Federer überlebt Fünf-Satz-Krimi

Von SPOX
Roger Federer steht bei den Australian Open im Halbfinale
© Getty

Was für eine Partie! Jo-Wilfried Tsonga verlangt Roger Federer im Viertelfinale alles ab. Am Ende triumphiert aber doch der Schweizer. Andy Murray hat mit Überraschungsmann Jeremy Chardy weniger Probleme. Bei den Damen sorgt Sloane Stephens für eine Sensation und bezwingt Serena Williams. Die Weltranglisten-Erste Victoria Azarenka behält gegen Svetlana Kuznetsova die Oberhand.

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Herren - Viertelfinale

Roger Federer (SUI/2) - Jo-Wilfried Tsonga (FRA/7) 7:6 (7:4), 4:6, 7:6 (7:4), 3:6, 6:3

Was für eine Partie! Was für eine Dramatik! Was für ein Viertelfinale! Roger Federer und Jo-Wilfried Tsonga lieferten den Zuschauern in der Rod Laver Arena einen Krimi. 3:34 Stunden lang duellierten sich die Beiden in der Night Session.

Nachdem der Franzose zweimal nach Satzrückstand in beeindruckender Manier (17 Winners in Satz vier) zurückkam, musste der fünfte Satz die Entscheidung bringen. Und genau in dieser Phase schaltete Federer noch mal einen Gang nach oben. Der Rekord-Grand-Slam-Gewinner holte sich Mitte des fünften Durchgangs das vorentscheidende Break zur 3:1-Führung.

Tsonga versuchte danach zwar noch mal alles, allerdings merkte man dem Franzosen gegen Ende der Partie den Kräfteverschleiß an. Die Folge: Die Zahl der Unforced Errors schoss in die Höhe. Zwar zögerte Tsonga das Ende noch ein wenig hinaus, als er im achten Spiel vier Matchbälle abwehrte. Sein Schicksal konnte er damit aber nicht mehr abwenden.

Im Endeffekt gab die Fehleranfälligkeit Tsongas in den wichtigen Momenten den Ausschlag zu Gunsten des Schweizers, der sich mit zahlreichen vergebenen Breakchancen das Leben allerdings selbst schwer machte (4/18).

Federer steht durch den Erfolg zum zehnten Mal in Folge im Halbfinale von Melbourne. Für Federer, der sein erstes Fünf-Satz-Match bei den Australian Open seit zwei Jahren absolvierte, geht es nun gegen Andy Murray, der in seinem Viertelfinale weitaus weniger Probleme hatte. Im direkten Duell führt der Schotte mit 10:9.

Andy Murray (GBR/3) - Jeremy Chardy (FRA) 6:4, 6:1, 6:2

Das Märchen des Jeremy Chardy ist vorbei. Nach Erfolgen über Juan Martin Del Potro und Andreas Seppi war die Hürde Andy Murray dann doch zu hoch für den Franzosen. Die Nummer drei der Welt zeigte sein bislang bestes Tennis in Melbourne, wie er nach der Partie betonte.

"Ich bin richtig zufrieden mit meiner Leistung. Mein letzter Gegner (Gilles Simon, Anm. d. Red.) war wegen seiner Verletzung keine große Herausforderung. Aber Jeremy hat mich heute gefordert. Gerade in der Defensive musste ich alles geben. Aber deswegen quäle ich mich ja auch im Winter", so Murray.

Der Schotte lieferte ein starkes Allround-Game ab. Er brillierte im Return, machte zugleich aber auch in 80 Prozent aller Fälle den Punkt, wenn sein erster Aufschlag kam. Dass er zudem weniger Unforced Errors (20:30) fabrizierte und mehr Winners (32:25) schlug als sein Gegner, erklärt sich dabei fast von selbst.

Allerdings zeigte Chardy durchaus sein Können. Nachdem er schnell 0:4 zurücklag, holte er sich drei Spiele in Folge. Beim Stand von 3:4 und 30:30 war sogar das nächste Break und der Ausgleich zum Greifen nahe. Allerdings zog Murray noch mal den Kopf aus der Schlinge und brachte den Satz nach Hause.

Die Durchgänge zwei und drei waren dann eindeutigere Angelegenheiten. Nach 1:51 Stunden beendete ein Fehler Chardys die Partie. Murray steht damit im 12. Grand-Slam-Halbfinale seiner Karriere.

Der Stand der ATP-Weltrangliste

Damen - Viertelfinale

Sloane Stephens (USA/29) - Serena Williams (USA/3) 3:6, 7:5, 6:4

Sensation! Schocker! Überraschung! Sloane Stephens hat im Viertelfinale für einen der größen Upsets des letzten Jahrzehnts gesorgt. Dabei war die Rollenverteilung im Vorfeld eigentlich klar. Auf der einen Seite Serena Williams, die große Turnierfavoritin und 15-fache Grand-Slam-Siegerin. Und auf der anderen Seite ein Teenager, der auf sein großes Vorbild traf.

