Krimi! Becker wirft Hewitt raus

Von SPOX
Benjamin Becker steht in der dritten Runde der Australian Open
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Herren - 2. Runde (alle Matches):

Novak Djokovic (SRB/1) - Andrey Kuznetsov (RUS) 6:0, 6:1, 6:4

"Ich habe mich wesentlich besser gefühlt als noch im ersten Spiel. Diesen Weg will ich beibehalten." O-Ton Novak Djokovic - und man kann der Nummer eins der Welt eigentlich auch nicht widersprechen. Eine allzu große Hürde stellte Andrey Kuznetsov zugegebenermaßen aber nicht dar.

Trotzdem war es schon beeindruckend, wie der Djoker seinem Gegenüber nicht den Hauch einer Chance ließ. Erst im zehnten Spiel ließ er Kuznetsov mal ein Service durchbringen. Das war allerdings auch nicht mehr als Ergebniskosmetik. Ein kleines Highlight gab es für den Russen, der gerade mit seinem ersten Aufschlag nicht zufrieden sein konnte (49 Prozent), aber doch noch.

Im letzten Durchgang breakte er Djokovic - und ging nach einem Doppelfehler des Serben mit 2:0 in Führung. Was folgte? Das sofortige Re-Break, der Rest war Business as usual für den Favoriten, der acht Asse servierte. Kleiner Fun Fact am Rande: Seit 2007 hat Djokovic in Melbourne in den ersten beiden Runden nur zwei Sätze abgegeben.

Benjamin Becker (GER) - Lleyton Hewitt (AUS) 2:6, 1:6, 6:3, 6:4, 6:2

22. Januar 2015. Rod Laver Arena. Night Session. Oder anders ausgedrückt: Wie Benjamin Becker einen seiner größten Siege aller Zeiten einfuhr. Der Deutsche bot im Duell mit Australiens Legende Lleyton Hewitt ein unfassbares Comeback - das allerdings zumindest zu Beginn mehr einer Demontage glich.

Nach genau 60 Minuten deutete nämlich nicht viel auf ein Happy End für Becker hin. Während der Außenseiter Fehler en masse produzierte, spielte der Local Hero seinen Stiefel locker runter, gewann die ersten zwei Sätze und dachte wohl schon an seinen Feierabend.

Doch nicht so schnell! Auf einmal drehte sich das Blatt. Becker wachte auf, tauchte im Dritten sogar am Netz auf (4/5) und war plötzlich mitten im Geschehen. Und Hewitt? Der Oldie verlor komplett den Faden. Ehe er sich versah, lag er im vierten Durchgang mit 1:5 hinten, auch weil der erste Aufschlag nicht mehr kommen wollte (46 Prozent).

Hewitt kämpfte sich zwar noch mal auf 4:5 heran. Doch trotz 30:30 und einer irren 37-Shots-Rallye kurze Zeit später brachte Becker den Satz irgendwie nach Hause. Es war wohl der Knackpunkt, denn im Fünften war Hewitts Tank offenbar leer.

Becker gewann damit zum ersten Mal in seiner 13-jährigen Karriere ein Fünf-Satz-Match nach 0-2-Satzrückstand (davor eine 0-6-Bilanz) - und könnte nach Andre Agassi bei den US Open 2006 möglicherweise die Karriere einer nächsten Tennis-Ikone beendet haben.

Doch das dürfte erst mal zweitrangig sein. Viel wichtiger: Becker ist der letzte der acht in Melbourne gestarteten deutschen Herren und hält damit die DTB-Fahne weiter hoch. "Es ist toll, so spät in der Karriere noch solche Erfolg zu feiern", so der Triumphator.

Stan Wawrinka (SUI/4) - Marius Copil (ROU) 7:6 (7:4), 7:6 (7:4), 6:3

Der Titelverteidiger ist weiter im Rennen. Das ist an sich keine große Überraschung. Doch Stan Wawrinka musste gegen Marius Copil doch ein wenig beißen, um den Traum vom zweiten Australien-Open-Titel am Leben zu halten.

Dem Rumänen bot sich nämlich in den ersten beiden Sätzen doch die eine oder andere Chance, das Heft in die Hand zu nehmen. Bei 1:0 und 4:3 erspielte er sich in Durchgang eins Breakbälle, dazwischen lag er auch mal mit 30:0 bei Aufschlag Wawrinka vorne.

Und auch in beiden Tie-Breaks führte Copil bereits jeweils mit einem Mini-Break. Doch was unterscheidet einen guten von einem sehr guten Tennisspieler? Ruhe, Abgeklärtheit, Effizienz - und am Ende natürlich der Erfolg. Genau das stellte Wawrinka unter Beweis und behielt gegen das Aufschlag-Monster (17 Asse inklusive 242-km/h-Service) die Oberhand, auch wenn er insgesamt nur vier Punkte mehr machte (108 zu 104). Als nächstes trifft Stan the Man auf den Finnen Jarkko Nieminen.

Milos Raonic (CAN/8) - Donald Young (USA) 6:4, 7:6 (7:3), 6:3

Erster Monster-Service. Zweiter Monster-Service. Dritter Monster-Service. Und dann ein netter Rückhand-Volley zum Abschluss. So lief das letzte und entscheidende Aufschlagspiel von Milos Raonic gegen Donald Young ab. Und mit genauso viel Stil ließ der Kanadier seinem Kontrahenten auch in den gut 100 Minuten zuvor keine Chance.

