Kaltstart zum Serena Slam

Von Michael Berndt
Serena Williams gewann 2012 das letzte mal in Wimbledon - 2013 und 2014 schied sie früh aus
© getty
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Dark Horse: Pressekonferenz Hobart, Januar 2015. Schüchtern sitzt sie da, ein leichtes Grinsen auf den Lippen - neben ihr Martina Hingis. Eine der erfolgreichsten Spielerinnen der Geschichte. Hingis' Regiment als Nummer eins begann Ende März 1997, Belinda Bencic, drei Wochen jung, lag gerade in den Armen ihrer Mutter. Vater Ivan - wie Hingis in der Slowakei geboren - wusste zu diesem Zeitpunkt schon, dass seine Tochter ein Tennisstar werden soll. Wenige Wochen später holte Hingis die Wimbledon-Trophäe und eroberte später den Big Apple.

Mit Hingis fing alles an, genauer gesagt mit Hingis' Mutter Monika Molitor. Diese nahm die kleine Belinda mit vier Jahren unter ihre Fittiche. Sie erlernte wie einst Hingis das taktische Spiel und nicht das Powertennis a la Serena. "Weil mir die Kraft fehlte, musste ich schlau spielen. Die Mischung aus einem guten Aufschlag, taktischen und harten Bällen zahlt sich bei mir aus", so die 18-Jährige.

Nach Runde drei im Vorjahr und dem Viertelfinale in Flushing Meadows wird es für die Newcomerin des Jahres 2014 um mehr gehen, als eine Schale Erdbeeren mit Sahne zu ergattern. Eines steht schon fest: Bencic kann es auf grünem Untergrund. Im Finale von 's-Hertogenbosch scheiterte sie erst im Finale an Camila Giorgi, einen Tag vor Wimbledon-Start holte sie ihr erstes WTA-Turnier in Eastbourne sensationell mit 6:0 im Dritten gegen die arrivierte Radwanska.

Best Dressed: Noch nie war ein Formtief so sexy wie im Falle von Eugenie Bouchard. Die standesgemäße Runde der letzten Acht in Down Under Anfang des Jahres markierte den Beginn einer fast beispiellosen Sinnkrise. Sieben Mal unterlag die Kanadierin seither in der ersten Runde, traf keinen Ball mehr. In Eastbourne gelang immerhin mal wieder ein Sieg gegen Alison Riske.

Seien wir ehrlich: Trotzdem ist die 21-Jährige auch in Wimbledon herzlich willkommen. Die Frage nach dem Warum beantwortet das Foto von der Eröffnungsfeier (siehe rechts).

Schwerster Draw: Schwer wird es sicherlich für Titelverteidigerin Kvitova und auch Topfavoritin Serena hat es nicht ganz leicht. Die Tschechin stünde in Runde drei Jelena Jakovic gegenüber, im Achtelfinale träfe sie auf eine formverbesserte Agnieszka Radwanska.

Für Serena kann es im Achtelfinale zum erneuten Sister-Act mit Venus kommen, danach wäre Sharapova diejenige, die es zu schlagen gilt.

Caroline Wozniacki steht ebenfalls vor einem heftigen Tableau. Runde drei gegen 's-Hertogenbosch-Siegerin Camila Giorgi, im Anschluss ein harter Kampf mit Kerber ums Viertelfinale. Dann als Fünftgesetzte gegen die Nummer drei Simona Halep - wahrlich kein Zuckerschlecken für die Dänin.

Leichtester Draw: Alte Tennis-Weisheit. Wer gut spielt, hat immer eine gute Auslosung. Das trifft teilweise auf Serena Williams zu. Doch eine wirklich lösbare Aufgabe hat Angelique Kerber erwischt. Scheitert sie nicht vorher an den vermeintlich leichten Gegnerinnen, steht einem Achtelfinale gegen Wozniacki nichts im Wege. In der zweiten Woche ist für Angie alles drin.

Geschichtsstunde: Serena mag die amtierende Rasenkönigin sein. Von Martina Navratilova ist die US-Amerikanerin aber noch ein gutes Stück entfernt. Vor 25 Jahren setzte die heute 58-Jährige zu ihrem neunten Streich an. Und das im Eiltempo: Sie gab keinen Satz im Turnier ab, ihre Gegnerinnen bekamen zusammen nur 29 Mal den Aufschlag durch.

"Ich war schon im Herbst meiner Karriere und habe die letzten Finals gegen Steffi Graf knapp verloren. Zugegeben, in diesem Jahr war es wirklich leicht. Ich war konzentriert, mein Spiel zündete. Allerdings hatte ich Knieprobleme, manchmal für Minuten, einmal über Tage."

Ein weiteres Traumfinale gegen Graf verhinderte Zina Garrison in der Vorschlussrunde. "Ich hatte Steffi erwartet, aber dann kam Zina. Ich muss mich schnell umstellen, war plötzlich sehr nervös", so die 18-fache Grand-Slam-Sieger. "Am Ende habe ich durchgezogen, mich nicht mit Umgebung beschäftigt. Nach Satz eins war ich gelöst."

Navratilova gewann mit 6:1 und 6:1 und sprach in der Rückschau von einem goldenen Tag: "Ich wusste nicht, dass dies mein letzter Grand-Slam-Titel sein sollte, aber rückblickend war es ein wundervoller Abschluss.

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