Federer abschreiben? "Lächerlich"

Roger Federer scheiterte in Wimbledon im Halbfinale
© getty
Cookie-Einstellungen

3. Kerber hat sich in diesem Jahr hinter Williams als "Best of the Rest" etabliert.

Jens Huiber: Ein klares Nein. Sie hat ein wunderbares Finale hingelegt und spielt auch sehr konstant, aber ich sehe hinter Williams zwei Spielerinnen mindestens auf Augenhöhe mit ihr. Da wäre einerseits Muguruza, die schätze ich ehrlich gesagt stärker ein als Kerber, weil sie mehr Waffen hat. Kerber ist dafür sehr konstant und eine unfassbare Kämpferin - und eine wirklich liebe Person. Außerdem schätze ich auch Azarenka ungefähr gleich stark ein. Trotzdem: Ganz großer Respekt an Kerber, sie ist auch schon vor dem Finale extrem souverän aufgetreten. Aber "Best of the Rest?" Da sehe ich schon wenigstens drei Leute: Muguruza, Kerber und Azarenka. Und dann immer noch eine klare Lücke zu Serena - und die wird meiner Meinung nach noch bis mindestens Ende 2017 spielen.

Felix Götz: Da muss ich dir widersprechen, Jens. Aber für mich wird es zunächst höchste Zeit, zu Kreuze zu kriechen. Bis zu den Australian Open wäre ich nämlich noch so manche Wette eingegangen, dass Angie niemals ein Grand-Slam-Turnier gewinnt. Sie ist zwar schon längere Zeit die konstanteste deutsche Spielerin, aber irgendwie fehlte mir die tödliche Waffe in ihrem Spiel. Nun hat sie aber sogar bewiesen, dass ihr Triumph in Melbourne keine Eintagsfliege war und wiederholbar ist. Das Wimbledon-Finale konnte sie nicht gewinnen, weil Serena einfach im positivsten Sinne ein Tier ist. Wenn es bei ihr läuft, sie ihre unfassbare Power ins Match einbringen kann und ihre Kanonen-Aufschläge, dann ist nach wie vor kein Kraut gegen sie gewachsen. Aber zurück zu Kerber: Angie ist für mich momentan ganz klar Best of the Rest. Die Weltrangliste lügt schließlich nicht.

Kerber verliert gegen Williams: Eine würdige Nummer 2

Adrian Franke: Rein nach der Weltrangliste hast du natürlich Recht, Felix, und der zweite Platz für Kerber ist hochverdient. Trotzdem steht sie für mich noch nicht konstant über Spielerinnen wie Azarenka oder vor allem Muguruza, und das ist für mich hier der Schlüssel: Um sich wirklich als erste Williams-Verfolgerin zu etablieren (und vielleicht auch eines Tages noch mehr?), muss Kerber Turniere noch konstanter dominieren. Zwischen Melbourne und ihrem Erstrunden-Aus bei den French Open spielte sie einige mehr als enttäuschende Turniere, Schulterverletzung hin oder her. Aber: Angie ist auf einem sehr guten Weg und mit dem tollen, furchtlosen Auftritt gegen Williams hat sie hier ein klares Zeichen gesetzt.

Alex Antonitsch: Erst einmal: Das war ein großartiges Finale. Ich habe, wenn ich ehrlich bin, gehofft, dass Williams nochmal ein wenig Nerven zeigt, das hat sie nicht gemacht. In meinen Augen hätte Angie am Samstag gegen jede andere gewonnen. Sie hat großartig gespielt, aber wenn Williams gut drauf ist - noch dazu auf Rasen - dann entscheidet nur sie, wie es ausgeht. Angie hat ein super Turnier gespielt und man kann ihr zu dieser Saison schon jetzt nur gratulieren. Bei "Best of the Rest" muss man aufpassen, da gibt es einige Konkurrenten. Hinter Williams ist sie aktuell die Stärkste, aber Muguruza hat bei den French Open ihre Klasse bewiesen, Halep ist wieder besser in Form und bei Radwanska weiß man auch nie. Im Moment ist Kerber schon ganz weit vorne, ja. Das heißt aber nicht, dass sie jetzt jedes Turnier gewinnen muss.