Tischtennis-WM: Fieber! Timo Boll muss Doppel-Viertelfinale und Einzel-Achtelfinale absagen

SID
Nach dem Einzel muss Timo Boll bei der WM auch für das Doppel absagen.
© getty

Timo Boll scheint eine würdige Krönung seiner großen Laufbahn nicht vergönnt: Plötzlich aufgetretenes Fieber hat den deutschen Tischtennis-Star bei der WM in Budapest zur Absage seines Einzel-Achtelfinals und seines Doppel-Viertelfinals gezwungen.

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Damit musste Boll zum zweiten Mal bei einem WM-Turnier auf dem besten Weg zu Medaillen oder gar einem Titel vor seinem Körper kapitulieren.

"Es ist extrem bitter, weil Timo bei dieser WM sehr gut gespielt hat und auch eine gute Auslosung hatte", kommentierte Bundestrainer Jörg Roßkopf am Donnerstagvormittag auf SID-Anfrage die Hiobsbotschaft aus dem Mannschaftshotel.

Als Stunden später Bolls weiter steigendes Fieber auch seinen Einsatz im Doppel an der Seite von Patrick Franziska unmöglich gemacht hatte, bedauerte Roßkopf diese zerronnene Medaillenchance ausdrücklich: "Das Doppel hat bis zum Achtelfinale gut funktioniert, und es wäre sogar das Finale drin gewesen."

Vor WM-Aus von Boll: Keine Anzeichen für Fieber

Ein Sieg am Donnerstagabend gegen ein portugiesisches Duo hätte für Boll/Franziska mindestens Bronze bedeutet. "Wir hätten", sinnierte Roßkopf am Tag nach der Mixed-Medaille für Franziska und Petrissa Solja, "mit insgesamt drei Medaillen etwas Einmaliges erreichen können".

Die Erkrankung des Weltranglistenfünften habe sich zuvor nicht abgezeichnet, berichtete Roßkopf weiter: "Es gab keine Anzeichen, aber wie das mit Fieber so ist: Es kommt und ist dann da. So bitter es ist, können wir nichts daran ändern: Wenn ein Spieler krank ist, dann ist er krank."

Bitter ist durchaus noch eine Untertreibung, geht es um die erneute sportliche Tragik des besten deutschen Spielers der Geschichte. Dem Düsseldorfer, der in seiner Karriere mehrfach mit muskulären Problemen am Rücken und Nacken zu kämpfen hatte, fehlten in Ungarn nur noch zwei Siege zu seiner zweiten WM-Einzelmedaille nach Bronze 2011 in Rotterdam.

Zum anderen hatte sich das Turnier so günstig wie womöglich niemals zuvor für den 38-Jährigen entwickelt: In seiner unteren Tableauhälfte wartete keiner der topgesetzten Chinesen mehr, "oben" war Chinas Weltranglistenerster Fan Zhendong auch schon gescheitert - kurz: Bolls erste Endspielteilnahme erschien nach unzähligen vergeblichen Anläufen gegen die "chinesische Mauer" plötzlich durchaus realistisch und selbst der historische Titelgewinn nicht mehr als reine Utopie.

Timo Boll reiste in guter Form zur Weltmeisterschaft

Noch nach seinem Achtelfinal-Einzug am Mittwoch war Boll, der bei allen WM-Starts seit 2007 im Viertelfinale stand, aufgrund seiner anhaltenden Formsteigerung nach ernsthafteren Problemen im WM-Vorfeld bester Dinge gewesen. "Ich habe die Baustellen der vergangenen Wochen etwas behoben, und es fühlt sich besser an. Ich habe mich gut bewegt. Das ist wichtig, weil meine Beine nicht mehr so schnell wie früher sind", sagte der EM-Rekordsieger vor dem Duell gegen Jang Woojin (Südkorea).

Kurz danach aber wiederholte sich für Boll, der 2015 wegen einer Knieoperation schon das Ende seiner Laufbahn befürchten musste, die Geschichte: Bei der WM 2005 in Shanghai hatte der Linkshänder in der Nacht vor dem Doppelfinale mit Christian Süß gegen die Chinesen Kong Linghui/Wang Hao über 39 Grad Fieber bekommen. Doch der ehemalige Weltranglistenerste war trotzdem zum Endspiel angetreten - und wenige Minuten nach der 1:4-Niederlage mit einem Schwindelanfall zusammengebrochen.

Ironischerweise hatte gerade Boll mit zunehmendem Alter auf Gesundheit und Fitness geachtet. "Ich muss gut dosieren", sagte der deutsche Rekordmeister dem SID kürzlich noch: "Ich habe meine Trainingsumfänge stark reduziert, um meinem Körper nicht zu viel zuzumuten."

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