Kollaps! Djoker und Federer raus

Von SPOX
Roger Federer musste im Halbfinale der US Open die Segel streichen
© getty

Das anvisierte Traumfinale zwischen Novak Djokovic und Roger Federer ist Geschichte! Der Weltranglistenerste scheiterte am starken Japaner Kei Nishikori, gab dabei selbst aber ein überraschend schwaches Bild ab. Nach einer Regenpause flog auch der Schweizer sang- und klanglos gegen den Kroaten Marin Cilic aus dem Turnier. Für einen deutschen Youngster gibt es ein bitteres Ende, Martina Hingis verliert im Doppelfinale.

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Herren - Halbfinale (alle Matches)

Kei Nishikori (JPN/10) - Novak Djokovic (SRB/1) 6:4, 1:6, 7:6 (7:4), 6:3

Drei Stunden hat es gedauert. Drei Stunden, in denen man staunte ob der merkwürdig schwachen Vorstellung des Weltranglistenersten. Djokovic wirkte ungewöhnlich passiv, ging am Ende kaum noch Risiko, bewegte sich nicht rund und ließ sich von Nishikori nach Strich und Faden dominieren. Der Außenseiter schrieb wiederum Geschichte und wurde zum ersten Japaner überhaupt in einem Grand-Slam-Finale. Vor den Augen von unter anderem Michael Jordan und Tony Parker bot sich ein teilweise verwirrender Anblick.

Schon im ersten Satz hatte sich abgezeichnet, dass Djokovic nicht komplett auf der Höhe war, bereits sein zweites Aufschlagspiel gab er ab. Er holte sich zwar direkt das Rebreak, Sicherheit strahlte der Serbe jedoch auch in der Folge nicht aus. Symbolisch dafür eine Szene beim Stand von 3:2 für Nole: Während eines Ballwechsels kamen Zwischenrufe, Djokovic war irritiert und setzte den Ball daneben. Er beschwerte sich beim Publikum, Nishikori gewann nicht nur den Punkt, sondern zog scheinbar auch die Fans auf seine Seite.

Es war ein erster Wendepunkt, wenig später konnte sich der Japaner den Satz sichern. Djokovic erkannte den Ernst der Lage und spielte im zweiten Satz sein mit Abstand bestes Tennis des Abends. Doch das dort gezeigte Power-Tennis schien Konsequenzen zu haben. Die extreme Hitze, gepaart mit der hohen Luftfeuchtigkeit in Flushing Meadows, sorgte bei beiden Spielern schon Anfang des dritten Satzes für immense Ermüdungserscheinungen.

Vor allem Nishikori wirkte zunächst platt. Sein erstes Aufschlagspiel im Dritten dauerte eine gefühlte halbe Stunde, mit etlichen Breakchancen für Djokovic. Der Knackpunkt: Nishikori wehrte sie alle ab. Ein weiterer Wendepunkt. Doch das Hin und Her sollte sich in diesem Durchgang noch fortsetzen. Erst holte Nishikori ein Break zum 5:3, nur um dann selbst ein Break zu kassieren - per Doppelfehler. Es ging in den Tiebreak, in dem sich beide je einen Doppelfehler leisteten. Die Nerven lagen blank, das machte diese Sequenz ganz besonders deutlich.

Es zeigte sich jedoch bereits, dass bei Nole etwas nicht stimmte. Er spielte den Ball teilweise nur noch rein, ohne selbst irgendwie zu attackieren. Die Bewegungen stimmten nicht mehr, die sonst so herausragende Variabilität war nicht mehr zu sehen, zudem leistete er sich Fehler um Fehler. Nishikori hingegen blieb im vierten Satz konstant, ohne zu überragen, und machte die Sensation letztlich nach etwas mehr als drei Stunden perfekt. "Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl, die Nummer eins der Welt zu schlagen", freute sich Nishikori.

Der Serbe hingegen erkannte die Leistung seines Gegners an und haderte mit sich selbst: "Er ist heute einfach besser mit den Bedingungen umgegangen als ich. Ich war nicht ich selbst. Abgesehen vom zweiten Satz war ich weit davon entfernt, so zu spielen, wie ich es vorhatte. Schlechte Länge, viele Unforced Errors." In der Tat leistete er sich mit 35 ungewöhnlich viele Fehler, sein Gegenüber hatte allerdings auch nur einen weniger. Das vielleicht größte Problem Djokovics war die schwache Verwertung seiner Breakbälle (4 von 13) - ein weiteres Zeichen dafür, dass er in den entscheidenden Situationen mental nicht immer auf der Höhe war.

