Überzeugungsarbeit vs. Macho-Gehabe

SID
Gala Leon Garcia (r.) bei ihrer Vorstellung mit RFET-Präsident Jose Luis Escanuela
© getty

Zur Präsentation der besonderen Art hatte sich Gala Leon Garcia in diesen Tagen für ein schwarzes Kleid entschieden. Wer allerdings spekulierte, die erste Frau auf dem Kapitänsposten des spanischen Davis-Cup-Teams kämpfe vielleicht gegen ein Stimmungstief, der sah sich getäuscht.

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Die 40-jährige Leon Garcia zeigte sich unbeeindruckt von der harschen Kritik an ihrer Inthronisierung als "Chefin" von Rafael Nadal, David Ferrer & Co. "Ich will hier keine sexistische Debatte entfachen. Ich möchte die Trophäe wieder nach Hause holen", kündigte die ehemalige Profispielerin bei ihrer offiziellen Vorstellung in Sevilla an.

Zuvor hatte sich Leon Garcia, immerhin Sportdirektorin im spanischen Tennis-Verband (RFET), allerlei Vorwürfe aus vermeintlich berufenem Mund anhören müssen. Der frühere Davis-Cup-Spieler Tomas Carbonell nannte ihre Berufung sogar "eine Provokation".

Coach von Rafael Nadal äußert Kritik

Aber vor allen Dingen Toni Nadal, Onkel und Coach des 14-maligen Grand-Slam-Champions Rafael Nadal, hatte über die Entscheidung zugunsten der ehemaligen Nummer 27 der Welt gelästert. "Es ist seltsam. Als du Sportdirektorin warst, gab es keinen Kontakt zu den Spielern", sagte der 53-Jährige in einem gemeinsamen Radiointerview mit Leon Garcia: "Ich habe mit Rafael, David Ferrer und den anderen gesprochen. Sie kennen dich nicht."

Die neue Teamchefin, die dem zurückgetretenen Carlos Moya nachfolgt, ließ sich allerdings nicht provozieren. "Ich werde sehr hart daran arbeiten, dass sich das ändert", entgegnete Garcia Leon dem Nadal-Onkel. Auch den Vorwurf, sie hätte bislang noch nicht im Männer-Bereich gearbeitet, wollte die A-Lizenzinhaberin aus Madrid nicht gelten lassen. Tennis sei schließlich Tennis. "Natürlich gibt es kleine Unterschiede. Aber wer Ahnung hat, der kann mit Frauen und Männern arbeiten", beteuerte Garcia Leon.

Beistand erhielt sie von Olympiasieger Andy Murray. Der Schotte, der von der früheren französischen Wimbledonsiegerin Amelie Mauresmo trainiert wird, twitterte: "Glückwunsch an Gala Leon Garcia zu ihrem neuen Amt als erste spanische Davis-Cup-Teamchefin. Ich hoffe, sie ist die erste von vielen." Die Spanierin hat unter anderem ihre Landsfrau Silvia Soler Espinosa sowie vor allen Dingen die Russin Jekaterina Makarowa als Coach in die erweiterte Weltspitze geführt.

Überzeugungsarbeit nötig

Vielleicht wird Murray seinen Kollegen Rafael Nadal von Leon Garcia überzeugen können. Der Weltranglistenzweite hatte sich ebenso wie sein Onkel eher kritisch über die blonde Kapitänin geäußert. "Ich habe nichts gegen sie. Aber es gibt in Spanien viele ehemalige Spieler, die große Karrieren hinter sich haben und noch nicht Teamchef waren", meinte der French-Open-Sieger mit Blick auf Kandidaten wie Juan Carlos Ferrero oder Sergi Bruguera, der als Tennisexperte für den spanischen Sender "TVE" arbeitet.

Bitter stieß Leon Garcia der Macho-Spruch von Toni Nadal auf, der ernsthaft behauptete, sie könne als Frau ja nicht in die Umkleidekabine ihrer Spieler gehen. Fest steht, dass die neue starke Frau noch viel Überzeugungsarbeit leisten muss.

Zeit genug dazu hat sie allerdings. Nach dem Abstieg aus der Weltgruppe ist der fünfmalige Titelträger erst wieder im Juli 2015 gegen Russland im Einsatz. Zumindest Rafael Nadal hat bereits seine Bereitschaft erklärt, dem Team bei der Mission Aufstieg zur Verfügung zu stehen. Vielleicht hält es "Rafa" ja mit Niki Pilic. Der frühere Davis-Cup-Teamchef der deutschen Mannschaft hatte die Aufgaben der Kapitäne einst so beschrieben: "Schläger halten, Handtuch halten, Klappe halten."