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Silva-Time am Super-Bowl-Samstag?

Von Oliver Copp
Anderson Silva (l.) und Vitor Belfort bestreiten den Hauptkampf bei UFC 126
© ufc
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Der zweite Hauptkampf zwischen den früheren Weltmeistern Rich Franklin und Forrest Griffin wirft in dieser Hinsicht viel mehr Fragen auf und verspricht ein spannendes Duell. Nach einer fünfzehnmonatigen Pause ist Griffin wieder motiviert, an vergangene Erfolge anzuknüpfen und zu alter Form zurück zu finden. Rich Franklin ist für einen solchen Rückkehrkampf allerdings ein denkbar schlechter Gegner, denn genau wie Griffin mag er zwar in keiner Disziplin dominant sein. Anders als Griffin hat er aber nirgendwo eklatante Schwächen.

Konzentriert man sich bei dieser Begegnung also auf die Suche nach Schwachstellen, ist es Griffin, der in den Fokus rückt. Für jemanden, der bereits einmal die Weltmeisterschaft hielt, hat Forrest Griffin eine miserable Guard, aus der heraus ihn mit Keith Jardine und Rashad Evans schon zwei Kämpfer ausgeknockt haben - ein absolutes Unding. Ein technischer Knockout aus der Guard heraus ist folglich für das wahrscheinlichste Szenario für einen vorzeitigen Sieg von Rich Franklin.

Beide sind auf den Beinen nicht sonderlich K.o.-gefährlich. Franklin verfügt über das bessere technische Striking, dafür ist Griffin weniger einfach auszurechnen. Im Jiu-Jitsu sind sie zwar auf Augenhöhe, aber Aufgabegriffe haben bislang für beide keine wichtige Rolle gespielt. Forrest Griffin und Rich Franklin sind fast Spiegelbilder voneinander. Geht der Kampf über die Distanz - das wahrscheinlichste Szenario -, dann hängt es von der Tagesform ab, wer gewinnt. Beide wollen wieder Weltmeister werden. An Motivation wird es ihnen somit nicht fehlen, am Samstag im Octagon alles zu geben.

Bader und Jones kämpfen um WM-Chance

Ryan Bader und Jon Jones haben gute Karten, in zwei, drei Jahren die nächste Generation der Champions im Halbschwergewicht anzuführen. Bei UFC 126 werden sie untereinander ausmachen, wer als erster die Chance bekommt, die Luft in der Oberliga zu schnuppern. Unter Fans gibt es keinen Kampf auf der Karte, der mehr und hitziger diskutiert wird.

Bader kämpft sehr überlegt und sehr taktisch, allerdings fehlte es ihm bisher gegen die wichtigen Gegner an Durchsetzungsvermögen und Explosivität. Diese Qualitäten konnte Jon Jones zuletzt gegen Brandon Vera, Vladimir Matyushenko und Matt Hamill ein Mal ums andere unter Beweis stellen, während Bader gegen Antonio Rogerio Nogueira und Keith Jardine deutlich mehr Schwierigkeiten hatte.

Wie will Bader diesen Kampf gewinnen?

Vergleicht man Bader und Jones, stellt man sich unweigerlich die Frage, wie Bader diesen Kampf gewinnen will. Im Striking hat Jones neben 30 Zentimetern mehr Reichweite alle Vorteile auf seiner Seite. Ringerisch sind beide völlig ebenbürtig. Am Boden besiegte Jones wichtige Gegner aus der Oberlage, während Bader dort nur Pattsituationen herbeiführen konnte.

Auf diesem Niveau ist es töricht, einen sicheren Sieger auszurufen - eine Sekunde der Unaufmerksamkeit reicht, um eine Niederlage in einen Sieg zu verwandeln. Trotzdem würde mich hier alles andere als ein vorzeitiger Sieg von Jon Jones überraschen. Das Bessere ist der Feind des Guten.

