Deutsche Teams im Halbfinale

SID
Shan Xiaona und Co setzten sich im Viertelfinale gegen die Niederlande durch
© getty

Die deutschen Tischtennis-Asse haben in Lissabon die chaotische Vorrunde hinter sich gelassen und sind auf dem Weg zum historischen siebten EM-Titel in Folge. Angeführt von Europas Top-Duo Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov gelang dem Team von Bundestrainer Jörg Roßkopf ungefährdet der Einzug ins Halbfinale. Nach dem 3:0 gegen Frankreich haben die Seriensieger Bronze bereits sicher, ebenso wie die Damen wollen sie sich damit jedoch nicht zufrieden geben.

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"Das war ein souveräner Sieg, kurz und schmerzlos", sagte Boll, dem sein sechster Erfolg im sechsten Auftritt gelang: "Wir müssen weiterhin konzentriert bleiben, der Titel wird kein Selbstläufer." In der EM-Geschichte hat noch nie eine Mannschaft sieben Mal Gold in Serie gewonnen.

Am Samstag trifft die Auswahl des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) entweder auf Weißrussland oder Kroatien. Rufen Boll, Ovtcharov und EM-Debütant Steffen Mengel erneut die Form aus dem Viertelfinale ab, sollte keines der beiden Teams zum Stolperstein werden. Bisher hat nie eine Mannschaft sieben EM-Titel in Serie gewonnen.

Rekordchampion Boll gewann bei seinem Auftritt gegen Emmanuel Lebesson gewohnt souverän mit 3:1. Der 16-malige Goldmedaillengewinner ist derzeit in Europa dermaßen überlegen, dass er sich im dritten Satz zumeist eine Auszeit gönnt, wenn es darauf ankommt, allerdings sofort wieder einen Gang hochschaltet. Den zweiten Punkt besorgte Mengel mit einem überzeugenden Sieg gegen Adrien Mattenet (3:0).

Ovtcharov lässt keine Zweifel

Anschließend ließ der Weltranglistenfünfte Ovtcharov alle Personaldiskussionen der Vorrunde endgültig verstummen. Der Olympiadritte, erst am Vorabend und nach seiner Zahn-OP geschwächt angereist, bezwang den hoch eingeschätzten Stephane Ouaiche 3:1. Ovtcharov bewies, dass er trotz Trainingsrückstand in Europa derzeit nur einen Spieler fürchten muss. Der heißt Timo Boll und spielt in Lissabon in seinem Team.

Ovtcharovs Blitzstart in der portugiesischen Hauptstadt - schon am Donnerstagabend hatte er nur zwei Stunden nach seiner Landung gegen Ungarn den entscheidenden Punkt geholt - kam zum richtigen Zeitpunkt. Am Freitag erreichte Coach Roßkopf die Nachricht, dass er bei der EM und in den kommenden zwei Monaten auf Patrick Franziska verzichten muss. Der 22-Jährige hatte sich im Gruppenspiel gegen Portugal die Syndesmose im Sprunggelenk gezerrt. Patrick Baum, die etatmäßige Nummer drei des Teams, hatte wegen des tragischen Unfalltods seines Vaters vor Turnierbeginn abgesagt.

ETTU will Regel ändern

Der europäische Verband ETTU hatte das Nachnominieren von Spielern nach Ende der Meldefrist untersagt und damit den Zorn einiger Trainer und Funktionäre auf sich gezogen. "So macht sich die Sportart lächerlich", sagte Deutschlands "Mr. Tischtennis" Roßkopf, der kurzfristig befürchten musste, nur noch zwei gesunde Spieler an die Platte schicken zu können. Am Freitag reagierte die ETTU und beschloss, die Regelung bei der EM im kommenden Jahr im russischen Jekaterinenburg rückgängig zu machen.

Die deutschen Damen leiden nicht unter der fragwürdigen Regel, mit fünf gesunden Spielerinnen marschieren sie unangefochten durch das Turnier. "Das ist unsere Stärke", sagte Irene Ivancan nach dem 3:0 im Viertelfinale über die Niederlande: "Mit fünf Spielerinnen auf Top-Niveau sind wir nur schwer zu schlagen. Wir haben gegen jede Mannschaft ein Rezept." Im Halbfinale wartet am Samstag Schweden.

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