Der Hass treibt Williams an

SID
Williams steht im Wimbledon-Finale gegen Muguruza vor ihrem zweiten Serena Slam
© getty

Zwei Tage vor dem Beginn der 129. Championships in Wimbledon gab US-Superstar Taylor Swift im Londoner Hyde Park ein Konzert. Im Publikum tanzten einige Tennisspielerinnen, auch Angelique Kerber ließ sich die Show nicht entgehen. Serena Williams feierte nicht mit ihren Kolleginnen, sie stand auf der Bühne, umringt von Supermodels.

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Welten trennen Williams und den Rest der Tennisprofis auf der WTA-Tour. Auch sportlich. Seit einem Jahr hat die überragende Branchenführerin bei einem Grand-Slam-Turnier kein Match mehr verloren, nur noch ein Sieg fehlt Williams, um das nächste Kapitel in den Tennis-Geschichtsbüchern zu vollenden.

Am Samstag (15 Uhr) trifft sie im Wimbledonfinale auf Garbine Muguruza, das seltene Kunststück, alle vier Majors nacheinander zu gewinnen, ist zum Greifen nah. Auch wenn die junge Spanierin keck vom Titel spricht, ist es kaum vorstellbar, dass sich Williams die Chance auf ihren 21. Majortitel entgehen lässt. Die Erklärung dafür lieferte sie selbst nach ihrer Machtdemonstration im Halbfinale gegen Maria Scharapowa.

"Ich hasse es zu verlieren"

"Ich hasse es wirklich zu verlieren", sagte Williams, "ich bin einer dieser Menschen, die hart, härter als jeder andere daran arbeiten, das zu vermeiden." Und wenn sie doch einmal verliere, dann lerne sie aus dieser Niederlage, "so viel, dass ich das lange Zeit nicht mehr erleben muss".

Bei den French Open in Paris, vor mehr als einem Jahr, hatte Williams eine Pleite kassiert, die ihr die Augen öffnete und den größtmöglichen Lernerfolg mit sich brachte, wie sie im All England Club erzählte. In der zweiten Runde von Roland Garros war sie an Muguruza gescheitert, "danach habe ich an bestimmten Dingen gearbeitet und bin so viel besser geworden, auch wenn es sich noch nicht sofort in den Resultaten gezeigt hat", meinte Williams.

Serena-Dominanz erinnert an Graf-Ära

Tatsächlich verlor sie auch in Wimbledon 2014 seltsam früh, seitdem sind in zwölf Monaten aber nur noch zwei Niederlagen hinzugekommen - im Vorjahr gegen ihre Schwester Venus in Montreal und 2015 gegen die Tschechin Petra Kvitova in Madrid. Williams' Dominanz erinnert an die Zeit, als Steffi Graf Ende der 80er Jahre über die Tennisplätze der Welt fegte.

Nach und nach fallen die Rekorde der deutschen Tennis-Legende, bereits heute hat Williams (279) mehr Matches bei den vier Grand-Slam-Turnieren gewonnen als Graf (278). Deren 22 Grand-Slam-Titel - Bestmarke in der Geschichte des Profitennis - könnte Williams bereits bei den US Open egalisieren, und damit auch den echten Grand Slam vollenden, den Triumph bei allen vier Majors in einem Kalenderjahr.

Das haben bislang außer Graf 1988 nur Margaret Court 1970 und Maureen Connolly 1953 bei den Frauen geschafft. Angesprochen auf diese historische Aufgabe, blockt Williams ab, schiebt den Druck weit von sich: "Daran denke ich gar nicht, es ist gut, meinen Geist davon zu befreien." Ohnehin zählt nur eines: "So lange ich nicht verliere, ist alles okay."

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