Tennis auf Droge

Von SPOX
Die International Premier Tennis League wird in diesem Jahr zum ersten Mal ausgetragen
© getty
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Wer macht mit? Das große Kapital der Veranstaltung ist ihr Teilnehmerfeld - laut der offiziellen Webseite sind allein 21 Grand-Slam-Champions mit dabei, sowohl aktuelle Superstars wie Nole, FedEx und Serena als auch Legenden wie Andre Agassi und Pistol Pete Sampras. Insgesamt wurden die Teilnehmer aus rund 80 "Bewerben ausgewählt".

Der größte Befürworter ist mit Rafael Nadal indes gar nicht dabei, der Mallorquiner greift wohl erst im Januar wieder ins Geschehen ein. Federer und Murray galten dagegen lange als zögerlich beziehungsweise desinteressiert, konnten sich nach der langen, strapaziösen Saison letztendlich aber doch zu einer Teilnahme durchringen.

Verteilt sind die Spieler auf vier Teams, die mit so furchteinflößenden Namen wie Manila Mavericks, Singapore Slammers, Indian Aces und UAE Royals aufwarten. Keine Frage, das Budget wurde eher in die Spieler investiert als in die Kreativabteilung. Die Teams in der Übersicht:

  • Manila Mavericks: Andy Murray, Jo-Wilfried Tsonga, Kirsten Flipkens, Daniel Nestor, Carlos Moya, Maria Sharapova, Treat Huey.
  • Singapore Slammers: Serena Williams, Andre Agassi, Tomas Berdych, Lleyton Hewitt, Nick Kyrgios, Daniela Hantuchova, Bruno Soares, Patrick Rafter.
  • Indian Aces: Roger Federer, Pete Sampras, Gael Monfils, Ana Ivanovic, Sania Mirza, Rohan Bopanna, Fabrice Santoro.
  • UAE Royals: Novak Djokovic, Caroline Wozniacki, Malek Jaziri, Nenad Zimonjic, Goran Ivanisevic, Kristina Mladenovic, Marin Cilic.

Was bringt das Ganze? Die IPTL ist in erster Linie darauf ausgelegt, den Veranstaltern - und auch den Spielern - Geld zu bringen. Dafür gibt es Cheerleader (ohne Witz), dafür gibt es Regeln, die den TV-Zuschauer besser bei Laune halten sollen, dafür wird das Geschehen enorm beschleunigt. Da die Veranstalter aus diesem Anliegen aber keinen Hehl machen, muss man sie dafür auch nicht verteufeln.

Einige der Regelungen haben zweifelsohne Potenzial - ein "Super Shootout" hat auf der Tour nichts verloren, aber es ist auch dort zumindest nicht falsch, über eine Zeitbegrenzung inklusive Strafe zwischen Ballwechseln nachzudenken. Wie das Ganze in der Praxis ankommt, muss sich ohnehin zeigen - zum jetzigen Zeitpunkt läuft noch die Experimentierphase, und dafür eignet sich ein solches Turnier perfekt.

Das sieht auch Boris Becker so: "Tennis ist eine Sportart mit viel Tradition, nicht alle, aber einige Regeln sind nicht mehr zeitgemäß. Die Diskussion, was das Beste für die Tennis-Zukunft ist, ist in vollem Gange. Vielleicht kann man das eine oder andere übernehmen."

Dass die Serie mit Teams statt Einzelspielern arbeitet, ist eine willkommene Abwechslung. Trotz der albernen Namen. Dass beispielsweise Pistol Pete und FedEx gemeinsame Sache machen, ist einfach lässig, wenn man bedenkt, wieviel Trara über die Jahre wegen der Anzahl ihrer Grand-Slam-Titel gemacht wurde.

Ob die IPTL allerdings letzten Endes nur eine einzige große Show wird oder eine wirklich unterhaltsame Überbrückung der Winterpause, hängt nicht vom Format, von den Regeln, den Namen oder sonst was ab. Es geht um die Spieler.

Niemand wird erwarten, dass sich FedEx, Nole und Co. nach der langen, strapaziösen Saison in jeden Ballwechsel reinbeißen wie im fünften Satz eines Grand-Slam-Finals - allerdings hat die IPTL absolut keine Chance, wenn die Stars zu offensichtlich Dienst nach Vorschrift machen. Vielleicht können sie das Ganze einfach als eine Trainingsmöglichkeit betrachten, für die sie auch noch fürstlich bezahlt werden.

Murray deutete genau das an, als er seine Zusage gab: "Solche Spiele sind gut, weil man zum Beispiel einige neue Dinge ausprobieren kann, die man vielleicht nicht machen würde, wenn es um Weltranglisten-Punkte ginge. Und dann kann man sie auch noch gegen einige der besten Spieler der Welt testen. Diese Möglichkeit hat man während der Saison eigentlich nie."

Es liegt bei den Spielern, ob sie aus der IPTL einen unterhaltsamen Zeitvertreib machen und selbst einen Nutzen daraus ziehen können. Abgesehen vom Geld natürlich.

Seite 1: Erfinder, Format und Regeln

Seite 2: Teilnehmerfeld und Fazit

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