Heiliger Rasen wird zur deutschen Hölle

Von SPOX
Sabine Lisicki ist in Wimbledon in der dritten Runde ausgeschieden
© getty

Dustin Brown zeigt zwei Tage nach seinem Coup gegen Rafael Nadal eine Leistung zwischen Genie und Wahnsinn. Leider überwiegt der Wahnsinn. Und die Mädels: Angelique Kerber? Raus! Sabine Lisicki? Raus! Tatjana Maria? Raus! Roger Federer zieht derweil ins Achtelfinale ein, Marin Cilic gewinnt ein Marathon-Match.

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Damen - 3. Runde (alle Matches):

Garbine Muguruza (ESP/20) - Angelique Kerber (GER/10) 7:6 (14:12), 1:6, 6:2

Was für ein Drama auf Court 2! Mit 3:0 lag Kerber im ersten Durchgang bereits in Führung, dazu gab's ein komfortables 40:0 bei Aufschlag Muguruza. Die große Chance war da, doch die Spanierin biss sich zurück in ihr Service und feierte tatsächlich noch den Spielgewinn. Was folgte waren ein Break und ein weiteres Aufschlagspiel zu Gunsten der 21-Jährigen. Im Anschluss lieferten sich beide Kontrahentinnen ein sehenswertes und packendes Duell auf Augenhöhe, bei dem vor allem die Mentalität der Spanierin, die sich über die gesamte Partie erstreckte, im Fokus stand. Insgesamt 57 Winner standen 43 Unforced Errors gegenüber.

Tag 6 im RE-LIVE

"Es war ein Auf und Ab, aber ich kann mir nichts vorwerfen", sagte Kerber, die bereits bei den French Open in Paris in Runde drei gegen Muguruza verloren hatte: "Ich habe zwar wenig Fehler gemacht, aber sie hat mehr Winner geschlagen."

Im Tie Break des ersten Durchgangs nahm Kerber dann das Heft in die Hand und legte mit 5:2 eigentlich den Grundstein für den so wichtigen Satzgewinn. Erneut kam Muguruza zurück, neun Satzbälle wehrte die Spanierin im ersten Satz insgesamt ab. Es kam, wie es kommen musste: Beim Stand von 12:13 leistete sich die Deutsche den entscheidenden Patzer und ging mit 0:1 nach Sätzen in Rückstand. Wer nun dachte, dass die Geheimfavoritin auf den Turniersieg in ein mentales Loch fallen würde, der irrte allerdings gewaltig. Kerber drehte auf und marschierte zu einem lockeren 6:1 in Durchgang zwei.

Im entscheidenden Satz wechselte das Momentum dann jedoch erneut die Seiten. Kerber, die nur vier ihrer 19 Breakchancen nutzen konnte, hatte zusehends Probleme mit dem eigenen Service, es fehlten Länge und Präzision in den eigenen Schlägen. Muguruza, die in der Partie insgesamt sieben Asse verbuchte, hatte all dies und schnappte sich ein Spiel nach dem anderen. Nach etwas mehr als zweieinhalb Stunden war es dann soweit: Ein langer Ball der Spanierin landete auf der Linie. Kerber zog das Hawk-Eye hinzu. Ohne Erfolg, der Schlag war knapp im Feld, Muguruza mit 6:2 im dritten Durchgang die Siegerin.

Timea Bacsinszky (SUI/15) - Sabine Lisicki (GER/18) 6:3, 6:2

Es war alles andere als ein prickelnder Auftritt von Sabine Lisicki, die Timea Bacsinszky in nahezu jeder Statistik unterlegen war. Gravierend war dabei die Nachlässigkeit der Deutschen bei ihren Break-Möglichkeiten: Während Lisicki nur einen von sieben dieser Bälle nutzte, verwandelte die Schweizerin vier ihrer neun Chancen.

Zudem gelangen Lisicki zwar mehr Winner (17 zu 12), allerdings produzierte die 25-Jährige auch deutlich mehr Unforced Errors (24 zu 10). So geriet Lisicki, die den ersten Satz nach zwei kassierten Breaks verlor, auch im zweiten Durchgang früh in Rückstand.

Lisicki kämpfte zwar gegen die drohende Niederlage und wehrte die ersten Matchbälle noch ab, am Ende war sie aber bei Bacsinszkys Service zu ungefährlich. "Die Enttäuschung ist sehr groß", sagte Lisicki: "Aber ich habe gegen eine Gegnerin verloren, die die Saison ihres Lebens spielt."

