Serena und die Wilde 22

Von SPOX
Serena Williams kann zum siebten Mal Wimbledon gewinnen
© getty

Wimbledon: Das große Highlight der Tennis-Saison steht vor der Tür. Bei der 130. Auflage des Rasenturniers peilt Serena Williams den siebten Titel an und will nach mehreren Fehlschlägen endlich Steffi Grafs 22 Grad Slams einholen. Angelique Kerber sucht seit dem Triumph in Melbourne nach ihrer Form - und ihr droht schon früh Ungemach. SPOX schaut durch das Hawk-Eye und macht den Check.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die Top-Favoritin: Oh Wunder, sie heißt Serena Williams. Nach insgesamt sechs Siegen in Wimbledon führt auch dieses Jahr kein Weg an ihr vorbei. Es gibt allerdings ein großes Aber: Die 34-Jährige bekommt starke Konkurrenz aus Spanien. Die hinter Williams an Platz zwei gesetzte Garbine Muguruza kommt mit ordentlich Rückenwind aus Paris.

Im French-Open-Finale konnte sie sich mit 7:5 und 6:4 gegen Williams durchsetzen. In Roland Garros hatte die US-Amerikanerin allerdings mit Adduktorenproblemen zu kämpfen.

Eine Ausrede suchte sie deshalb nicht: "Ich werde niemals nach Entschuldigungen suchen und Dinge sagen wie: 'Oh, meine Adduktoren haben weh getan'", sagte sie nach ihrer Niederlage in Paris. Mit diesem Kampfgeist und dieser Entschlossenheit wird Williams auch in Wimbledon wieder an den Start gehen. Eine Warnung an die Konkurrenz - wenn es die überhaupt noch braucht.

Serena? Angie? Ab Sommer erleben Sie die WTA-Tour bei DAZN!

Der Draw meint es auch gut mit der Nummer eins, denn bis zum Viertelfinale wartet auf Serena kaum eine wirklich ernstzunehmende Gegnerin. Vielleicht noch Roberta Vinci, aber die hat ihre Stärken nicht unbedingt auf Rasen. In einem Halbfinale hießen die schwersten Kontrahentinnen Agnieszka Radwanska oder Belinda Bencic. Für Williams sicher nicht unüberwindbar.

Sollte es dann tatsächlich zum siebten Wimbledon-Titel reichen, hätte sie auch endlich die magische Zahl von 22 Grand-Slam-Titeln auf dem Konto - so viele wie Steffi Graf!

Die Titelverteidigerin: Wie könnte es anders sein. Auch diese Rolle ist Serena Williams überlassen. An Tag zwölf der 129. Wimbledon-Auflage schrie Williams ihre Freude über den nächsten "Serena Slam" (vier Grand Slams in Folge) heraus. Wie bei den French Open in diesem Jahr hieß die Final-Gegnerin da übrigens Garbine Muguruza.

Williams hatte die Spanierin in Wimbledon dominiert und schlenderte mit einem 6:4, 6:4 vom Rasen. Größe zeigte sie auch nach ihrem Sieg: "Sei nicht traurig, du hast so gut gespielt, irgendwann wirst auch du diese Trophäe haben," gab sie Muguruza mit auf den Weg.

Wer weiß, vielleicht hat sie dieses Jahr wieder die Chance dazu. In Wimbledon hat die in Venezuela geborene Muguruza zumindest die Chance ihre Rasen-Bilanz aufzubessern. Auf keinem Untergrund weist sie eine schlechtere Bilanz auf. Favoritin Serena Williams ist auf dem Grün ein Monster. Ihre Siegquote liegt bei unfassbaren 88 Prozent. Aber wie sagt man in der Oper so schön: Vorbei ist es erst, wenn die voluminöse Dame zu singen anfängt.

Angie Kerber: Der Sieg bei den Australien Open hob Kerber in den siebten Tennis-Himmel. Seit ihrem Grand-Slam-Triumph wirkte die geborene Bremerin jedoch nicht sonderlich spritzig.

