UFC

Der Abend der letzten Chancen

Von Oliver Copp
Stehen sich im Hauptkampf von UFC 132 gegenüber: Dominick Cruz (l.) und Urijah Faber
© ufc

UFC 132: Cruz vs. Faber aus Las Vegas wird einigen der bekanntesten Namen der UFC-Geschichte die sprichwörtliche letzte Chance bieten, relevant zu bleiben. Für den Wahl-Mannheimer Dennis Siver stellt der Event dagegen das mögliche Sprungbrett in die Riege der Titelherausforderer dar.

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Der MMA-Sport ist mit einem Alter von weniger als zwanzig Jahren noch sehr jung, und so entwickelt er sich jedes Jahr weiter. Vor fünf Jahren gab es gerade bei der Ultimate Fighting Championship noch einen unglaublichen Hype beim amerikanischen Publikum. Egal, was ins Fernsehen oder ins Pay-Per-View gesetzt wurde - es fand sein Publikum.

Das funktionierte deswegen so gut, weil die Mixed Martial Arts für viele noch exotisch waren und man deswegen jede Gelegenheit nutzte, um zwei Männer in einem Käfig gegeneinander kämpfen zu sehen. Inzwischen ist der Hype etwas abgekühlt. Es vergeht kaum ein Tag, an dem man im US-Fernsehen keine MMA-Kämpfe sehen kann. Wer jetzt aber glaubt, dass der Lack ab ist, sieht sich jedoch getäuscht.

Vielmehr ist es so, dass MMA in den USA zur Gewohnheit geworden ist. Die meisten Menschen wissen inzwischen, ob ihnen dieser Kampfsport gefällt oder nicht. Diejenigen, denen er gefällt, geben aber mehr Geld pro Jahr für ihr Hobby aus als je zuvor. So verdient die UFC trotz inzwischen schwankender PPV-Verkäufe und deutlich mehr Streuung bei den Besucherzahlen auch im Jahr 2011 mehr als in jedem anderen Jahr zuvor.

Sportlich große Tiefe

Eine der Veranstaltungen, die weder Kartenrekorde noch einen PPV-Rekord aufstellen wird, erwartet uns am kommenden Samstag: UFC 132 - Cruz vs. Faber aus der MGM Grand Garden Arena in Las Vegas. Von wahren Fans wird die Veranstaltung schon seit Monaten mit großer Spannung erwartet, denn es gab im letzten Jahr kaum einen Event mit einer sportlich größeren Tiefe.

Es geht um die Weltmeisterschaft im Bantamgewicht. Dominick Cruz verteidigt seinen Gürtel gegen den California Kid, Urijah Faber, den wichtigsten Star der Geschichte der früheren UFC-Schwesterliga World Extreme Cagefighting. Faber war deren dominanter Weltmeister im Federgewicht und das Gesicht der Liga.

Nach einer Niederlage gegen Mike Brown, einem verpatzten Rückkampf und einer Niederlage gegen den heutigen Weltmeister Jose Aldo war der Zug für Faber in seiner Gewichtsklasse abgefahren, und er entschied sich, eine Klasse nach unten zu wechseln und dort einen neuen Anlauf zu wagen. Im März gab Faber gegen den früheren Bantamgewichtsmeister Eddie Wineland eine gute Figur ab und verdiente sich so eine Titelchance gegen Dominick Cruz.

Gemeinsame Geschichte

Faber und Cruz haben Geschichte, denn bereits vor vier Jahren standen sie einander im Octagon gegenüber. Damals waren die Vorzeichen jedoch anders: Faber war der Weltmeister, Cruz der Herausforderer. Nach nur etwas über 90 Sekunden holte sich der Champion den Sieg mit einem Guillotine Choke - die einzige Niederlage in Cruz' Karriere.

Heute ist Cruz der Weltmeister und Urijah Faber der Herausforderer und Außenseiter. Faber wird unter Beweis stellen müssen, dass sein Zug noch nicht abgefahren ist, doch die Experten sind sich einige: Cruz ist zu schnell, zu explosiv und schlägt zu hart, um vom California Kid vor ernsthafte Probleme gestellt zu werden.

Letzter Auftritt für Ortiz?

Für den früheren UFC Weltmeister im Halbschwergewicht Tito Ortiz stellt UFC 132 möglicherweise die Endstation dar. Sein letzter Sieg liegt nunmehr fast fünf Jahre zurück, und UFC-Präsident Dana White legte ihm bereits nach der Punktniederlage gegen Matt Hamill im Oktober 2010 den Rücktritt nahe. Dabei muss man feststellen, dass Ortiz inzwischen schon fast als unterschätzt gelten muss.

