Djoker-Match abgebrochen

Von SPOX
Novak Djokovic muss gegen Kevin Anderson in die Verlängerung
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Herren - Achtelfinale (alle Matches):

Vasek Pospisil (CAN) - Viktor Troicki (SRB/22) 4:6, 6:7 (4:7), 6:4, 6:3, 6:3

Es war, als hätte plötzlich jemand den Stecker bei Dustin-Brown-Bezwinger Viktor Troicki gezogen. Der Serbe, der das Spiel in den ersten beiden Sätzen mit seinen Aufschlägen diktierte und auf dem sicheren Weg in sein erstes Grand-Slam-Viertelfinale schien, gab das Spiel im dritten Satz komplett aus der Hand. Plötzlich wirkte er mental überhaupt nicht mehr auf dem Platz und offenbarte Probleme. Selbst bei eigenem Aufschlag bekam er zunehmend Schwierigkeiten und umgekehrt hatte Pospisil seine mit Abstand beste Phase.

Im entscheidenden letzten Satz war Troicki vor allem bei gegnerischem Aufschlag weiter von der Rolle und hatte keinerlei Zugriff mehr auf das Match. Seine eigenen Aufschlagspiele brachte er wieder etwas sicherer durch, doch von dem gradlinigen, unaufgeregten Auftritt der ersten beiden Abschnitte war überhaupt nichts mehr übrig. Im ersten Satz lautete das Unforced-Error-Verhältnis aus Sicht des Serben noch 1-12, 20 weitere kamen danach bis Matchende für Troicki dazu. Mit seinem Break Mitte des fünften Satzes machte Pospisil dann alles klar, der zunehmend frustrierte Troicki hatte überhaupt keine Antworten mehr.

Richard Gasquet (FRA/21) - Nick Kyrgios (AUS/26) 7:5, 6:1, 6:7 (7:9), 7:6 (8:6)

Ausgerechnet ein Doppelfehler, ausgerechnet zwei einfache Aufschläge setzten den Schlussstrich unter das hochklassige und über drei von vier Sätze völlig ausgeglichene Match zwischen Richard Gasquet und Nick Kyrgios. Dabei startete der Franzose wacklig in die Achtelfinalpartie und lag schnell mit 0:2 zurück.

In der Folge entwickelte sich jedoch das erwartet spannende Match zwischen zwei Tennis-Profis auf Augenhöhe. Gasquet agierte zwar etwas konstanter, schlug 8 Winner mehr und leistete sich 27 Unforced Errors weniger als Kyrgios, der junge Australier schlug aber - abgesehen vom zweiten Satz - in den richtigen Momenten immer wieder zurück und wehrte neun Breakbälle ab. So gelang es Kyrgios im dritten Satz auch die Zu-Null-Niederlage abzuwenden. Beim Stand von 7:7 im Tie Break schaffte er erst das Minibreak und nutzte dann seinen zweiten Satzball zum Anschluss.

Im letzten Abschnitt verließ den 20-Jährigen jedoch das Glück. Beim Stand von 6:4 im Tie Break vergab Kyrgios zwei Satzbälle, davon einen bei eigenem Aufschlag. Ein Doppelfehler setzte anschließend den Schlusspunkt unter das Match.

Stan Wawrinka (SUI/4) - David Goffin (BEL/16) 7:6 (7:3) 7:6 (9:7) 6:4

Eine dominante Vorstellung war es nicht gerade, die Stan the Man da auf den heiligen Rasen zauberte. Im Gegenteil. Goffin verlangte dem Schweizer über drei hart umkämpfte Sätze alles ab und machte insgesamt sogar fast so viele Punkte wie Wawrinka (118:110). Nur in den Tie-Breaks zeigte sich die Erfahrung und Klasse vom Stanimal, der zwischenzeitlich immer wieder mit den eigenen Fehlern haderte.

Ganze 41 Unforced Errors produzierte Wawrinka, immer wieder traf er den Ball nicht richtig und verfehlte das Feld teilweise bei weitem. Goffin hatte etwas mehr Kontrolle über sein Spiel (26 Unforced Errors), da er eben auch deutlich weniger aggressiv agierte (44:27 Winner für Wawrinka).

Insgesamt war es für Goffin dennoch ein Match der verpassten Chancen. Im zweiten und dritten Satz war er jeweils schon ein Break vor, ließ Wawrinka aber beide Male wieder zurück in den Satz. Am Ende sollte es sich rächen: Mit einer grandiosen Vorhand longline machte Wawrinka nach 2:23 Stunden alles klar. Keine Gala-Vorstellung, aber Stan bleibt weiter ohne Satzverlust in diesem Turnier. Als nächstes wird sich Richard Gasquet an ihm versuchen.

Andy Murray (GBR/3) - Ivo Karlovic (CRO/23) 7:6 (9:7), 6:4, 5:7, 6:4

Karlovic wurde für Andy Murray der erwartet harte Gegner. Vor allem bei eigenem Aufschlag war der Kroate immer wieder schwer in den Griff zu bekommen, doch Murray nutzte die Schwächen seines Gegenübers in den entscheidenden Momenten immer wieder aus.

Besonders der erste Satz war von beiden Seiten hart umkämpft. Kein einziges eigenes Aufschlagspiel wurde abgegeben, es musste der Tiebreak folgen. Dort schien Karlovic zunächst auf Kurs, doch eine 4:2-Führung bei eigenem Aufschlag reichte nicht, weil Murray verbissen zurückschlug und sich mit dem siebten Satzball doch noch den Durchgang sicherte.