Die lädierte Schulter machte ihr in den vergangenen Monaten Probleme. Bei den French Open war für sie in der ersten Runde gegen Kiki Bertens Schluss. Zu viele Unforced Errors und fehlende Aggressivität prägten ihr Spiel. Das Resultat war das frühste Aus in Roland Garros seit fünf Jahren.

Der Untergrund in Wimbledon kommt Kerber entgegen. Mit 67 Prozent gewonnenen Partien auf Rasen ist sie wesentlich stärker als beispielsweise auf Sand (nur 56 Prozent). "Ich mag das Turnier in Wimbledon. Gras kommt meinem Spiel auch entgegen", betonte Kerber vor dem Wimbledon-Start am 27. Juni und fügte hinzu: "Ich fühle mich gut, auch meine Schulter zwickt nicht mehr. Ich bin also hundertprozentig fit für Wimbledon." Worte die auch ihr Trainer Torben Beltz sicher gerne hören wird. Bundestrainerin Barbara Rittner ist sich ebenfalls sicher: "Sie ist eine der Besten auf Rasen." Das darf Angie Kerber in Wimbledon beweisen.

Die anderen Deutschen: Eine der DTB-Asse kann vom Verletzungspech einer Kontrahentin profitieren. Andrea Petkovic hat von der verletzungsbedingten Absage von Weißrussin Victoria Azarenka profitiert und ist nun doch an Position 32 gesetzt. Noch nie hat Petkovic in Wimbledon das Achtelfinale erreicht. Letztes Jahr scheiterte die 33. der Weltrangliste an Zarina Diyas aus Kasachstan. Ihr Abschied damals: tränenreich.

Für die einstige Wimbledon-Finalistin Sabine Lisicki wird es kaum einfacher als für Petko. Zumal 'Bum Bum Bine' momentan den Namenszusatz 'Bum' nicht wirklich verdient hat. Bei den French Open war sie von Veronica Cepede Royg aus Paraguay besiegt worden. Einer Qualifikantin. Nummer 161 der Welt. In 59 Minuten. Auch bei ihr gab es einen tränenreichen Abschied.

Es gibt jedoch Licht am Ende des Tunnels: Lisicki liebt es, auf Gras zu spielen. Das bezeugt ihr Sieg in Birmingham im Jahr 2011, das Halbfinale in Wimbledon im Jahr 2011 und das Finale im Jahr 2013. Lisicki wird sich auf ihre Stärken wie die extrem harten Aufschläge konzentrieren müssen. Es gäbe keinen besseren Ort als Wimbledon, um den Vergleich mit 'Bum Bum Boris' wieder aufleben zu lassen. Einfach wird dies jedoch nicht, denn schon Shelby Rogers muss erstmal geschlagen werden. Schafft sie dies, wartet wohl schon Sam Stosur, die sich in guter Verfassung befindet. Sollte sie ihre Wimbledon-Magie jedoch wiederfinden, könnte es gar fürs Achtelfinale reichen, denn auch Elina Svitolina in Runde drei ist eine Gegnerin, die man schlagen könnte. Das gilt dann aber nicht fürs Achtelfinale, wenn Muguruza droht.

Alexander Zverev im Porträt: Ein Geschenk des Himmels

Annika Beck beginnt gegen Heather Watson, was wohl eine zu hohe Hürde sein wird. Tatjana Maria trifft auf die Mit-Qualifikantin Julia Boserup und dürfte dort leicht favorisiert sein. Mona Barthel hat Möglichkeiten gegen Danka Kovinic, während es Laura Siegemund - selbst nicht in Form - gegen Madison Keys verdammt schwer haben wird. Anna-Lena Friedsam trifft derweil auf die letztjährige Petko-Bezwingerin Diyas, sodass durchaus die zweite Runde drin wäre. Dort ginge es dann aber schon gegen Ana Ivanovic. Schwierig wird es auch für Carina Witthöft, die gegen Irina-Camelia Begu anfängt.

