Ein Außenseiter und drei Champions

SID
Der Überraschungs-Gast im Halbfinale von Wimbledon: Richard Gasquet
© getty

Drei Champions und ein Außenseiter stehen im Halbfinale von Wimbledon. Der Franzose Richard Gasquet fordert Titelverteidiger Novak Djokovic, derweil wecken Andy Murray und Roger Federer Erinnerungen an den Tennis-Sommer 2012.

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Die Rollen für den Showdown im Tennismekka Wimbledon sind klar verteilt. Niemand weiß das besser als Richard Gasquet. "Ich bin stolz, dabei zu sein, weil hier großartige Spieler im Halbfinale stehen", sagte der Franzose: "Neben Federer, Djokovic und Murray bin ich doch der Schlechteste."

Tatsächlich spielt Gasquet am Freitag als krasser Außenseiter gegen Titelverteidiger Novak Djokovic um den Einzug ins Endspiel der 129. Championships. Daran ändert auch sein epischer Fünfsatzsieg über den Schweizer French-Open-Champion Stan Wawrinka wenig. "Er ist ein unglaublicher Spieler, der beste in der Welt. Ich werde die Momente auf dem Centre Court genießen", sagte Gasquet.

Das zweite Halbfinale zwischen Rekordchampion Roger Federer und dem britischen Hoffnungsträger Andy Murray weckt derweil Erinnerung an den Tennis-Sommer 2012. Damals triumphierte Federer im Finale gegen Murray zum siebten Mal beim bedeutendsten Tennisturnier der Welt, vier Wochen später im Endspiel um die olympische Goldmedaille revanchierte sich Murray.

Federer rast durchs Turnier

"Dieser Sieg hat meine Karriere auf den Kopf gestellt", sagt der Schotte heute. Nur ein Jahr später beendete Murray den Fluch, der auf seinem Heim-Grand-Slam lastete, und gewann als erster Brite nach 77 Jahren den Titel. Der Mount Murray vor der überdimensionalen Videoleinwand, lange Jahre nach dem ewigen Halbfinal-Versager Tim Henman "Henman Hill" genannt, bebte vor Begeisterung.

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Beim Gipfeltreffen am Freitag werden die Sympathien nicht derart eindeutig auf Murrays Seite liegen, der Schweizer Gentleman Federer gehört längst zum Inventar im All England Club. Im fortgeschrittenen Tennisalter von 33 Jahren spielt er zeitlos schön, mit nur einem Satz- und auch nur einem Aufschlagverlust im Turnierverlauf hat er seinen Anspruch auf den 18. Grand-Slam-Titel untermauert. Bereits zum zehnten Mal steht er im Halbfinale, kein einziges hat er bislang verloren.

"Ich fühle mich frisch und habe noch genug Energie im Tank für ein hoffentlich großartiges Match gegen Andy", sagte Federer, der seinem souveränen Lauf in die Runde der Top Vier nicht übermäßige Bedeutung beimisst: "Jetzt beginnt die Crunch Time, jetzt musst du zeigen, dass dein Tennis auf der Höhe ist."

Djokovic schüttelt sich

Das gilt genauso für Branchenführer Djokovic, der im Achtelfinale gegen den Südafrikaner Kevin Anderson vor dem Aus stand und im Viertelfinale gegen den Kroaten Marin Cilic zur Höchstform auflief. Keinen Breakball gestattete der Serbe dem US-Open-Sieger. "Ich hoffe, ich kann im Halbfinale noch einen Gang höher schalten, die Erfahrung, hier so oft in der entscheidenden Phase des Turniers dabei gewesen zu sein, hilft mir", sagte Djokovic.

Zum sechsten Mal in Serie spielt er um den Einzug ins Finale, das große Ziel, die drei Wimbledontitel seines Trainers Boris Becker zu egalisieren, liegt nicht mehr fern. Gegen Gasquet hat Djokovic elf der insgesamt zwölf Begegnungen gewonnen, zuletzt schoss er ihn bei den French Open problemlos vom Platz.

Doch Gasquet schöpfte bei aller Bewunderung für Djokovic, Federer und Murray Hoffnung auf den großen Coup. Vor acht Jahren spielte er in Wimbledon erstmals um den Einzug in ein Majorfinale und verlor gegen Federer. "Heute bin ich 29, habe mehr Erfahrung und weiß, wie es sich anfühlt, in einem Halbfinale zu stehen. Es ist wichtig, dass ich daran glaube, das Match gewinnen zu können", sagte Gasquet, der Außenseiter. In die Rolle des Verlierers will er sich zumindest nicht schon vor dem ersten Aufschlag fügen.

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