Auffällig war bei Karlovic die hohe Anzahl an Unforced Errors. Immer wieder schlug er einfache Bälle meterweit ins Aus und schenkte seinem Kontrahenten bei dessen Aufschlug leichte Punkte. Deshalb gelang dem Kroaten auch im zweiten Satz kein Break, Murray dagegen sicherte sich genau das eine, das zum 6:4-Satzgewinn ausreichte.

Auch der dritte Durchgang reihte sich zunächst in dieses Schema ein. Ähnlich wie im ersten Durchgang war bei gegnerischem Aufschlag nichts zu holen. Bis Karlovic nach 2:20 Stunden doch tatsächlich das Break gelang und er sich gleichzeitig mit 7:5 den 1:2-Anschluss sicherte.

Dramatisch wurde es im vierten Satz. Bei Aufschlag Karlovic hatte Murray Breakball, Karlovic ging vor ans Netz und legte den Ball perfekt auf die Linie - eigentlich. Denn als sich alle schon mit Einstand abgefunden haben, dann blickte Murray Richtung Schiedsrichter und forderte das Hawke Eye. Und tatsächlich: Der Ball war haarscharf im Aus. Murray holte so das entscheidende Break zum 4:3 und tüte anschließend den Einzug ins Viertelfinale ein.

Roger Federer (SUI/2) - Roberto Bautista Agut (ESP/20) 6:2, 6:2, 6:3

Schneller geht es kaum. In höchstem Eiltempo marschiert Roger Federer ins Viertelfinale. Roberto Bautista Agut ist von Anfang chancenlos und muss Wimbledon mit einer Lehrstunde des Maestros verlassen.

Nach nicht einmal 20 Minuten war der erste Satz durch, Bautista musste nur hinterherlaufen und hatte vor allem bei Federers Aufschlag gar nichts zu melden (kein einziger Breakball). Höhepunkt des Auftritts war ein sehenswerter Lob über Bautista hinweg, der punktgenau auf der Linie landete und so den ersten Satz beendete.

Zu allem Überfluss musste sich Bautista auch noch am rechten Knöchel behandeln lassen, doch selbst die etwas längeren Pausen brachten FedEx nicht aus dem Tritt. Ganz im Gegenteil: Satz zwei war nach weniger als einer Stunde in der Tasche, der dritte Satz nur Formsache. Bärenstarker Auftritt von Federer.

Novak Djokovic (SRB/1) - Kevin Anderson (RSA/14) 6:7 (6:8), 6:7 (6:8), 6:1, 6:4 unterbr.

Zum Abschluss der Achtelfinals steckt Wimbledon in einem wahren Krimi. Rund drei Stunden bekämpften sich Anderson und der Weltranglistenerste Djokovic bis aufs Blut, nur um bei einem 2:2-Gleichstand nach Sätzen von der Dunkelheit unterbrochen zu werden. Der Südafrikaner zeigte von Beginn an, dass mit ihm an diesem Abend zu rechnen war und ließ sich über den gesamten ersten Satz von Djokovic einfach nicht abschütteln.

Djokovic war wie erwartet bei längeren Ballwechseln klar im Vorteil, doch davon gab es einfach zu wenig. Anderson spielte souverän seinen Aufschlag aus und war zur rechten Stelle hellwach, als er Djokovic' Doppelfehler nutzte und im Tiebreak den ersten Satz holte. Im zweiten Satz stieg die Qualität der Ballwechsel, doch selbst in diesen Situationen schien sich der Südafrikaner immer mehr wohlzufühlen.

Zudem bewies Anderson auch im zweiten Satz seine Stärke beim Aufschlag. Wieder kam Anderson zum Satzerfolg und zu einer verdienten 2:0-Führung.

Wutentbrannt startete der Djoker in den dritten Satz und frühstückte seinen Kontrahenten innerhalb von 24 Minuten ab. Zwar fand der Südafrikaner im vierten Satz wieder die Linie in seinem Aufschlagspiel, strahlte als Returner jedoch kaum Gefahr aus. Mit dem Ende von Satz vier und dem starken Schlusspurt von Djokovic wurde die Partie schließlich unter Beifall für die beiden Duellanten unterbrochen.

Gilles Simon (FRA/12) - Tomas Berdych (CZE/6) 6:3, 6:3, 6:2

Tomas Berdych erwischte einen schwarzen Tag und muss seine Segel bereits nach dem Achtelfinale streichen. Der Nummer sechs der Setzliste unterliefen bei nur 22 Winnern schlappe 30 Unforced Errors. Besonders schwach zeigte sich Berdych, wenn er über den zweiten Aufschlag kommen musste: Nur 31 Prozent der Punkte entschied der Tscheche dann für sich.

Gilles Simon hingegen erwischte einen Sahnetag. Der Außenseiter leistete sich im gesamten Match nur elf Unforced Errors und machte insgesamt 24 Punkte mehr als sein Gegner. Nach einer Stunde und 57 Minuten verwandelte Simon seinen ersten Matchball und zieht damit ins Viertelfinale ein.

Marin Cilic (CRO/9) - Denis Kudla (USA) 6:4, 4:6, 6:3, 7:5

Aus die Maus für Zverev-Bezwinger Kudla, der zwar ordentlich gespielt, aber letztlich doch verloren hat. 21 Asse des Kroaten waren zu viel, zudem leistete sich Kudla 14 Doppelfehler - so kann man kein Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers erreichen. Vor allem der zweite Aufschlag kam von Cilic ordentlich.

Die Nummer neun der Welt hatte nur im zweiten Satz das Nachsehen und musste diesen gegen den US-Boy abgeben.

In der Folgezeit stabilisierte sich der 26-Jährige allerdings wieder, ließ Kudla kaum eine Chance und setzte sich letztlich verdient in vier Sätzen durch. Im Viertelfinale trifft Cilic nun auf den Sieger des Duells Djokovic/Anderson.

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