Heiliger Rasen wird zur deutschen Hölle

Von SPOX
Sabine Lisicki ist in Wimbledon in der dritten Runde ausgeschieden
© getty
Cookie-Einstellungen

Herren - 3. Runde (alle Matches):

Viktor Troicki (SRB/22) - Dustin Brown (GER) 6:4, 7:6 (7:3), 4:6, 6:3

Das Wimbledon-Märchen ist für Brown beendet! Der Nadal-Bezwinger avancierte auf Court Nummer drei zwar endgültig zum Publikumsliebling, war gegen Troicki unter dem Strich aber von der Grundlinie zu limitiert und am Netz nicht zwingend genug.

Dabei begann Brown im ersten Satz energischer als sein Kontrahent, begeisterte unter anderem mit einem sensationellen Beckerhecht und brachte seine Aufschlagspiele souveräner nach Hause. Doch schwächelte er ausgerechnet bei eigenem Service beim Stand von 4:5 - und der Serbe schlug, wie im ganzen Match, eiskalt zu, wenn er die Chance auf die Big Points bekam.

Dustin Brown im SPOX-Interview: "Millionär bin ich noch lange nicht"

Mit zwölf Assen, 20 Winnern und 91 Prozent Punkten nach dem starken ersten Aufschlag ließ sich Troicki im zweiten Durchgang auch nicht von einem frühen Break verunsichern, sondern holte den Satz zur vermeintlichen Vorentscheidung im Tie Break.

"Er hat großartig gespielt und vor allem großartig serviert. Wenn er vier Asse und einen Service-Winner im Tiebreak schlägt, kann ich halt nichts machen", sagte Brown: "Trotzdem bin ich glücklich mit meinem Turnier. Wenn mir jemand vor der Qualifikation gesagt hätte, dass ich ins Hauptfeld komme und da Rafa schlage, hätte ich das sofort unterschrieben."

Mit einem verbesserten Service und einer guten Phase auch aus dem Feld heraus schnappte sich Dreddy aber - teils mit unmöglichen Schlägen - den dritten Durchgang.

Die Effektivität und Wucht im Spiel am Netz, die Nadal vor zwei Tagen noch zur Verzweiflung getrieben hatten, fehlten jedoch das komplette Match über. Die Unbekümmertheit brachte er nicht auf den Court, Brown jagte zu vielen Bällen ans Netz hinterher, die Troicki vor keine Probleme stellten. Der Serbe stabilisierte sich vor allem gegen Ende der Partie was den Aufschlag anging und ließ dem Deutschen zwar die Show-Momente - aber keine Hoffnung auf ein Weiterkommen.

Roger Federer (SUI/2) - Sam Groth (AUS) 6:4, 6:4, 6:7 (5:7), 6:2

Nach der Partie gegen Groth dürfte sich Federer nur über eine einzige Sache ärgern: Die Extraschicht nach Durchgang drei. Während der Schweizer in den ersten beiden Sätzen das Geschehen nach Belieben diktierte und beide durch Breaks zum richtigen Zeitpunkt mit jeweils 6:4 sichern konnte, ließ er im dritten Satz die Zügel schleifen.

Die Quittung folgte prompt: Mit sieben Assen und starken 21 Winner schaffte es sein australischer Kontrahent nicht nur in den Tie Break, sondern verbuchte auch den Satz für sich. Für den Schweizer war es der erste Satzverlust in Wimbledon 2015.

Der Unmut war Federer im Anschluss deutlich anzumerken. Der 17-fache Grand-Slam-Sieger zog das Tempo ordentlich an, schlug sechs Asse und nahm seinem Gegner gleich zwei Mal den Aufschlag ab. Nach 30 Minuten verwandelte FedEx seinen ersten Matchball und trifft im Achtelfinale nun auf Roberto Bautista Agut.

Marin Cilic (CRO/9) - John Isner (USA/17) 7:6 (7:4), 6:7 (6:8), 6:4, 6:7 (4:7), 12:10

Was für ein Fight! Auf dem Court No. 1 lieferten sich Marin Cilic und John Isner ein wahres Marathon-Match, das am Samstag allerdings schneller vorüber war, als viele erwartet hatten. Beim Stand von 10:10 im fünften Satz wurde die Begegnung fortgesetzt und Cilic machte kurzen Prozess.

Der Kroate brachte souverän seinen Aufschlag durch und schaffte es im Anschluss, Isner sofort zu breaken. Der US-Amerikaner schien noch nicht ganz auf dem Platz angekommen zu sein und offenbarte ungewohnte Schwächen bei eigenem Service. Seinen insgesamt fünften Matchball konnte Cilic schließlich nutzen. Allerdings endete die Partie auf unschöne Art und Weise: Isner unterlief ein Doppelfehler.

Bereits am Vortag standen die beiden vier Stunden und 15 Minuten auf dem Platz, ehe die Partie wegen Dunkelheit abgebrochen werden musste. Bis dahin war es ein Duell auf Augenhöhe mit leichten Vorteilen für Cilic.

Der Kroate hatte 21 Punkte mehr als sein Gegenüber erzielt, deutlich mehr Winner und weniger Unforced Errors zu verzeichnen. Auch ist die Nummer neun der Setzliste nach eigenem Service gefährlicher als Aufschlagriese Isner. Doch der US-Amerikaner war in den Tie Breaks der Sätze zwei und vier hellwach und konnte so wiederholt den Satzausgleich erzielen.

