UFC

Willkommen in der Matrix

Von Bastian Strobl
Tito Ortiz hat nicht nur wegen Jenna Jameson, der Queen des horizontalen Gewerbes, was zu feiern
© Getty

Tito Ortiz fühlt sich bei seinem ersten Sieg seit fünf Jahren wie der Auserwählte. Wanderlei Silva könnte dagegen seine Axt bald an den Nagel hängen und Melvin Guillard will der nächste Tiger Woods werden. Außerdem: Ein Schneewittchen-Klon und der gefräßige Chris Leben. It's time for the Octagon-Eight!

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Die Auferstehung des Tito O.

Die Zuschauer bei UFC 132 trauten ihren Augen nicht. War es ein Wunder? Magie? Göttliche Fügung? So recht lässt sich der Sieg von Tito Ortiz auch Tage später nicht erklären. Vor dem Event hatten einige schon einen Abgesang auf den einstigen Huntington Beach Bad Boy gefeiert. Kein Wunder bei drei Niederlagen in Folge, bei denen er mehr schlecht als recht durchs Octagon kroch. Die nächste Pleite und seine UFC-Karriere wäre endgültig vorbei gewesen.

Doch dann kam der 2. Juli. Es kam UFC 132. Es kam die Auferstehung des Tito Ortiz. Zuerst prügelte er Ryan Bader die Seele aus dem Leib, bevor Ortiz dem "Ultimate-Fighter"-Gewinner via Guillotine Choke endgültig den Garaus machte.

Anscheinend war die Action im Octagon nicht nur für die Fans eine Erfahrung der dritten Art. "Es war, als habe ich mich selbst beobachtet, wie ich ihn zur Aufgabe zwinge. Alles war in Zeitlupe, wie in der Matrix. Ziemlich bizarr, oder?", sagte Ortiz gegenüber "MMA Fighting".

Aber Ortiz wäre nicht Ortiz, würde er im Anschluss nicht so tun, als hätte es die Niederlagenserie bis zum Fight gegen Bader nie gegeben: "Dana White hatte die Möglichkeit, jemanden zu finden, der die Sache zu Ende bringt, aber es hat nicht geklappt." Scheint fast so, als müsste der UFC-Präsident erst seinen Agent Smith finden.

Die Axt an den Nagel hängen

Manche schaffen es in drei Runden nicht, die Show zu stehlen. Andere brauchen dafür dagegen gerade mal 27 Sekunden. Den besten Beweis hat die MMA-Welt erst am letzten Samstag wieder bekommen.

Was für ein Offensivfeuerwerk Wanderlei Silva und Chris Leben in eben nur 27 Sekunden abbrannten, entbehrt jeglicher Logik. Nicht, dass man vor dem Kampf auf einen Drei-Runden-Fight gehofft hatte. Dafür sind beide einfach Puncher, wie sie im Buche stehen.

Und doch: Zumindest die volle erste Runde hätte man den Zuschauern bei UFC 132 gegönnt. Es könnte nämlich die Abschiedsvorstellung von Silva gewesen sein. "Die Leute lieben ihn wegen seines Kampfstils und seiner Persönlichkeit. Aber ja, es ist vermutlich das Ende seiner Karriere", sagte UFC-Präsident Dana White über den Axe Murderer.

Der hat aber anscheinend eigene Pläne, wie er einige Tage nach dem Kampf über "twitter" schrieb: "Ich kann nur an eines denken: Ich will ein Rematch." So leicht lässt sich die Axt nun mal nicht an den Nagel hängen.

Ab aufs Fairway

Um ins Octagon zu gehen, muss man einen an der Klatsche haben. Ein Vorurteil, mit dem viele UFC-Fighter zu kämpfen haben. Wenn aber auch nur ein Quentchen Wahrheit an dieser These dran ist, könnte Melvin Guillard der Prototyp dafür sein.

Bevor der Young Assassin bei UFC 132 Shane Roller ausknockte, schoss er bei einem öffentlichen Training einige Tage zuvor den Vogel ab. Erst zog er sich für die anwesenden Pressevertreter bis auf die Unterwäsche aus. Dann schloss er die Augen, breitete die Hände aus wie einst Moses bei der Teilung des Meeres und ließ sich vor allen Leuten seelenruhig mit Öl einschmieren.

Als wäre das noch nicht genug gewesen, um zu beweisen, dass er ein wenig exhibitionistisch veranlagt ist, ließ er die Medien auch noch an seinen Zukunftsplänen teilhaben. Guillard will Golf-Profi werden. Kein Scherz. "Wenn ihr mich golfen sehen würdet, dann würde euch das Lachen vergehen. Gegen mich würdet ihr kein Land sehen", so der 28-Jährige. Wir freuen uns schon mal auf das erste Treffen mit Tiger Woods.

Nachhilfeunterricht für Lights Out

Manche Menschen sind schwer von Begriff. Ob es an zu vielen Schlägen auf den (Hinter-) Kopf liegt, weiß man nicht. Die Lösung: Einmal Nachhilfeunterricht, bitte! Genau das blüht nämlich auch James Toney, der seinen Traum einer MMA-Karriere trotz der eindeutigen Niederlage gegen Randy Couture nicht aufgeben will. Leider.

