UFC

Eine Demütigung in zwölf Schritten

Von Bastian Strobl
Dennis Siver (r.) dominierte an der Konsole fast nach Belieben
© spox

Im Octagon gegen Dennis Siver? Ein SPOX-Redakteur akzeptierte diese Herausforderung und zockte mit dem 33-Jährigen das neue THQ-Videospiel "UFC Undisputed 3". Die deprimierende Erkenntnis am Ende des Tages: Zwölf Kämpfe, zwölf Niederlagen, und eine Lehrstunde in Sachen psychologischer Kriegsführung.

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Es gibt keinen Ausweg. Hinter mir erhebt sich der bedrohliche Maschendrahtzaun. Unverzeihlich. Unerbittlich. Und vor mir erblicke ich gerade noch, wie Dennis Siver wie ein wütender Stier auf mich zustürmt.

Ich muss mich entscheiden. An Ort und Stelle verharren, um überrollt zu werden. Oder mich an den ältesten und wohl edelsten aller Kampfsport-Ratschläge halten: Angriff ist die beste Verteidigung.

Während ich wenige Augenblicke später am Boden liegend die Sterne zähle, werden mir zwei Sachen bewusst. Erstens: Nicht jeder Ratschlag ist auch von Erfolg gekrönt. Und zweitens: Leg dich nie mit einem UFC-Fighter an!

Mehr als 150 Kämpfer, zahlreiche Arenen

Es gibt allerdings auch Positives zu berichten. Meine Nase ist nicht schiefer als davor, der erste Knochenbruch meines Lebens lässt glücklicherweise immer noch auf sich warten. Der Grund: Mein Duell mit Dennis Siver fand dank THQs neuem Videospiel "UFC Undisputed 3" nur an der Spielekonsole statt.

Mehr als 150 Kämpfer, jede Gewichtsklasse vom Schwergewicht bis runter zum Bantamgewicht, zahlreiche originalgetreue Arenen - über zu wenige Möglichkeiten kann man sich bei der virtuellen Klopperei sicherlich nicht beschweren.

Vielleicht sorgte auch das bei mir zu Beginn für ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Ganz nach dem Motto: Irgendwann werde ich Siver schon zeigen, was eine Harke ist.

Psychologische Kriegsführung von Siver

Selbst als der 33-Jährige in unserem ersten Duell den von mir ausgewählten Donald Cerrone nach gefühlten 20 Sekunden bereits in die ewigen Jagdgründe schickte und damit zumindest auf der Konsole seine bittere Niederlage aus dem Oktober 2011 vergessen machte, ließ mich das noch nicht erschaudern.

Schließlich wollte man zu Beginn vor allem ein guter Gastgeber sein. Den zweiten schmerzhaften Treffer landete Siver allerdings bereits kurz nach unserem nächsten Fight: "Eigentlich bin ich gar kein alter Hase beim Zocken." Im Nachhinein weiß ich: Das war nicht mehr als psychologische Kriegsführung.

Knockouts für Jones, Silva und Co.

Er wollte mich in falscher Sicherheit wiegen, wie er es im wahren Leben schon so häufig mit seinen Gegnern im Octagon getan hatte. Auch meine nicht gerade revolutionäre Taktik, in den einzelnen Gewichtsklassen mit den jeweiligen Champions mein Glück zu versuchen, ging in die Hose.

Junior Dos Santos? Krachender Knockout. Jon Jones? Krachender Knockout. Anderson Silva? Na ja, Ihr wisst schon. Nach der siebten Niederlage in Serie musste ich also etwas tun. Meine Idee: Auf zu neuen Ufern. Eine kleine Zeitreise war angesagt. Bei "UFC Undisputed 3" ist es schließlich auch möglich, die guten, alten PRIDE-Tage wieder aufleben zu lassen.

Lenne Hardt lässt grüßen

Harte Stomps, längere Runden, und Lenne Hardt als Ringansagerin - sobald man den Ladebildschirm hinter sich gelassen hatte, fühlte man sich wie im Japan zu Beginn dieses Jahrtausends.

"Ich hätte mich gerne bei PRIDE duelliert. Das waren damals coole Events", schwelgte auch Siver in Erinnerungen. Und schenkte mir damit - vermutlich unwissentlich - neuen Mut. Denn im Gegensatz zur UFC hatte er dort keine Erfahrungsvorteile.

Nachdem nacheinander Rampage Jackson, Mirko Cro Cop und Royce Gracie den Ringboden geküsst hatten, wusste ich: Gegen Siver war an diesem Tag kein Kraut gewachsen.

Federgewicht-Debüt gegen Nunes

Zugegeben: Eine richtige Herausforderung war ich für ihn wohl nicht. Das wird sich am 14. April sicherlich ändern. Dann legt Siver das Gamepad wieder zur Seite und geht seiner eigentlichen Berufung nach.

Im ersten Kampf nach seinem Wechsel ins Federgewicht wartet Diego Nunes bei "UFC on Fuel". "Der ist gleich ein richtig guter Gegner. Immerhin ist er ein Trainingspartner von Jose Aldo und gilt als starker Striker. Das könnte ein echter Stand-up-Krieg werden", so Siver.

Der Brasilianer war im Sommer 2011 sogar kurz davor, einen Titelkampf zu erhalten, bis eine Niederlage gegen Kenny Florian diesen Traum zerstörte. Trotzdem gehört Nunes weiterhin zur Top Ten im Federgewicht.

Stockholm statt Las Vegas

Für Siver ist der Fight also gleich eine Art Standortbestimmung, um herauszufinden, wo er in der neuen Gewichtsklasse steht. "Genau deswegen habe ich mich auch für diesen Schritt entschieden. Im Leichtgewicht hatte ich zu häufig mit Reichweitennachteilen zu kämpfen. Außerdem warten im Federgewicht neue Gegner und damit neue Herausforderungen auf mich", betonte Deutschlands UFC-Hoffnung.

Zudem freut sich Siver nach Kämpfen in Las Vegas und Sydney darauf, sich mal wieder live den europäischen Fans zu präsentieren: "Ich habe mich der UFC selber angeboten, weil ich unbedingt in Stockholm antreten wollte. Dort habe ich bereits zu Beginn meiner MMA-Karriere gekämpft."

Dadurch umgehe er außerdem auch die Reisestrapazen sowie den Jetlag, mit dem Siver zuletzt arg zu kämpfen hatte: "Ich habe mich schon als Weltenbummler gefühlt. So schön es ist, neue Städte zu sehen, sind solche Trips auch immer sehr anstrengend."

Revanche im Octagon?

Ganz im Gegensatz zu seinem Aufenthalt im SPOX-Hauptquartier. Während mir nach zwölf Niederlagen in Folge sichtlich die Schweißtropfen von der Stirn tropften, grinste mich Siver auch am Ende des Tages weiterhin mit einer stoischen Ruhe an.

Zumindest versprach er mir zum Abschluss noch eine Revanche. Dann allerdings im Octagon. Nach der Schmach an der Konsole kann es eigentlich auch nicht mehr schlimmer für mich werden. Oder doch?

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