Barao der Sprung in die UFC leicht. Viele Kollegen hatten Startschwierigkeiten, und selbst frühere Garanten für explosive Kämpfe und plötzliche Finishes sahen in der UFC plötzlich nicht mehr so gut aus - Miguel Torres beispielsweise.

Faber hat noch nie aufgeben müssen

Da bislang noch niemandem das Kunststück gelang, Urijah Faber zur Aufgabe zu zwingen, ist diese Vorstellung besonders reizvoll für Barao. Er wird jedoch jeden Sieg nehmen, der sich ihm anbietet, und sich so auf Kosten des Kaliforniers einen Namen in der UFC machen. Faber beeindrucken Baraos viele Siege dagegen kaum.

"Es ist sicherlich eine Leistung, so oft zu gewinnen. Aber mal ganz ehrlich: Welche dieser Nasen hätte das Potential gehabt, mich zu besiegen? Renan Barao hat noch nie gegen jemanden meines Kalibers gekämpft, und er wird ein böses Erwachen haben, wenn ich ihm am Samstag die Lichter ausknipse", so Urijah Faber gegenüber SPOX.

Doch von diesen Worten ließ sich der Brasilianer nicht beeindrucken. "Ach - soll Urijah doch in dem Glauben bleiben, dass ich bislang nur Fallobst besiegt habe. Die Realität wird schmerzhaft sein, und er wird sich im Nachhinein die Sinnfrage stellen, denn in die fünfte Runde geht der Kampf nicht". Bislang mag kaum jemand außerhalb der echten Fans mit dem Namen Renan Barao etwas anfangen können - ein beeindruckender Sieg über eine Ikone wie Urijah Faber hätte das Potential, ihn nach oben zu schießen.

Fäuste mit Knockoutgarantie

Im zweiten Hauptkampf des Abends trifft UFC-Neuzugang Hector Lombard auf Tim Boetsch. Der Kubaner Lombard stand schon lang ganz oben auf der Transferliste von Matchmaker Joe Silva. Er verfügt über Fäuste mit Knockoutgarantie, gefährliche Beinhebel und den vielleicht miesesten Charakter im ganzen MMA-Sport. Frühere Trainingspartner stehen Schlange, um gegen Lombard anzutreten. Er versuche, seine Trainingspartner im Sparring zu verletzen, so eine häufige Anschuldigung. Er terrorisiere schwächere Trainingspartner, so eine andere.

Tim Boetsch könnte vom Charakter her nicht gegensätzlicher sein, und ihm gefällt überhaupt nicht, was so über den Flurfunk schallt. "Ich mag Menschen wie Lombard nicht. Dies ist ein Sport, und Menschen, die mit mir trainieren, müssen wie Familie behandelt werden. Was für ein Psychopath muss man sein, um bitte absichtlich Chokes im Training so lang zu halten, bis der Partner bewusstlos ist? Hector - diesmal wirst du es mit jemandem zu tun bekommen, der dir das alles in barer Münze heimzahlen wird", so Boetsch in einem kurzen Telefonstatement.

Nach seinem beeindruckenden Comebacksieg gegen Yushin Okami im Februar in Tokio schwimmt Tim Boetsch auf der Erfolgswelle ganz oben. "Mein Wechsel ins Mittelgewicht war eine sehr gute Entscheidung. Ich bin bislang in dieser Gewichtsklasse unbesiegt, und ich fühle mich großartig", bestätigt der Mann aus Neuengland. Er wird Vorsicht walten lassen müssen, denn während ihm nach zwei verlorenen Runden gegen Okami das Comeback gelang, wird er einem Kämpfer wie Hector Lombard diese Zeit nicht geben dürfen.

Außerdem bei UFC 149:

 

  • Der Franzose Cheick Kongo kehrt nach seiner Niederlage im Februar ins Octagon zurück. Sein Gegner: der noch recht unbekannte Shawn Jordan. Kongo macht oft den Fehler, sich selbst zu überschätzen - tut er es in diesem Fight, könnte es sein letzter in der UFC sein.
  • Ultimate Fighter-Sieger Court McGee kämpft gegen den Lokalmatador Nick Ring, und diesmal findet der Fight tatsächlich statt.
  • Brian Ebersole will mit einem Sieg gegen James Head endgültig seinen Anspruch auf einen Titelkampf im Weltergewicht untermauern. Nach dann fünf Siegen in Folge in der UFC sollte er zumindest mal ins Rennen um einen Titelkampf einsteigen.

 

UFC 149: Faber vs. Barao wird in der Nacht von Samstag auf Sonntag ab vier Uhr auf SPOX.com und UFC.tv übertragen. Die Vorkämpfe starten um 1.00 Uhr auf facebook.com/UFC und um zwei Uhr dann parallel auf SPOX.com und UFC.tv.

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