"Obama spielt ganz ordentlich Tennis"

Lockeres Duell: US-Präsident Barack Obama forderte Caroline Wozniacki
© getty

Caroline Wozniacki hat in ihrer Karriere schon 23 Turniere gewonnen und war insgesamt 67 Wochen lang die Nummer eins der Welt, auf einen Grand-Slam-Titel wartet die Dänin aber bislang immer noch vergeblich. Im SPOX-Interview spricht die 24-Jährige kurz vor dem Start der French Open in Roland Garros über ihre Kritiker, ihre Freundschaft zu Serena Williams und erklärt, wie sie die Trennung von Golf-Superstar Rory McIlroy stärker gemacht hat. Außerdem: ihre Liebe zum FC Liverpool, ihre Tennisstunde mit Barack Obama und ihr Swimsuit-Traum.

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SPOX: Caroline, am Sonntag beginnen die French Open in Roland Garros. Es gibt ein sehr nettes Video von Ihnen, in dem Sie als kleines Mädchen schon ankündigen, später mal in Paris dabei sein zu wollen. War Ihnen so früh klar, dass Sie Tennisprofi werden?

Caroline Wozniacki: (lacht) Ja, ich habe von klein auf immer an mich geglaubt und war davon überzeugt, dass ich es packe. Auch wenn es auf dem Weg an die Spitze auch mal schlechtere Phasen gibt, habe ich nie gezweifelt. Ich hatte immer den Traum, die großen Turniere wie die French Open zu spielen und hoffentlich irgendwann zu gewinnen. Als ich jetzt vor kurzem den Clip sah, konnte ich aber gar nicht glauben, dass ich das damals so gesagt habe. Es war cool, es noch mal zu sehen. Also dachte ich mir, ich teile es mit meinen Fans.

SPOX: Bei den French Open lief es in Ihrer Karriere allerdings bis jetzt nie so richtig gut, die Viertelfinal-Teilnahme von 2010 ist Ihr bestes Resultat. Gibt es einen Grund, warum Paris eher immer enttäuschend für Sie war?

Wozniacki: Nein, eigentlich nicht. Ich bin mir auch nicht sicher, warum ich bei den French Open bis jetzt nicht mehr Erfolg hatte. Obwohl mein Spiel auf Sand eigentlich gut zur Geltung kommen sollte, hatte ich auf diesem Belag noch nicht die starken Ergebnisse. Hoffentlich kann ich das in diesem Jahr ändern. Ich arbeite jedenfalls sehr hart dafür und werde in Paris wieder alles geben. Hoffentlich wird es mein Jahr.

SPOX: Ein erster Grand-Slam-Titel würde das Jahr 2015 definitiv zu Ihrem machen, Sie warten immer noch auf diesen ganz großen Sieg. Spüren Sie Druck?

Wozniacki: Nein. Ich hoffe, dass der Grand-Slam-Titel nur eine Frage der Zeit ist. Ich arbeite jeden Tag extrem hart daran, um dieses Ziel zu erreichen. Ich weiß bei jedem Training, wofür ich das alles mache. Nämlich weil ich unbedingt ein Grand-Slam-Turnier gewinnen will. Es ist eine der letzten offenen Sachen, die mir in meiner Karriere noch fehlen. Ansonsten habe ich im Grunde alles gewonnen. Ganz klar: Ein Grand-Slam-Sieg wäre fantastisch.

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SPOX: Nervt es Sie, dass Sie über 20 Titel gewonnen haben und lange die Nummer eins der Welt waren, aber oft nur darüber gesprochen wird, dass der Grand-Slam-Titel fehlt?

Wozniacki: Ich mache mir darüber ehrlich gesagt gar nicht so viele Gedanken, wirklich nicht. Als Tennisspieler hast du zwei große Träume: Nummer eins zu werden und einen Grand-Slam-Titel zu holen. Das eine habe ich erreicht, das andere eben noch nicht. Aber ich hoffe, dass ich mindestens einen Grand-Slam-Sieg auf meinem Konto haben werde, bevor ich den Schläger an den Nagel hänge.

SPOX: Sie waren immerhin schon einige Male nahe dran. Sie standen zweimal im Endspiel der US Open, einmal verloren Sie gegen Kim Clijsters, einmal gegen Serena Williams. Was fehlt Ihnen denn aus Ihrer Sicht noch zum ganz großen Wurf?

