Murray setzt auf den Lendl-Faktor

SID
Andy Murray (l.) trifft im Finale der Australian Open auf Novak Djokovic
© Getty

Andy Murray geht am Sonntag voller Selbstvertrauen in das Finale der Australian Open gegen Titelverteidiger Novak Djokovic aus Serbien (So., 9.30 Uhr im LIVE-TICKER). Seitdem der Schotte Ex-Profi Ivan Lendl als Trainer verpflichtet hat, geht es mit ihm steil bergauf.

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Titelverteidiger Novak Djokovic war bestens vorbereitet bei der letzten Pressekonferenz vor dem großen Finale der Australian Open in Melbourne. Der Serbe saß am Samstag lächelnd auf dem Podium im Bauch der Rod-Laver-Arena - und machte den Gastgebern auf seine ihm ganz eigene charmante Art eine besondere Aufwartung.

Djokovic hatte sich einen kleinen süßen Stoff-Koala an die Trainingsjacke geklemmt. "Ich wünsche Euch allen einen schönen 'Australia Day'", sagte die Nummer eins der Tenniswelt als erstes - was am Nationalfeiertag besonders bei den einheimischen Journalisten gut ankam.

Seit Lendl geht es bergauf

Sein Endspielgegner Andy Murray verzichtete vor dem am Sonntag stattfindenden Prestigeduell auf Koala-, Känguru- oder Wombat-Stofftiere als Wegbegleiter. Der britische US-Open-Sieger ist selbstbewusst genug, um seinem ebenfalls recht kultigen Glücksbringer auch bei seinem dritten Grand-Slam-Finale in Folge treu zu bleiben.

Seitdem sich Murray im Dezember 2011 entschied, auf Ex-Profi Ivan Lendl als Coach zu setzen, ist aus dem ehemals ewigen Zweiten ein echter Siegertyp geworden. Der einst beste Spieler der Welt löste die Blockade beim Schotten nach vier verlorenen Grand-Slam-Endspielen und führte ihn im September 2012 in Flushing Meadows zum erlösenden ersten Major-Titel. "Es war eine meiner besten Entscheidungen, Ivan zu verpflichten", berichtete Murray: "Obwohl die Einheiten mit ihm manchmal grausam sind."

So wie in der Saison-Vorbereitung in Miami, als Lendl und Fitnesscoach Jez Green den 25-Jährigen in zahllosen Einheiten regelrecht drillten. Mit sichtbarem Erfolg. Murray wirkt in den Tagen von Melbourne muskulöser und definierter als noch in den vergangenen Jahren. Sein massiver Brustkorb war Bestandteil manch eines Zeitungsartikels. "Vielleicht ist mein Hemd einfach auch nur enger", kommentierte der Weltranglistendritte die Diskussionen.

Mentalitätswandel bei Murray

Seine neue physische und mentale Stärke stellte Murray auch im Halbfinale am Freitag gegen Roger Federer unter Beweis. Im fünften Satz brach er nicht ein, obwohl der Grand-Slam-Rekordsieger aus der Schweiz zweimal einen Satzrückstand aufgeholt hatte. Am Ende war der "Highlander" in allen relevanten Statistiken weit überlegen. "Ich war immer dafür bekannt, dass ich oft wichtige Matches verliere. Aber auch heute habe ich bewiesen, dass es nicht so ist", erklärte London-Olympiasieger Murray.

Dass er das neue Selbstvertrauen in erster Linie Ivan Lendl zu verdanken hat, weiß der New-York-Gewinner nur allzu gut. Die Verbindung funktioniert wohl deshalb so gut, weil es erstaunliche Parallelen zwischen Lendl und Murray gibt. Auch der gebürtige Tscheche holte erst im fünften Anlauf seinen ersten Grand-Slam-Titel (1984 bei den French Open). "Ivan hat Situationen erlebt und Erfahrungen gemacht wie nur wenige. Das verbindet natürlich", sagt Murray. US-Ikone Andre Agassi traut dem 1,90-m-Hünen mit der Reibeisenstimme sogar zu, bereits in dieser Saison die Nummer eins im ATP-Ranking zu werden.

Am Sonntag könnte Murray mit einem Sieg vor 15.000 Zuschauern an der Batman Avenue Geschichte schreiben. Noch nie zuvor konnte ein Profi nach seinem Premieren-Erfolg bei einem Major das darauffolgende Grand-Slam-Turnier gewinnen.

"Hungrig" auf den Titel

Allerdings hatte Djokovic, der am Sonntag als erster Spieler in der Open-Era seit 1968 den dritten Melbourne-Titel in Serie gewinnen könnte, nach einem Halbfinalsieg einen Tag mehr Pause als Murray.

Für Federer ist Djokovic trotz der Finalniederlage bei den US Open vor vier Monaten der leichte Favorit. Ungeachtet dessen hat der Schweizer auch den Wandel von Murray registriert - und am eigenen Leib zu spüren bekommen. "Es ist offensichtlich, dass Andy nach seinem Erfolg bei den US Open und bei Olympia den Glauben an sich hat und ruhiger wirkt", meinte Federer.

Murray hat erzählt, dass er "hungrig" auf den Australian-Open-Titel sei. In den letzten Tagen spazierte er mit einem T-Shirt über die Anlage, das sein Motto verdeutlichte: "Prepare Attack" (Bereite dich auf den Angriff vor). Novak Djokovic und sein Koalabär dürften gewarnt sein.

Der Stand der WTA-Weltrangliste

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