Torres sucht den Weg zurück

Der frühere Federgewichtsmeister der UFC-Schwesterliga World Extreme Cagefighting Urijah Faber sagte im Gespräch mit SPOX, es sei für dominante Weltmeister schwierig, nach einer klaren Niederlage wieder auf den rechten Pfad zurück zu finden.

In einer solchen Situation findet sich der frühere Bantamgewichtsweltmeister Miguel Torres wieder. Nach siebzehn Siegen in Folge wurde er nacheinander von Brian Bowles ausgeknockt und von Joseph Benavidez zur Aufgabe gezwungen. In seinem UFC-Debüt trifft Torres nun am Samstag auf Antonio Banuelos.

Niemand weiß so recht, in welcher mentalen Verfassung Torres sich heute befindet. Zwar gelang ihm im September ein Pflichtsieg gegen Charlie Valencia, aber man vermisste die Explosivität, für die Torres als Weltmeister berühmt war. Banuelos ist ein gefährlicher Gegner für ihn, weil er über keinen großen Namen verfügt, dafür aber sehr gut und sehr vielseitig ist. Banuelos hat nichts zu verlieren und geht völlig entspannt in den Kampf, während für Torres unter allen Umständen ein Sieg her muss.

Ausnahmeringer im Eröffnungskampf

In einer ähnlichen Situation steckt im Eröffnungskampf der Ausnahmeringer Jake Ellenberger. Sein Trainer Shawn Tompkins ruft schon jetzt einen Titelkampf aus. Doch Ellenberger trifft am Samstag auf den aus Brasilien stammenden Wahl-Hamburger Carlos Eduardo Rocha, der die Fans bereits im ersten Fight der UFC 122 in Oberhausen begeisterte.

Ellenberger selbst scheint nicht viel Angst vor dem Kampf gegen Rocha zu haben und sagte im Interview mit SPOX, Rocha sei nur "ein weiterer Gegner" auf seinem Weg nach oben. Dabei scheint er zu vergessen, dass seine einzige vorzeitige Niederlage bislang gegen den Jiu-Jitsu-Experten Delson Heleno war.

Genau dort kommt der ausgemachte Brazilian Jiu-Jitsu-Könner Rocha ins Spiel. Er spielt auf dem Boden in einer völlig anderen Liga als alles, mit dem Ellenberger bislang konfrontiert war. Schützt der Ringer seine Beine nicht - ein typischer Fehler -, wird Rocha eines davon mit nach Hause nehmen.

Rocha klarer Außenseiter gegen Ellenberger

Doch auch beim Brasilianer gibt es Schatten. Auf den Beinen macht er bisweilen keine gute Figur und steckt viel zu viele Schläge ein, um den Kampf auf den Boden zu bringen. Ellenberger ist ringerisch gut genug, den Kampf im Stand zu halten, wenn er dies wünscht. Um dann bestehen zu können, muss Rocha im Training erheblich an seinem Striking gearbeitet haben. Jede der drei Runden beginnt im Stand und damit auf dem Papier in einer für Ellenberger vorteilhaften Position.

Für Carlos Eduardo Rocha ist Jake Ellenberger ein gewaltiger Schritt nach vorn. Es überrascht also nicht, dass Rocha bei den Buchmachern der klare Außenseiter ist. Ich rechne trotzdem mit einem Überraschungssieg von Rocha. Hochmut kommt vor dem Fall - Jake Ellenberger und seine Trainer sollten den Wahl-Hamburger nicht von vornherein abschreiben, tun es augenscheinlich aber trotzdem.

Die Übertragung von UFC 126: Silva vs Belfort beginnt auf SPOX.com und UFCLive.com in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 3 Uhr mit den Vorkämpfen und um 4 Uhr mit der Hauptveranstaltung. Ab 2:25 Uhr überträgt die UFC auf www.facebook.com/UFC den Vorkampf zwischen Kid Yamamoto und Demetrious Johnson.

Zum Vergleich: UFC-126-Vorschau von mySPOX-User bunsen