Wozniacki: Ich weiß nicht, ob etwas fehlt. Ich habe im Prinzip jede Spielerin auf der Tour geschlagen und bewiesen, dass ich es drauf habe. Es geht einfach darum, genau das richtige Timing zu erwischen und während zwei bestimmten Wochen in der absoluten Topform zu sein. Es ist nicht einfach, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Wenn es einfach wäre, würde es ja jeder schaffen. Es ist aber auch nicht einfach, andere Turniere zu gewinnen oder die Nummer eins zu werden. Ich glaube daran, dass ich gut genug bin, um Grand-Slam-Titel zu gewinnen. Ich muss mich weiter verbessern und hart arbeiten, dann wird es irgendwann passieren.

SPOX: 2010 wurden Sie durch den Sieg beim Event in Peking die Nummer eins der Welt. Wie erinnern Sie sich an diesen Moment?

Wozniacki: Es hat mir so viel bedeutet, die Nummer eins der Welt zu werden. Die Weltrangliste anzuschauen und seinen Namen ganz oben zu finden, ist etwas ganz Besonderes. Als ich aufgewachsen bin, hatte ich immer den großen Traum, eines Tages die Nummer eins zu werden. Ich hätte nie erwartet, dass ich das dann so schnell schaffe. Für mich war das ein ganz großer Moment, an den ich mich immer erinnern werde. Es war ein unglaubliches Gefühl.

SPOX: Auf der Suche nach der Antwort, warum es bislang noch nicht zum Grand-Slam-Titel gereicht hat, kommt man eigentlich immer auf eine Antwort: Sie spielen nicht aggressiv genug. Wie stehen Sie zu dieser Kritik?

Wozniacki: Ich habe mit meiner Art zu spielen so viel gewonnen, aber für ein Grand Slam soll es nicht reichen? Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es um mein Spiel geht, oder dass ich irgendetwas daran ändern müsste. Ich muss es vielmehr wie schon angesprochen für diese zwei Wochen einmal perfekt hinbekommen. Bis jetzt ist es für mich einfach noch nicht aufgegangen. Meine Stärke ist es, aus der Verteidigung heraus aggressiv zu werden. Das ist mein Tennis. Ich muss meinen Stil weiter verbessern, nicht meinen Stil verändern.

SPOX: Sie hatten in Ihrer Karriere auch schon Talsohlen zu durchschreiten, 2013 war ein schwieriges Jahr für Sie. Wie sind Sie aus diesem Loch wieder herausgekommen?

Wozniacki: Weil ich mal die Nummer eins war und auch selbst den Anspruch habe, ganz oben zu stehen, ist es sofort ein schlechtes Jahr, wenn ich die Saison auf Rang zehn beende. Dabei wären auf den zweiten Blick viele andere Spielerinnen froh, wenn sie mein Jahr 2013 gehabt hätten. Es gibt im Sport, generell im Leben, immer Höhen und Tiefen, das ist ganz normal. Wenn es mal nicht so gut läuft, kannst du nur eines tun: weitermachen und noch härter an dir arbeiten als zuvor, dann wird deine Zeit auch wieder kommen. So war es bei mir dann auch.

SPOX: Aktuell sind Sie die Nummer 5 der Welt und spielen seit einiger Zeit ziemlich konstant gut. Sehen wir aktuell vielleicht sogar die beste Caroline Wozniacki aller Zeiten?

Wozniacki: Ja, das würde ich durchaus so sagen. Ich habe das Gefühl, dass ich mich ständig verbessere. Ich spiele definitiv besser als zu der Zeit, als ich die Nummer eins war. Aber der Punkt ist: Alle anderen Spielerinnen verbessern sich auch, das Niveau wird allgemein immer und immer höher. Jeder will dich schlagen. Jeder schaut sich Videoanalysen von dir an und weiß genau, wie du spielst. Du musst eigentlich die ganze Zeit versuchen, wieder einen Schritt voraus zu sein.

SPOX: Sie haben in diesem Jahr versucht, durch eine kurze Zusammenarbeit mit Arantxa Sanchez Vicario einen neuen Impuls zu setzen. Was versprechen Sie sich davon?

Wozniacki: Wir haben in Miami ein paar Wochen zusammengearbeitet, es war wirklich eine großartige Erfahrung für mich. Arantxa ist so ein positiver Mensch. Ich liebe die Energie, die sie versprüht. Dazu habe ich mir ein paar Tipps geholt, weil es kaum jemanden gibt, der über Sandplatztennis besser Bescheid weiß als sie. Es hat großen Spaß gemacht, mit ihr Zeit zu verbringen. Wir sind regelmäßig in Kontakt und hoffentlich können wir die Zusammenarbeit in Zukunft noch intensivieren.

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