Die einzigen beiden Gegner, denen er in den letzten Jahren überhaupt nicht gewachsen war, waren Randy Couture und Chuck Liddell zu ihren jeweils besten Zeiten - das ist keine Schande. Ansonsten verlor er nach Punkten gegen Lyoto Machida, hatte diesen jedoch Sekunden vor Schluss in einem Triangle Choke am Rande einer Niederlage. Weiterhin gegen Forrest Griffin, nachdem er diesen zu Beginn dominiert hatte, bis ihm die Puste ausging, und gegen Hamill mit einem Unentschieden gegen den damals unbesiegten Rashad Evans.

Das sieht auf dem Papier nach einer sehr viel schlechteren Bilanz aus, als sie in der Realität tatsächlich ist. Nichtsdestotrotz muss ein Sieg gegen Ryan Bader her. Doch der Nachwuchsstar und Ultimate Fighter-Gewinner hat selbst etwas unter Beweis zu stellen, nachdem er im Februar von Jon Jones deklassiert wurde und seine erste Niederlage einstecken musste.

Ortiz' frühere Stärke, sein Ringen, wird ihm gegen Bader nichts bringen. Gleichzeitig hat dieser Dynamit in den Fäusten, was auf eine harte Nacht und einen tränenreichen Abschied für den früheren Weltmeister spricht. Ortiz' Aussage von der Pressekonferenz, er werde alles geben, damit er den Kampf gewinnt - wenn er aber verliert, dann ist es eben so, strahlt nicht eben Zuversicht aus.

Das Warten ist vorbei

Ein weiterer Kampf, auf den die MMA-Welt seit nunmehr einem Jahr gewartet hat, wird bei UFC 132 auch Realität, wenn Wanderlei Silva auf Chris Leben trifft. An sich war der Kampf schon für letzten Juli angesetzt gewesen, aber Wanderlei verletzte sich im Training schwer am Knie, und es hieß wieder: warten, warten, warten.

Das Warten ist nun vorbei. Beide Kämpfe waren einst als Knockout-Künstler bekannt. Während Leben im letzten Jahr einen sehr guten Lauf hingelegt hatte, muss man bei Silva weit zurückgehen, um zu seiner dominanten Phase zu kommen.

Leben mag nur eine Stärke haben - sein Striking -, aber diese Stärke ist ausgeprägt genug, dass mit einem schnellen Knockout gegen Wanderlei Silva zu rechnen ist. Der Brasilianer ist zwar ein Liebling der Fans und Offiziellen, doch seine besten Jahre liegen eindeutig hinter ihm, und er selbst engagiert sich seit Jahren sowieso mehr als Trainer denn als Kämpfer. UFC 132 wird sehr wahrscheinlich das Ende seiner MMA-Karriere darstellen.

Siver auf dem Weg zum Titelherausforderer

Aus deutscher Sicht liegt das Hauptaugenmerk natürlich auf dem Kampf zwischen Dennis Siver und Matt Wiman im Leichtgewicht. Siver steht nach drei Siegen in Folge und acht Siegen in neuen Kämpfen an der Schwelle zum Titelherausforderer und muss sich folglich keine Sorgen um seine Zukunft in der UFC machen. Matchmaker Joe Silva will von Siver nun noch eine dominante Leistung gegen einen ausgezeichneten Striker sehen, weswegen der Kampf gegen Wiman angesetzt wurde.

Die Dennis-Siver-Kolumne: "Eine schöne Schlacht auf den Beinen"

Dennis findet sich nun in der umgekehrten Lage zu seinem letzten Kampf gegen George Sotiropoulos: Im Februar war Dennis der Außenseiter und konnte entspannt aufkämpfen, weil er buchstäblich nichts zu verlieren hatte. Diesmal wird ein deutlich größerer Druck auf ihm lasten, denn er muss nun zeigen, dass er auch mit einem unberechenbaren Striker wie Wiman zurechtkommt.

Wiman kann ganz entspannt sein - er ist der Außenseiter. Im Unterschied zum Australier Sotiropoulos, der Siver komplett unterschätzt hatte, hat der Wahl-Mannheimer sich auf den Kampf gegen Wiman intensiver vorbereitet als je zuvor. Am Ende wird der Kampf meiner Ansicht nach über das Ringen entschieden. Wiman ist ein sehr guter Ringer, und Siver hat in seinem letzten Kampf bewiesen, dass er auf diesem Gebiet stark aufgeholt hat.

Auf den Beinen ist bei zwei Knockout-Spezialisten alles drin, von einem Blitzsieg für Siver bis zu einem Blitzsieg für Wiman, doch stehen die Chancen gut, dass beide aufgrund der Wichtigkeit des Kampfes versuchen werden, den Gegner zu überraschen. Macht euch also darauf gefasst, dass die Entscheidung im Stand vorbereitet wird und auf der Matte stattfindet.

UFC 132 wird in der Nacht von Samstag auf Sonntag ab 3 Uhr auf SPOX.com und UFC.tv übertragen. Die Vorkämpfe starten um 00:15 Uhr auf facebook.com/UFC.

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