Doch bereits im ersten Satz war zu erkennen, dass Stephens zum Stolperstein werden könnte. Dass Williams den ersten Durchgang dennoch für sich entschied, lag vor allem an ihrer Stärke bei eigenem Aufschlag. Die Nummer drei der Setzliste ließ keinen einzigen Breakball zu und machte insgesamt sechs Punkte mehr als ihre Landsfrau.

Es wäre vielleicht so weitergegangen. Doch Williams verletzte sich gegen Ende des zweiten Satzes bei einem Stoppball am Rücken. In der Folgezeit hatte sie deswegen vor allem mit ihrem Service zu kämpfen. Während sich die große Favoritin sichtlich quälte, wurde Stephens immer stärker. Mit ihrer Vorhand dominierte sie ihre Gegnerin in einer Art und Weise, die man eigentlich von Williams selbst gewohnt ist.

Serena - gehandicaptvon ihrer Verletzung - machte alleine im zweiten Satz satte 21 Unforced Errors (Stephens: 16). Zu Beginn des entscheidenden Durchgangs schien es dann allerdings so, als würde Williams zu alter Stärke zurückfinden. Beim Stand von 3:3 gelang ihr sogar das vorentscheidende Break. Zumindest dachten dies alle.

Doch Stephens behielt die Ruhe, blieb engagiert und attackierte ihre Gegnerin weiterhin am Netz. Die Folge: das sofortige Re-Break. Williams' Gegenwehr war endgültig gebrochen, als sie eine Breakchance in Stephens' nächstem Aufschlagspiel leichtfertig vergab. Sinnbildlich dafür waren drei Unforced Errors am Ende der Partie, die Serenas Niederlage besiegelten.

Für Williams endete damit eine unfassbare Serie. Seit dem 17. August hatte sie kein Match mehr verloren. Ihre Verletzung wollte sie allerdings nicht als Ausrede benutzen. "Jeder hat ein paar Wehwehchen. Das ist normal und keine Entschuldigung. Aber natürlich haben mich die Schmerzen ein bisschen behindert."

Stephens, die in ihrem Kinderzimmer einst sogar ein Poster von Williams an der Wand hatte, konnte ihr Glück dagegen kaum fassen. "Das ist verrückt. Oh mein Gott! Ich glaube, jetzt brauche ich von mir auch ein Poster", schmunzelte die Siegerin, die direkt nach der Partie auf ihrem Handy nachschaute, ob sie eine SMS von ihrer Mutter erhalten hatte.

In der nächsten Runde trifft Stephens nun auf die Titelverteidigerin und Weltranglisten-Erste Victoria Azarenka.

Victoria Azarenka (BLR/1) - Svetlana Kuznetsova (RUS) 7:5, 6:1

Victoria Azarenka hat die Titelverteidigung weiter fest im Blick. Daran konnte auch Svetlana Kuznetsova nichts ändern. Es war eine Demonstration der Weltranglisten-Ersten gegen eine Gegnerin, die zuvor immerhin Caroline Wozniacki bezwungen hatte.

Dabei sah es vor allem zu Beginn nach einem lange Tag für die Weißrussin aus. Kuznetsova gelang in einem sehr langen Aufschlagspiel Azarenkas (insgesamt zehn Mal Einstand) ein frühes Break und zog auf 4:1 davon. Doch die Russin verlor in den nächsten Minuten ein wenig ihre Konzentration und machte zu viele einfache Fehler. Die insgesamt 28 Unforced Errors im ersten Satz gaben nach 77 Minuten den Ausschlag für Azarenka.

So ausgeglichen und umkämpft der erste Durchgang war, so einseitig wurde der zweite. Azarenka dominierte ihre Gegnerin fast nach Belieben und lag nach 27 Minuten bereits mit 5:1 in Führung. Kuznetsova, die auch im zweiten Satz ihre Unforced Errors (15) nicht in den Griff bekam, ergab sich nun ihrem Schicksal, erhielt nach der Partie allerdings Lob von ihrer Konkurrentin.

"Wir haben beide eine gute Leistung gezeigt. Sie hatte am Anfang das Momentum auf ihrer Seite, aber ich habe mich gut zurückgekämpft. Am Ende hatte ich alles unter Kontrolle", so Azarenka, auf die im Halbfinale Sloane Stephens wartet.

Der Stand der WTA-Weltrangliste

Juniorinnen - Achtelfinale

Antonia Lottner (GER/4) - Ziyue Sun (CHN) 7:6 (7:1), 6:1