Nummer fünf! Nole schreibt Geschichte

Von SPOX
Novak Djokovic feiert in Melbourne seinen insgesamt achten Grand-Slam-Titel
© getty

Novak Djokovic hat in einem verrückten Finale in vier Sätzen gegen Andy Murray gewonnen und ist damit nun alleiniger Rekordhalter bei den Australian Open. In einer beeindruckenden Defensivschlacht bricht Murray Ende des dritten Satzes auf einmal ein und kann Nole nicht mehr aufhalten.

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Herren - Finale (alle Matches):

Novak Djokovic (SRB/1) - Andy Murray (GBR/6) 7:6 (7:5), 6:7 (4:7), 6:3, 6:0

Ladies and Gentlemen, it's Mambo No.5! Der neue alleinige Rekordhalter mit den meisten Titeln in Melbourne heißt Novak Djokovic. Der Serbe kämpfte in einem dramatischen Match seinen guten Freund Andy Murray nieder und distanzierte sich damit von Roger Federer und Andre Agassi, die den ersten Grand Slam des Jahres jeweils viermal gewinnen konnten.

Seine Vorstellung war nicht immer souverän, vor allem der Aufschlag war das Match über keineswegs sattelfest (insgesamt 5 Breaks für Murray). In den entscheidenden Momenten profitierte er allerdings von einer Abgeklärtheit, die er seinem Gegenüber voraushatte. Murray leistete sich abgesehen vom zweiten Satz insgesamt zu viele Fehler in entscheidenden Momenten - sein vorentscheidender Doppelfehler im dritten Satz war das perfekte Beispiel.

Nachdem die ersten beiden Sätze jeweils deutlich länger als eine Stunde dauerten, übernahm der Djoker am Ende die Kontrolle und ließ Murray keine Chance mehr. Nach insgesamt 3:39 Stunden hatte Nole Murray niedergekämpft und durfte nach einem Jahr Pause wieder die Trophäe in die Höhe strecken.

"Mein Team geht mit mir durch gute und schlechte Zeiten. Es toleriert eine Menge Dinge auf und abseits des Courts. Danke dafür", sagte ein ausgepumpter Rekordchampion, nachdem er mit seiner Box um Trainer Boris Becker gefeiert hatte.

Ein ewiges Hin und Her

Schon in den ersten Minuten des Matches merkte man, dass sich hier zwei Kumpels gegenüberstanden, die sich in- und auswendig kennen. Beide kamen unheimlich aggressiv ins Spiel und attackierten sofort die Schwachstellen des Gegners, wobei Djokovic sich insbesondere mit seinem Vorhand-Cross früh leichte Vorteile herausspielte.

Dennoch war es Murray, der sich beim Stand von 1:1 gleich drei Breakbälle erarbeitete. Doch der Djoker ließ sich nicht beirren - erst sicherte er in spektakulärer Manier sein Aufschlagspiel, dann nahm er dem Schotten dessen Service ab. Es schien wie die Vorentscheidung im ersten Satz, da Djokovic zwischenzeitlich nahezu perfekt agierte (14 Winner bei nur einem Unforced Error!).

Doch der Satz war damit noch längst nicht entschieden. Der Djoker verlor leicht den Faden, nachdem er bei einem Ballwechsel unglücklich stürzte, während Murray sich ins Spiel biss - ein Break folgte aufs andere, immer wieder ging es hin und her. So musste der Tiebreak herhalten, den Djokovic mit etwas Glück für sich entscheiden konnte. Stolze 72 Minuten dauerte der epische Schlagabtausch.

80-Minuten-Irrsinn im zweiten Durchgang

Das Drama setzte sich auch danach nahtlos fort. Zu Beginn des zweiten Satzes lief der Djoker unrund und musste direkt sein erstes Aufschlagspiel abgeben. Eine Vorentscheidung? Nichts da! Die nächsten vier Spiele sicherte sich allesamt der Serbe, von unrunden Bewegungen war plötzlich nichts mehr zu sehen, Murray dagegen produzierte einen Fehler nach dem anderen.

