"Man muss sogar von 20 Slams reden"

Novak Djokovic ist der neue Dominator des Tennis-Sports. Doch was haben Nadal und Federer noch im Tank?
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Das Abschneiden der Deutschen in Paris war ein Debakel

Jens Huiber: Hm, schwierig. Bei den Männern ist das Debakel, dass überhaupt nur drei direkt im Hauptfeld standen. Ich fand es sehr schön, dass immerhin Dustin Brown durch die Quali gekommen ist und eine Runde gewonnen hat. Bei den Damen war Kerber natürlich enttäuschend, auch wenn man erst im Nachhinein festgestellt hat, wie gut Kiki Bertens spielen kann. Petkovic auch, sorry. Annika Beck hat mir gut gefallen, sie hätte ihre Partie gegen Begu auch gewinnen können. Görges hat ein überragendes Spiel gemacht gegen Puig, aber eben nicht gewonnen. Man kann natürlich sagen: Nächstes Mal gewinnt man ein solches Spiel, aber die Frage ist immer, wie viele Chancen man noch bekommt. Also teils, teils.

Alex Antonitsch: Als ehemaliger Sportler tue ich mich immer schwer mit dem Wort Debakel. Bei Sabine Lisicki weiß ich nicht, ob man nach den ganzen Problemen, sowohl privat als auch im Tennis, mehr erwartet hat. Von Kerber sicher mehr, aber sie ist nicht ganz fit ins Turnier gestartet und Bertens ist dann ins Halbfinale gekommen. Sie wird sich im Nachhinein sicher ärgern, aber sie braucht sich keinen Vorwurf machen. Petkovic hat davor auch Probleme gehabt, und Putintseva war im Viertelfinale und hat beinahe Serena Williams geschlagen. Laura Siegemund hat gegen Bouchard verloren, das wird vorkommen. Bei den Herren hat es die Auslosung nur mit einem gut gemeint, und der wird den deutschen Fans auch in Zukunft noch viel Freude machen: Sascha Zverev.

Florian Regelmann: Nein, ein Debakel war es nicht. Das würde ja bedeuten, dass man vor dem Start etwas ganz anderes erwartet hätte. Konnte man das? Nehmen wir die Damen: Für die breite Öffentlichkeit ist es natürlich ein Versagen, wenn die Australian-Open-Heldin beim nächsten Grand Slam in der ersten Runde raus fliegt. Aber das ist ja Quatsch. Natürlich war es extrem schade und für sie persönlich sehr bitter, aber schon bei der Auslosung war klar: Erste Runde gegen Kiki Bertens, das kann eben an einem schlechten Tag auch schiefgehen. Bei allen anderen DTB-Mädels war das relativ frühe Aus ja keine Überraschung, wenn man sich ihre Situationen genauer anschaut. Und bei den Herren? Kohli hatte mit Almagro auch einen unangenehmen Draw, da kann man verlieren. Wenn wir ganz ehrlich sind und uns die Zukunft im deutschen Tennis anschauen, dann können wir einfach nur glücklich sein, dass wir jetzt Sascha Zverev haben. Angie wird uns noch viel Freude bereiten, aber das deutsche Tennis wieder wirklich auf ein neues Level führen, das geht nur über einen neuen Star im Herren-Tennis. Das ist einfach die Wahrheit. In diesem Jahr hat Zverev noch gegen Thiem verloren, unsere österreichischen Freunde freuen sich jetzt, dass sie die Nummer 7 der Welt haben. Warten wir mal ein, zwei Jahre ab. Denn dann wird auch Zverev, der noch ein bisschen mehr Talent hat als Thiem, unter den Top Ten stehen. Zverev wird alles verändern.

Jens Huiber: Ich fand seinen Auftritt auch sehr gut. Er wird in ein, zwei Jahren überragend sein.

Stefan Petri: Tja, wenn Zverev nicht wäre ... Also auf dem Papier ist es schon ein Debakel, dass nach der dritten Runde alle die Heimreise angetreten haben. Gerade nach dem kurzen Hype um Melbourne, bei dem man gesehen hat, was Tennis immer noch bedeuten kann. Fakt ist, dass die meisten, wie ihr es schon aufgelistet habt, einigermaßen gute "Ausreden" für ihr Ausscheiden haben. Aber Fakt ist auch, dass beim DTB von Konstanz keine Rede sein kann. Und das ist schon extrem bitter. Geht die Achterbahnfahrt weiter, wären das ja fast schon gute Vorzeichen für Wimbledon, oder?

Alex Antonitsch: Auf Rasen werden die Karten komplett neu gemischt. Da ist es ganz wichtig, dass man sich bei den Vorbereitungsturnieren positive Stimmung und Selbstvertrauen mitnimmt. Spielerinnen wie Kerber und Lisicki liegt das zehnmal mehr als die Bedingungen jetzt bei Roland Garros. Kohli spielt gern auf Rasen, Dustin Brown ist immer für eine Sensation gut. Das Abschneiden der Deutschen wird auf jeden Fall besser sein.

Jens Huiber: Bei den Männern bin ich schon gespannt. Zevev hat einen super Aufschlag, einen super Return, er kann weit kommen mit der richtigen Auslosung. Brown hat den Challenger in Manchester gewonnen, die dritte Runde ist immer drin. Kohlschreiber fehlt leider oft das Selbstvertrauen gegen die Topmänner. Was Kerber angeht: Ich habe gehört, dass Barbara Rittner ihr in Wimbledon ganz viel zutraut. Ich tue mich schwer, ihr und auch dir zu widersprechen, aber ... Wenn Angie eine überragende Auslosung hat, dann vielleicht, aber in Wimbledon wird es gegen die Heavy-Hitter wie Williams, Muguruza, Kvitova schwer, weil die einfach schneller spielen und Kerber auf Rasen dann nicht so gut verteidigen kann.

Die Weltrangliste der Herren im Überblick