Marin Cilic (CRO/14) - Roger Federer (SUI/2) 6:3, 6:4, 6:4

Nach der Nishikori-Sensation wurde der Spielbetrieb erst einmal wegen Regens eingestellt. Mehr Zeit für alle, um sich kurz zu sammeln. Und das war auch bitter nötig, denn der Wahnsinn hatte an diesem Tag Methode. Nach Novak Djokovic flog mit Roger Federer auch der nächste Topfavorit raus - und war dabei sogar noch chancenloser als Nole.

Marin Cilic legte von Anfang an los wie die Feuerwehr. Bloß 28 Minuten brauchte der Kroate für den ersten Satz, den er mit seinem bärenstarken Service (87 Prozent der Punkte bei erstem Aufschlag!), dominanten Grundschlägen sowie immer wieder eingestreuten Angriffen ans Netz von vorne bis hinten dominierte. Gleich den ersten Satzball nutzte er per Ass - eine Begebenheit, die sich noch mehrfach wiederholen sollte.

Federer kam mit dem aggressiven Kroaten nicht klar - an der Grundlinie wurde er überpowert, ging er nach vorne, konnte Cilic fast immer mit starken Passierbällen kontern. Und das Bild setzte sich auch im zweiten Satz nahtlos fort. Cilic punktete mit jedem einzelnen ersten Aufschlag und ließ dem Altmeister nie Luft zum Atmen, FedEx bekam keine einzige Breakchance. Diesmal dauerte es 38 Minuten, bis die Nummer 14 der Setzliste erneut per Ass den Satz beendete.

Nun hatte Federer auch im Viertelfinale gegen Gael Monfils bereits mit 0:2 Sätzen zurückgelegen, nur um die Partie dann doch noch zu drehen. Cilic war an diesem Tag jedoch ein anderes Kaliber als der Franzose. Zwar brachte der Schweizer im dritten Satz sein erstes Break überhaupt zustande, der Kroate antwortete aber wieder mit seiner stoischen Ruhe und nahm seinem Gegner zweimal den Aufschlag ab.

Beim Stand von 5:4 schlug Cilic auf, um zum ersten Mal in seiner Karriere ein Grand-Slam-Finale zu erreichen. Und er bewältigte die Aufgabe auf legendäre Art und Weise. Ass - 15:0. Ass - 30:0. Ass - 40:0. Das vierte in Folge gelang ihm zwar nicht, angesichts des größten Erfolgs seiner Karriere dürfte das für Cilic aber keine Rolle spielen. FedEx konnte die Leistung nur anerkennen: "Marin hat großartig gespielt, ich hatte nicht meinen besten Tag. So einfach ist das." Der Schweizer sah sogar das große Ganze: "Die neuen Gesichter sind gut für den Sport."

Unfassbare Statistik: Damit steht erstmals seit den Australian Open 2005 kein Mitglied der "Big Four" Federer, Djokovic, Andy Murray und Rafael Nadal in einem Grand-Slam-Finale. Stattdessen lautet das Endspiel: Kei Nishikori gegen Marin Cilic - eigentlich nicht zu glauben. "Das wird ein sensationeller Tag für uns beide", sagte Cilic, der nur 1:45 Stunden für seinen Sieg brauchte: "Ich denke, das war heute die beste Leistung meiner Karriere." Kein Widerspruch!

Junioren - Halbfinale

Omar Jasika (AUS) - Jan Choinski (GER) 6:3, 4:1 - Aufgabe Choinski

Ganz bittere Nummer für den Deutschen: Nachdem er am Vortag schon lange auf dem Feld stand, kam er im Halbfinale mit der brutalen Hitze und Luftfeuchtigkeit in New York einfach nicht mehr klar. Um keinen Kollaps zu riskieren, gab Choinski im zweiten Satz auf. Es war wohl nur eine Frage der Zeit, zumal er auch vorher absolut nicht in der Lage war, zu seinem Spiel zu finden.

Damen - Doppel-Finale

Ekaterina Makarova (RUS/4) / Elena Vesnina (RUS/4) - Martina Hingis (SUI) / Flavia Pennetta (ITA) 2:6, 6:3, 6:2

Zwar glückte der Start, dennoch sollte es nichts werden mit Martina Hingis' erstem Grand-Slam-Titel seit stolzen acht Jahren. Die Schweizerin grämte sich dennoch nicht: "Wir hatten unsere Chancen. Wenn ich bei Turnierbeginn hätte unterzeichnen sollen, dass ich hier im Finale stehe, ich hätte es wahrscheinlich mit geschlossenen Augen getan." Für das russische Duo Makarova/Vesnina war es dagegen der zweite Grand-Slam-Sieg nach dem Triumph in Roland Garros im letzten Jahr.

Die US Open im Überblick

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