Natürlich kam der Schotte aber wieder zurück und hatte bei Aufschlag Djoker sogar Satzbälle. Das dramatische Service-Game hielt über zehn Minuten an, aber wieder konnte sich Djokovic retten - und unmittelbar danach schaffte Murray das gleiche Kunststück.

Der Satz erreichte in dieser Phase ein schwindelerregendes Niveau und musste folgerichtig erneut im Tiebreak entschieden werden. Diesmal war es der Schotte, der früh in Führung ging und den Satz nach unfassbaren 80 Minuten für sich entschied.

Murrays Einbruch

Im dritten Durchgang holte Murray zwar erneut ein frühes Break, allerdings revanchierte sich der Djoker prompt und ließ diesmal kein weiteres zu. Im Duell der beiden Defensiv-Künstler reichte das, zumal Murray die Nerven verlor und sich beim Stand von 3:4 einen folgenschweren Doppelfehler leistete, der das vorentscheidende Break bedeutete. Murray zerlegte sein Racket, Djokovic machte mit einem souveränen Aufschlagspiel alles klar.

Der Satz - insbesondere der Doppelfehler - schien Murray den Mut zu nehmen. Er verlor im Vierten direkt sein erstes Aufschlagspiel und war in der Folge nicht mehr in der Lage, den Aufschlag des Serben wie vorher zu attackieren.

Die Körpersprache sagte alles; während der Djoker sich anfeuerte und jeden Punkt frenetisch feierte, wirkte sein Gegenüber komplett resigniert. Dementsprechend rapide endete der Satz dann auch - Djokovic nutzte seinen zweiten Matchball und gewann damit zum vierten Mal innerhalb von fünf Jahren die Australian Open.

Für Murray war es letztendlich ein Match der vergebenen Chancen - allerdings zeigte er nach dem Spiel Größe. "Zuallererst möchte ich Novak gratulieren. Es ist ein unglaublicher Rekord, den er sich absolut verdient hat", sagte Murray, und fügte hinzu: "außerdem möchte ich meinem Team danken. Es hat nicht ganz gereicht, aber ich war viel näher dran als noch vor ein paar Monaten."

Mixed - Doppel, Finale

Martina Hingis (SUI/7)/Leander Paes (IND/7) - Kristina Mladenovic (FRA/3)/Daniel Nestor (CAN/3) 6:4, 6:3

Das 'Martina'-Doppel ist komplett! Es ist genau zwölf Jahre her, dass Leander Paes gemeinsam mit Martina Navratilova in Melbourne triumphierte - nun holte er sich die Trophäe mit einer anderen Martina. Und zwar Hingis, die sich nun 16-fache Grand-Slam-Siegerin nennen kann. "Martina, danke, dass Du mir Leander ausgeliehen hast", adressierte die lachende Schweizerin ihr Idol Navratilova im Publikum, "in meinen wildesten Träumen hätte ich mir nicht vorstellen können, 20 Jahre nach meinem Debüt hier noch einmal gewinnen zu können."

Gegen die Vorjahres-Champions Kristina Mladenovic und Daniel Nestor gewann das indisch-schweizerische Doppel vor allem deshalb, weil sie ihre Fehler minimieren konnten (nur 11 Unforced Errors). Schon nach wenigen Minuten im ersten Satz führten sie mit 3:0, bevor leichte Aufschlagprobleme bei Paes den Gegnern ein kleines Comeback ermöglichten. Doch die Souveränität kehrte schnell zurück, sodass der Satz doch noch gewonnen werden konnte.

Im zweiten Satz sicherten sich Mladenovic und Nestor zwar ein frühes Break, allerdings gaben sie ihren Aufschlag direkt danach wieder ab - und die Französin ging vor allem mit ihren Chancen am Netz schlampig um. Das Momentum hatte sich zum letzten Mal gedreht, und nach einer guten Stunde besiegelte Hingis den Triumph mit einem Schmetterball, den Mladenovic nicht mehr erreichen konnte. Ein passendes Ende für ein insgesamt überragendes Turnier der Schweizerin. Steht jetzt vielleicht sogar ein Comeback im Einzel bevor? Wer weiß - Serena Williams ist immerhin auch nur ein Jahr älter als sie.

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