Sein Gegner am 23. September wird Ken Shamrock sein. MMA-Legende, der mit seinen 47 Lenzen aber auch schon mal bessere Tage erlebt hat. Und gegen Toney keine Chance haben wird, wenn es nach Tever Sherman, dem Manager des ehemaligen Box-Weltmeisters, geht. "Ich respektiere Ken genauso wie Randy. Er gehört zu den Allergrößten. Aber im Stand-Up hat er keine Chance gegen James. Das hat schon der Fight gegen Randy gezeigt. James soll seine Fäuste fallen lassen und dann schauen wir mal, ob Ken die Eier hat, ihm einen Schlag zu versetzen", sagte Sherman "MMA Fighting".

Offenbar versteht das Toney-Lager aber immer noch nicht, für was die drei Buchstaben bei MMA eigentlich stehen. Es gibt im Octagon nun mal mehrere Wege, einen Kampf zu gewinnen, als durch einen simplen Knockout. Das Ergebnis beim Fight in El Paso dürfte also jetzt schon feststehen. Was danach kommt? Ein amerikanischer MMA-Fan hätte da schon eine Idee: "Why don't these two guys just prostitute themselves on the corner, it would be less shameful than what they are doing now!"

Ego-Probleme von Bigfoot

Ein ähnliches Problem wie James Toney hat offenbar auch Antonio Silva. Sein Ego übersteigt bei weitem seine Fähigkeiten. Zugegeben, Bigfoot Silva besiegte in der ersten Runde des Strikeforce-Heavyweight-Turniers immerhin den ehemals besten Fighter der Welt Fedor Emelianenko.

Dass mit Alistair Overeem kein Geringerer als der aktuelle Champion im Halbfinale auf den Brasilianer wartet? Geschenkt, wer wird sich denn mit solchen Kleinigkeiten abgeben. "Ich weiß, dass ich Overeem ausknocken kann. (...) Ich habe schon vor dem ersten Kampf gesagt: 'Wenn ich Fedor besiege, gewinne ich dieses Turnier'", sagte Silva den "MMA News".

Übrigens: Selbst wenn Silva mit Overeem den Boden aufwischen sollte, wartet im Finale mit Josh Barnett oder Sergei Kharitonov noch ein echter Brocken. Aber welcher Bigfoot wird deswegen schon das Frösteln bekommen?

Don't mess with the UFC

Wer schon mal im US-Bundesstaat Nebraska war, freut sich vor allem auf eines: Die Heimfahrt. Im Cornhusker State sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht. Die meisten Gehwege werden gar nicht erst runtergeklappt. Soll also heißen: So viel ist im Heimatstaat des Paten Marlon Brando nicht los.

Das dachte sich wohl auch Kneipenbesitzer Larry Davidson und zeigte ohne Erlaubnis von Dana White und Co. UFC 128 in seinem "The Edge Bar and Grill". Wer sollte ihm in dem 652-Seelen-Örtchen namens Alda schon verpfeifen?

Das Problem an der Sache: Wie die Tageszeitung "Lincoln Journal Star" berichtet, fand die UFC die verbotene Übertragung gar nicht lustig und verklagte Davidson auf 260.000 Dollar plus Verfahrenskosten. Vielleicht kann man sich ja noch außergerichtlich einigen. Wie wäre es denn mit einem Angebot, das die UFC nicht ablehnen kann?

Spieglein, Spieglein an der Wand

Es war ein Main Event, der den Namen endlich mal wieder verdient hat: Dominick Cruz gegen Urijah Faber. Dass am Ende von UFC 132 Cruz seinen Bantamweight-Titel verteidigt hat, schien da fast eher zu einem Randaspekt zu verkommen.

Dabei hat der Dominator ein kleines, aber feines Erfolgsrezept: Mike Easton, genannt The Hulk. Der verwandelt sich nämlich vor jedem wichtigen Kampf von Cruz zum Schneewittchen-artigen magischen Spiegel und macht dem Champ klar, wer der beste, böseste und härteste Kämpfer der Welt ist.

Und das Beste an der ganzen Sache: Cruz muss nicht mal die bekannte Frage stellen, um Sätze wie "Er kann dich nicht zu Fall bringen" oder "Er ist nicht schneller als du" zu hören. Easton, der eher einem Hydranten mit T-Shirt ähnelt, weiß ganz genau, was er zu tun hat. "Ich bin sein Hype-Mann, sein Motivator. Schon Muhammad Ali hatte jemanden, der ihn ständig anfeuerte", so Easton gegenüber "MMA Fighting".

Der White der Woche: Chris Leben

Ein richtiger Mann steht zu seinen Fehlern. Und seinen Macken. Und wer seine Haare Pumuckl-Rot färbt, kann sowieso keine Schoko-Eier in der Hose haben. Deswegen überraschte Chris Leben vor seinem Sieg gegen Wanderlei Silva mit einem Geständnis und erklärte seine Niederlage gegen Brian Stann bei UFC 125 auf seine Art und Weise.

"Ich habe mich mit Süßigkeiten vollgestopft. Wirklich. Als ich damals das vorgeschriebene Gewicht erreicht hatte, bin ich sofort zum nächsten Supermarkt und habe Gummibärchen, Schokolade und Eis gekauft. Weil mein Körper aber den Zucker nicht mehr gewöhnt war, lief das backstage ungefähr so ab: Kotzen, Scheißen, Kotzen, Scheißen...", so Leben zur seiner etwas anderen Vorbereitung.

Zumindest hat er daraus etwas gelernt. Vor dem Kampf gegen Silva hat er sich geschworen: "Keine Gummibärchen mehr!" Mit Erfolg, wie man mittlerweile weiß. Ob's zur Belohnung wohl ein wenig Candy gab?

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