Kaltstart zum Serena Slam

Von Michael Berndt
Serena Williams gewann 2012 das letzte mal in Wimbledon - 2013 und 2014 schied sie früh aus
© getty

Vorhang auf für Wimbledon 2015! SPOX blickt durch das Hawk-Eye auf das Damen-Turnier. Serena Williams geht als Topfavoritin auf den heiligen Rasen, obwohl eine entsprechende Vorbereitung mal wieder auf der Strecke bleibt. Außerdem dabei: Belinda Bencic wandelt auf Martina Hingis' Spuren und Eugenie Bouchard ist trotz Krise herzlich willkommen.

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Die Top-Favoritin: Kein Match bei den Vorbereitungsturnieren auf Rasen - kann das gut gehen? Allerdings! Wie die Siege bei den Australian Open und den French Open bewiesen haben, braucht Serena Williams keine Generalprobe auf dem Weg zum Serena-Slam.

Was der Serena-Slam ist? Das heißt, die Weltranglistenerste spielt Vier gewinnt und das jahresübergreifend. Seit ihrem Triumph bei den US Open 2014 räumte die US-Amerikanerin die Pokale in Melbourne und zuletzt krankheitsgebeutelt in Paris ab, Wimbledon fehlt noch auf der Liste. Dieses Kunststück gelang ihr bereits 2002/2003.

Seit ihrer Rückkehr als Nummer eins 2013 hält sie eine Rekord-Bilanz von insgesamt 150:11 und 34:3 gegen Top-10-Spielerinnen. Doch ein Blick auf die vergangenen beiden Jahre im Londoner Südwesten lassen Williams nachdenklich erscheinen. 2013 kam das Aus im Achtelfinale gegen Sabine Lisicki, 2014 in der dritten Runde gegen Alize Cornet.

"Die letzten zwei Jahre Wimbledon waren nicht gut, deswegen gehe ich 2015 Schritt für Schritt. Ich möchte einfach besser spielen als zuvor. Ich denke, das Spiel auf Rasen passt perfekt zu mir", sagte die US-Amerikanerin. Recht hat sie: Ihre Aufschlaghärte, die Power von der Grundlinie und die Konsequenz am Netz machen sie zur Favoritin.

Die Titelverteidigerin: Wie Serena spielte auch Vorjahressiegerin Petra Kvitova kein Vorbereitungsturnier auf Rasen. Allerdings unfreiwillig: Die Tschechin, die 2014 im Endspiel Eugenie Bouchard mit 6:3 und 6:0 vom Centre Court fegte, musste wegen eines Infekts für Eastbourne absagen.

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Dennoch bleibt die 25-Jährige ruhig und relaxed. Sie weiß aufgrund der Vergangenheit, was sie in Wimbledon zu leisten im Stande ist. Auf die Frage nach ihren Höhepunkten in London antwortet die Fed-Cup-Siegerin: "Es gab zwei". Die Titel 2011 und 2014 im Nacken und ein Spiel, erschaffen für höchste Tennis-Kunst auf dem heiligen Grün, sichern ihr eine gute Ausgangsposition.

Spielt Kvitova ihre krachende Vorhand und ihren harten Aufschlag aus, kann es zum Titel reichen. Mit Jelena Jankovic und Agnieszka Radwanska lauern in Runde drei und vier allerdings knifflige Aufgaben.

Kreis der Herausforderinnen: Wer könnte Queen Petra neben Serena vom Thron schubsen? Nicht viele, aber der Bartoli-Sieg 2013 und die Bouchard-Endspielteilnahme im letzten Jahr machen Außenseitern Hoffnung. Im Falle Kvitova kommt die Gefahr vor allem aus dem eigenen Lager.

So verfügt der tschechische Verband mit French-Open-Finalistin Lucie Safarova - die sich beim Wimbledon-Turnier 2014 im Semifinale gegen ihre Landsfrau ebenfalls nicht schlecht angestellt hat - über ein weiteres Ass im Ärmel. Mit Karolina Pliskova steht eine dritte Option parat, wie sie mit ihrem Finaleinzug Birmingham bewiesen hat.

Vor allem sollte man allerdings Maria Sharapova und Simona Halep auf dem Zettel haben. Und hey: Warum sollten nicht mal Sabine Lisicki oder Angelique Kerber für fette Überraschungen sorgen? Aber dazu gleich mehr.

Die Deutschen: Kerber spielt ein hervorragendes Jahr und hat sich mit den Siegen in Charleston, Stuttgart und allen voran auf dem Rasen von Birmingham in die vordere Reihe gespielt.

Das sieht auch Michael Stich so: "Klar ist Serena Williams die absolute Favoritin, sicherlich auch mit Simona Halep zusammen und zwei, drei anderen Spielerinnen. Aber wenn Angelique gut spielt und ein bisschen Losglück hat, gehört sie immer zum Favoritenkreis."

Losglück hat die an zehn gesetzte Deutsche schon mal: In der ersten Runde kommt es zum norddeutschen Duell gegen Carina Witthöft, im Achtelfinale lauert Caroline Wozniacki, die sie im Finale von Stuttgart schlug. Serena ist weit weg im Tableau, genauso wie Kvitova. Die krankheitsbedingte Absage in Eastbourne sorgt aber für kleine Fragezeichen.

Sabine Lisicki, Wimbledonfinalisten von 2013, macht nicht nur auf dem roten Teppich eine gute Figur, sondern überzeugte zuletzt in Birmingham auch wieder auf dem Court und legte im Erstrunden-Match gegen Belinda Bencic im Bum-Bum-Bine-Style 27 Asse zum Weltrekord auf. Sie startet gegen Jarmila Gajdosova, im Achtelfinale wartet Halep. Funktioniert der Aufschlag, bleibt sie von Nervosität und Gras-Allergie verschont, ist eine Überraschung drin.

Andrea Petkovic patzte zuletzt im Viertelfinale von Eastbourne. Ihr leichtes Programm bis zum einem möglichen Achtelfinale gegen Sharapova geben ihr aber eine faire Gelegenheit, sich für die zweite Woche zu qualifizieren. Eine frühes Ausscheiden ist aber auch nicht auszuschließen.

Ebenfalls am Start: Mona Barthel, Julia Görges, Annika Beck, Tatjana Maria, Anna-Lena Friedsam und Laura Siegemund. Abgesehen von Görges (gegen Timea Bacszinszjy, 15) und Grand-Slam-Debütantin Siegemund, die es mit Svetlana Kusnetsova (28) zu tun bekommt, haben die DTB-Damen gute Chancen auf Runde zwei.

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