"Alle großen Dinge haben ein Ende"

SID
Li Na hat ihren Rücktritt bekanntgegeben
© getty

Chinas Tennis-Ikone Li Na hat erwartungsgemäß ihren Rücktritt erklärt. Bei den French Open 2011 hatte sie als erste Asiatin ein Grand-Slam-Turnier gewonnen.

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In einem offenen Brief verabschiedete sich Li Na von der großen Tennis-Bühne. Sie dankte ihren Eltern, ihrem Ehemann, ihren Trainern - und nicht zuletzt ihren Fans. "Es war ein außerordentliches Privileg und eine große Ehre, China auf dem Tennis-Platz zu vertreten. Gemeinsam können wir alles schaffen", schrieb die 32-Jährige: "Aber im Sport ist es wie im Leben: Alle großen Dinge haben ein Ende."

Wenn ab Montag die besten Spielerinnen der Welt bei der ersten Auflage des WTA-Turniers in ihrer Heimatstadt Wuhan aufschlagen, wird Li Na bereits nicht mehr dabei sein. Ihr Körper macht nicht mehr mit, am Freitag hat die bislang einzige Grand-Slam-Siegerin aus Asien das Ende ihrer Karriere verkündet. "Es ist die beste Entscheidung für mich und meine Familie", schrieb sie.

Körper nach Schlussstrich geschrien

Seit Jahren machte ihr das rechte Knie zu schaffen, die schwarze Spezialbandage wurde zu ihrem ständigen Begleiter auf dem Court. Am Ende siegte wohl auch die Vernunft. "Nach vier Knieoperationen und Hunderten von Spritzen hat mein Körper nach einem Schlussstrich geschrien", sagte die Rechtshänderin, die im Juni beim überraschenden Drittrundenaus in Wimbledon gegen die Tschechin Barbora Zahlavova Strycova das letzte Spiel ihrer Karriere bestritt.

Wegen ihrer offenen und freundlichen Art genoss Li auf der Tour ein hohes Ansehen, die Nachricht von ihrem Karriereende verbreitete sich rasend schnell. "Was für eine großartige Athletin und Person. Ich werde dich vermissen", twitterte Fed-Cup-Spielerin Julia Görges. Auch Deutschlands Nummer eins Angelique Kerber meldete sich zu Wort: "Was für ein Champion und was für eine unglaubliche Person. Nur das Beste für dein neues Leben." Japans Superstar Kei Nishikori sprach von einem "Schock für mich und für alle anderen. Aber sie hat Großartiges geleistet für das asiatische Tennis."

Nicht in den kühnsten Träumen

Li hatte vor drei Jahren Tennis-Geschichte geschrieben, als sie bei den French Open 2011 in Paris als erste Asiatin einen Grand-Slam-Titel holte. "Ich war nervös, aber ich habe es geschafft. Jeder in China wird sich mit mir freuen", hatte Li nach ihrem Zweisatzerfolg gegen die Italienerin Francesca Schiavone gesagt - und sie sollte recht behalten: Ein wahrer Tennis-Boom erfasste das Reich der Mitte, Sponsoren entdeckten das riesige Potenzial Chinas, mittlerweile finden dort jährlich sechs WTA-Turniere statt.

"Das ist außergewöhnlich für mich. Serena Williams, Maria Scharapowa und Venus Williams kommen in meine Heimat, um für die Fans in China zu spielen", sagte Li: "Das hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können."

Dem Sport erhalten bleiben

Noch im Januar hatte Li bei den Australian Open in Melbourne ihren zweiten Major-Titel gewonnen und war auf Position zwei der Weltrangliste geklettert - ehe sie das Verletzungspech wieder einholte. "So sehr ich es auch versucht habe, wieder 100-prozentig fit zu werden - mein Körper hat mir ständig gesagt, dass ich es nie wieder auf mein Top-Niveau schaffe", sagte Li.

Auch nach ihrem Karriereende will Li ihrem geliebten Sport, der sie angeblich zu einem der 100 einflussreichsten Menschen der Welt gemacht hat, erhalten bleiben: "Ich werde nicht aufhören. Gemeinsam mit meinem Management werde ich die die Li-Na-Akademie eröffnen und mich aktiv für unterprivilegierte Kinder in China einsetzen." Und vielleicht irgendwann die nächste asiatische Grand-Slam-Gewinnerin finden.

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