Madison Keys (USA/21) - Tatjana Maria (GER) 6:4, 6:4

Tatjana Maria fand gegen den Aufschlag von Madison Keys einfach kein Mittel - und wenn sie dann doch mal die Chance auf ein Break hatte, vergab sie die Möglichkeit. So gelang ihr trotz drei Chancen kein Break.

Keys hingegen kam mit dem Aufschlag von Maria besser zurecht und zeigte sich in den entscheidenden Situationen nervenstärker: Im ersten Satz verwandelte sie eine ihrer drei Breakmöglichkeiten, im zweiten Durchgang nutzte sie ihre einzige Chance.

Auch in Sachen Winner war die US-Amerikanerin deutlich überlegen. Ihrer finalen 33 steht bei Maria in dieser Statistik am Ende nur eine magere neun gegenüber. Die US-Amerikanerin dominierte das Geschehen und zog souverän in die nächste Runde. Trotzdem kann Maria, die erstmals überhaupt in Runde drei eines Grand-Slams-Turnier stand, erhobenen Hauptes nach Hause fahren.

Caroline Wozniacki (DEN/5) - Camila Giorgi (ITA/31) 6:2, 6:2

Bis zum Stand von 2:2 sahen die Zuschauer eine ausgeglichene Begegnung. Danach entwickelte sich das Duell zu einem einzigen Break-Festival Wozniackis. Zwei Mal nahm die Dänin ihrer Gegnerin den Aufschlag ab. Dass der erste Satz eine deutliche Angelegenheit war, lag jedoch zu großen Teilen an Georgi. Ganze sechs Doppelfehler und 20 (!) Unforced Errors leistete sich die Italienerin. Zum Vergleich: Bei Wozniacki stand in beiden Kategorien die Null.

Giorgi konnte ihre Fehler im zweiten Durchgang zwar minimieren, spielte allerdings dennoch zu passiv. Gerade mit dem zweiten Aufschlag erzeugte sie keinerlei Gefahr. Die Weltranglisten 36. verbuchte deshalb lediglich 25 Prozent der Punkte nach eigenem ersten Service. Wozniacki dagegen agierte fast fehlerlos, zauberte ihr aggressives Grundlinienspiel auf den Rasen und brachte sämtliche Aufschlagspiele souverän durch. "The Danish Dynamite" darf als Folge auch weiterhin vom Titel träumen.

Jelena Jankovic (SRB/28) - Petra Kvitova (CZE/2) 3:6, 7:5, 6:3

Faustdicke Überraschung auf dem Centre Court! Titelverteidigerin Petra Kvitova musste sich in einem hart umkämpften Match der Weltranglisten-30. Jelena Jankovic in drei Sätzen geschlagen geben. Dabei erwischte Kvitova den besseren Start in die Partie. Die Tschechin schlug von Beginn an gut auf und zwang Jankovic mit ihrem druckvollen Spiel in die Defensive. Im vierten Spiel gelang ihr ein Break - Kvitova ließ sich diesen Vorteil in der Folge nicht mehr nehmen und schnappte sich nach nur 29 Minuten den ersten Durchgang.

Der Beginn des zweiten Satzes war ein Spiegelbild des ersten Durchgangs: Kvitova spielte weiter hochkonzentriert und schaffte das frühe Break. Doch im Anschluss verlor die Favoritin den Faden, Jankovic kam besser in der Partie. Die Serbin schlug nun besser auf und konnte der Weltranglisten-Zweiten zudem zweimal den Aufschlag abnehmen. Der dritte Satz musste folglich die Entscheidung herbeiführen.

Beide Spielerinnen begegneten sich nun absolut auf Augenhöhe. Bis zum 5:4 brachten beide ihren Aufschlag meist souverän durch, doch in der entscheidenden Phase war Jankovic hellwach. Zunächst lag die 30-Jährige mit 0:30 zurück, holte sich im Anschluss jedoch die nächsten vier Punkte und breakte Kvitova damit zum Matchgewinn. Kvitova unterliefen unter dem Strich ein paar zu viele Unforced Errors (21-11). Trotzdem machte sie mehr Punkte als ihre Gegnerin (85-84).

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