Raonic geriet nie wirklich in Bedrängnis und schenkte dem US-Boy nicht eine einzige Breakmöglichkeit. Stattdessen flogen Young in schöner Regelmäßigkeit die Asse (am Ende 17) um die Ohren - oder wahlweise eine Vor- bzw. Rückhand. Einzig im zweiten Durchgang erlebte Young so etwas wie seine Hochphase. Spätestens im Tie-Break war dank eines frühen Double-Mini-Breaks aber wieder Schluss mit lustig.

Aus deutscher Sicht kann man nur hoffen, dass Raonic in der dritten Runde mehr gefordert wird. Dann lautet sein Gegner nämlich Benjamin Becker.

Kei Nishikori (JPN/5) - Ivan Dodig (CRO) 4:6, 7:5, 6:2, 7:6 (7:0)

Es war nicht unbedingt schön, was Kei Nishikori den Zuschauern in der Hisense Arena bot. Aber der Japaner kämpfte zumindest in seinem typischen Nippon-Style - und das war auch bitter nötig. Denn erstens ärgerte Ivan Dodig den Favoriten mit satten 16 Assen.

Und zweitens hatte Nishikori geraden in der Anfangsphase doch ein paar Probleme mit seinem Service, zwei der ersten drei Aufschlagspiele gab er ab. Nach einem späten Break im zweiten und einem frühen im dritten Durchgang schien trotzdem alles in geregelten Bahnen zu verlaufen.

Ein bisschen was hatte der Kroate aber noch im Tank. 5:4, vierter Satz, Aufschlag Dodig - und damit ein Entscheidungsdurchgang? Von wegen! Nishikori rettete sich in den Tie-Break - und zockte dann mit sieben Punkten am Stück groß auf. "Er hat sehr aggressiv gespielt, damit kam ich zu Beginn nicht so richtig zurecht. Ich musste mich neu einstellen, das hat dann zum Glück funktioniert", so Nishikori, der es nun mit dem US-Boy Steve Johnson zu tun bekommt.

David Ferrer (ESP/9) - Sergiy Stakhovsky (UKR) 5:7, 6:3, 6:4, 6:2

Offenbar braucht David Ferrer dringend einen Kaffee vor seinen Matches. Schon in Runde eins gab er den ersten Satz ab, am Donnerstag wiederholte sich die Szenerie. Gegen Sergiy Stakhovsky musste sich der Spanier aber an die eigene Nase fassen.

Wer beim Stand von 5:4 vier Satzbälle liegen lässt, hat es auch nicht besser verdient. Aber deswegen die Nerven verlieren? Keineswegs! Ferrer spulte in gewohnter Manier sein Programm ab, wetzte wie immer von der einen Ecke in die andere und trieb den Ukrainer damit in den Wahnsinn - und zu 43 Unforced Errors. Zum Vergleich: Ferrer, auf den nun der Franzose Gilles Simon wartet, kam nur auf 16.

Jarkko Nieminen (FIN) - Matthias Bachinger (GER) 7:6 (7:4), 7:5, 7:5

54 Unforced Errors. In einem Drei-Satz-Match. Den Hauptgrund, warum Matthias Bachinger nicht in der dritten Runde der Australian Open steht, muss man wohl nicht lange suchen. Der Deutsche fabrizierte schlicht zu viele einfache Fehler.

Apropos: Auch seine insgesamt sieben Doppelfehler passten ziemlich perfekt ins Bild. "Die Enttäuschung ist groß. Ich habe mir viel vorgenommen. Es war absolut machbar, gegen Jarkko zu gewinnen. Ich habe heute leider meine Chancen nicht genutzt, vor allem im ersten Satz habe ich einige Breakbälle nicht verwerten können", so der Qualifikant, der zwölf Asse schlug - und am Ende zumindest Moral bewies.

Bei 3:5 im dritten Satz kämpfte er sich noch mal zurück und glich sogar aus - bis ihm passenderweise ein Doppelfehler endgültig den Gnadenstoß versetzte.

Jerzy Janowicz (POL) - Gael Monfils (FRA/17) 6:4, 1:6, 6:7 (3:7), 6:3, 6:3

Irgendwie muss man sie ja lieben, diese Matches von und mit Gael Monfils. Zumindest langweilig werden die Auftritte des Franzosen nämlich nie. Neuestes Beispiel: die zweite Runde gegen den Sportkameraden Jerzy Janowicz.

Es war mal wieder eine wilde Achterbahnfahrt. Nachdem Monfils im ersten Satz noch merkwürdig zurückhaltend agierte, drehte er in der Folgezeit auf. Vor allem Durchgang zwei war angefangen mit sechs Assen bis hin zu 33 gewonnenen Punkten eine klare Angelegenheit.

Doch Monfils bleibt nun mal Monfils - und damit eine Wundertüte. Trotz 2:1-Satzvorsprung ließ er sich im vierten und fünften Durchgang wieder viel zu sehr in die Defensive drängen. Kaum kamen die Zauberschläge mal nicht, geriet er unter Druck.

Die Folge: Janowicz war wieder am Steuer, hämmerte die Bälle gen Monfils und ließ kein einziges Break zu - im letzten Satz sogar nicht mal einen Breakball. Da half es Monfils auch nicht, dass er insgesamt fünf Punkte mehr machte (151 zu 146).

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