Einfachster Draw: Als Top-2-Seed hat man naturgemäß keine allzu schweren Hürden zu nehmen am Anfang. Das gilt sicherlich auch für die French-Open-Siegerin Garbine Muguruza, die es zum Start mit Camila Giorgi und anschließend wohl mit der Kolumbianerin Mariana Duque-Marino zutun bekommt. Danach wird es wahrscheinlich gegen Lucie Safarova und danach wohl gegen Sam Stosur oder Elina Svitolina freilich schwieriger. Doch da sie aktuell eine herausragende Form aufweist, geht die Spanierin in jedes dieser Duelle als klare Favoritin. Im Viertelfinale droht ein Aufeinandertreffen mit Rasen-Altmeisterin Venus Williams, die immer noch für eine Überraschung gut ist. Im Halbfinale wiederum könnte es zum Kracher gegen Simona Halep oder auch Angelique Kerber kommen, im Finale schließlich wäre ein Rematch von Paris denkbar.

Erwähnen muss man, dass Muguruza nur eine sehr kurze Vorbereitung auf Wimbledon absolviert hat. Lediglich auf Mallorca spielte sie auf Rasen, verlor dort allerdings schon zum Auftakt gegen Kirsten Flipkens in zwei Sätzen. Das war allerdings nur kurz nach ihrem grandiosen Sieg in Roland Garros, weshalb man wohl keine seriösen Rückschlüsse auf ihre Rasenform ziehen kann.

Upset Alert: Die Britin Laura Robson könnte ausgerechnet gegen Kerber in der ersten Runde für eine Überraschung sorgen. Letztere hat sich in ihren letzten vier Turnieren dreimal bereits nach dem Auftaktmatch verabschiedet. Zudem scheiterte sie in ihrem einzigen Rasenauftritt in dieser Saison in Birmingham im Viertelfinale an Carla Suarez Navarro, wenn auch in drei Sätzen. Gute Form sieht anders aus. Zudem dürfte die Motivation bei Robson als Lokalmatadorin besonders hoch sein. Gegen die Nummer 4 Kerber geht es sicherlich auf einen der größeren Plätze ...

Schwerster Draw: Reden wir nochmal über Andrea Petkovic, die ohnehin nicht gut in Schuss ist. Sie startet gegen Nao Hibino aus Japan, die durchaus als machbar einzuschätzen ist. Aber dann folgen schon Elena Vesnina oder Qualifikantin Tamira Paszek, die beide unangenehm zu spielen sind. Sollte die Deutsche dann noch dabei sein, wäre aber wahrscheinlich gegen Belinda Bencic aus der Schweiz Schluss - womit Petko das Achtelfinale erneut verwehrt bliebe.

Dark Horse: Kiki Bertens. Die Niederländerin ist in bestechender Form. nachdem sie in Nürnberg das Finale erreicht hatte, setzte sich in Paris noch einen drauf und scheiterte dort erst im Halbfinale an Serena Williams. Sie spielte zwar kein einziges Rasenturnier vor Wimbledon, aber das soll den Gesamteindruck nicht schmälern. Bertens ist an 26 gesetzt und beginnt gegen Jelena Ostapenko. Anschließend wäre Barthel die Gegnerin. In Runde drei wartet wahrscheinlich Simona Halep, und sollte sie diese auch schlagen, wäre im Prinzip auch das Halbfinale drin. Bertens ist für einen weiteren Aha-Moment gut.

Geschichtsstunde: 1877 wurde Wimbledon geboren. Die Entstehung hat es einer kaputten Rasenwalze im All England Croquet Club zu verdanken. Der Verein konnte das Geld für die Reparatur nicht aufbringen und so kamen die Herren des Clubs auf die Idee, ein Turnier zu veranstalten. Die Eintrittsgelder sollten die Reparatur finanzieren. Seitdem findet das Turnier im All England Lawn Tennis and Croquet Club im Londoner Stadtteil Wimbledon statt.

Beckers Wimbledon-Sieg 1985: "Ich haue einfach drauf"

Boris Becker ist der jüngste Wimbledon-Sieger bei den Herren. Bei seinem Sieg im Jahr 1985 war Becker gerade einmal 17 Jahre alt. Steffi Graf ist mit insgesamt acht Titeln zwischen 1988 und 1996 deutsche Rekordhalterin. Rekordsiegerin mit neun Einzelsiegen ist die Amerikanerin Martina Navratilova.

Die Weltrangliste der Damen