US-Turnverband meldet nach Missbrauchsskandal Insolvenz an

SID
Das US-Olympiakomitee strebt einen Ausschluss des Turnverbandes an.
© getty

Die Missbrauchsaffäre um den langjährigen Mannschaftsarzt Larry Nassar bringt den US-Turnverband nun auch in finanzielle Schwierigkeiten. Wie USA Gymnastics am Mittwoch in einem Statement mitteilte, hat der Verband einen Insolvenzantrag gestellt, um die Ansprüche von Nassars Opfern schneller bedienen zu können. Diese hatten zivilrechtliche Schritte eingeleitet.

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"Dieser Antrag wird es USA Gymnastics ermöglichen, seine Athleten weiterhin zu unterstützen, die volle Verantwortung gegenüber der gesamten Mitgliedschaft wahrzunehmen und die Forderungen der Opfer des von Larry Nassar begangenen sexuellen Missbrauchs schnell zu klären", hieß es in der Mitteilung.

Die Verbandsvorsitzende Kathryn Carson ergänzte: "Wir schulden es den Opfern, ihre Ansprüche aufgrund der entsetzlichen Taten der Vergangenheit vollständig und endgültig zum Abschluss zu bringen."

Anwalt der Opfer wirft Verband "Verzögerungstaktik" vor

Für den Anwalt John Manly, der mehr als 150 Opfer Nassars vertritt, sei eine Insolvenz hingegen "keine Methode, die zur schnelleren Abwicklung der Forderungen führt", wie er der Nachrichtenagentur AFP mitteilte.

Es sei vielmehr "eine Verzögerungstaktik", um Opfer daran zu hindern, an weitere Informationen zu kommen, sagte Manly weiter und warf dem US-Turnverband vor, mit diesem Schritt "seine Beteiligung am Skandal um Nassar vor dem Kongress, den Medien und der Öffentlichkeit zu verstecken".

US-Olympiakomitee strebt Ausschluss an

Erst Anfang November hatte das US-Olympiakomitee USOC mitgeteilt, einen Ausschluss des Verbandes USA Gymnastics anzustreben. Eine Entscheidung steht noch aus. Experten gehen davon aus, dass das Insolvenzverfahren auch diesen Prozess unterbricht.

Der langjährige US-Teamarzt Nassar hatte über Jahrzehnte hinweg mindestens 250 Turnerinnen sexuell missbraucht und dies stets mit medizinischen Notwendigkeiten begründet. Nassar wurde mittlerweile zu einer Gefängnisstrafe von bis zu 165 Jahren verurteilt.

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