Bollettieri im SPOX-Interview: "Becker macht exzellenten Job"

Ivo Karlovic (CRO/23) - Jo-Wilfried Tsonga (FRA/13) 7:6 (7:3), 4:6, 7:6 (7:2), 7:6 (11:9)

Wer braucht schon ein Break, wenn er einen Aufschlag hat wie Karlovic? Der Kroate nahm Tsonga nicht ein einziges Mal das Service ab, setzte sich aber trotzdem durch. Er ist mit 36 Jahren und 174 Tagen der älteste Spieler im Achtelfinale von Wimbledon seit seinem Landsmann Niki Pilic im Jahr 1976.

Im Turnierverlauf hat Karlovic nun 136 Asse in drei Matches geschlagen. In der ewigen Bestenliste liegt er damit auf Platz zwei hinter seinem Landsmann Goran Ivanisevic, der 2001 in Wimbledon triumphiert hatte.

Tomas Berdych (CZE/6) - Pablo Andujar (ESP) 4:6, 6:0, 6:3, 7:6 (7:3)

58! Das ist die Anzahl der Winner, mit denen Berdych das Match gegen Andujar drehte. Dabei begann die Partie für den Tschechen alles andere als nach Plan: Früh kassierte er zwei Breaks und der Durchgang war verloren.

Doch Berdych kämpfte und spielte sich im zweiten Satz förmlich in einen Rausch. 83 Prozent seiner ersten Aufschläge münzte er in einen Punktgewinn um, zudem nutzte er drei seiner vier Breakchancen. Da er auch in der Folge äußerst fokussiert agierte, bekam Andujar im dritten Satz keine Möglichkeit auf ein Break. Berdych ging in Führung.

Im vierten Satz glückte dem Spanier zwar der bessere Start, doch bei 3:5 gelang Berdych das Break. Im Tie Break behielt er dann die Nerven und sicherte sich das Weiterkommen.

Gilles Simon (FRA/12) - Gael Monfils (FRA/18) 3:6, 6:3, 7:6 (8:6), 2:6, 6:2

Was für eine kuriose Partie! Nachdem auf dem Court 1 die Dunkelheit einbrach, wurde das Match bei 2:1-Satzführung für Simon unterbrochen. Die Fans gingen davon aus, dass der Tennis-Tag damit zu Ende sei. Doch Fehlanzeige - offenbar einigten sich Spieler und Schiedsrichter auf dem Weg in die Kabine darauf, die Partie auf dem Centre Court fortzusetzen.

Dort musste also wieder das Flutlicht angemacht werden, damit die Partie vor halbleeren Rängen zu Ende gebracht werden kann. Keine besonders guten Voraussetzungen, aber offenbar wollte keiner der Beteiligten, dass am Montag noch ein Match aus der dritten Runde absolviert werden muss.

Auf dem neuen Platz konnte Simon seine Führung in einem spektakulärem Krimi ins Ziel bringen. Die Unforced Errors wurden für Monfils zum Verhängnis: Während sein Kontrahent in dieser Statistik bei 30 stehen bleib, fabrizierte Monfils 67 (!) Fehler.

Andy Murray (GBR/3) - Andreas Seppi (ITA/25) 6:2, 6:2, 1:6, 6:1

Murray marschiert weiter! Gegen Seppi hatte der Schotte zwar im dritten Durchgang Probleme, lieferte im Großen und Ganzen jedoch die nächste überzeugende Vorstellung. Murray erwischte einen hervorragenden Start in das Match und konnte Seppi sofort den Aufschlag abnehmen. Bei eigenem Service präsentierte er sich gewohnt konzentriert - Murray gewährte Seppi lediglich einen Breakball, den dieser jedoch nicht nutzen konnte. Bereits nach 29 Minuten war der erste Durchgang Geschichte.

Im zweiten Satz bot sich den Zuschauern ein ähnliches Bild: Murray servierte weiterhin stark, Seppi hatte große Probleme mit seinem Aufschlag. Der Italiener ließ sich wieder zweimal breaken und zog den Kürzeren.

Anfang des dritten Satzes nahm Seppi, der offensichtlich Probleme am rechten Bein hatte, ein Medical Timeout. Murray ließ sich dadurch offenbar aus dem Rhythmus bringen, denn beim Weltranglisten-Dritten ging plötzlich gar nichts mehr. Der Außenseiter nutzte die Chance und verkürzte nach Sätzen.

Auch im vierten Durchgang gelang Seppi sofort im ersten Spiel das Break. Im Anschluss ließ sich auch Murray aufgrund von Schulter- und Rückenproblemen behandeln - kurioserweise war im Anschluss der Lokalmatador wieder am Drücker. Murray dominierte nach Belieben, gewann die nächsten sechs Spiele und damit das Match. Über die gesamte Partie schlug Murray deutlich mehr Winner als sein Kontrahent (32:22) und produzierte weniger Unforced Errors (26:39). Im Achtelfinale bekommt es Murray mit dem Aufschlag-Riesen Ivo Karlovic zu tun.

Seite 1: Tag 6 der Damen

Seite 2: Tag 6 der Herren

Die ATP-Weltrangliste

Artikel und Videos zum Thema