Schüttler: "Vermisse es nicht"

SID
Profi Rainer Schüttler beendet seine Karriere und wird Turnierveranstalter
© Getty

Noch einmal Olympia war sein großer Traum. Als der zerplatzte, war die Lust auf Tennis mit einem Mal nicht mehr da. "Ich wäre gerne in London dabei gewesen", erzählte Rainer Schüttler im Gespräch mit der dapd Nachrichtenagentur.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Aber seine Zeit war vorbei - und deshalb kam der Rücktritt als Tennisprofi am Dienstag nicht unverhofft. "Ich vermisse es nicht", sagte der in der Schweiz lebende Korbacher und meinte damit die Beschäftigung, die sein Leben in den vergangenen 17 Jahren bestimmt hat.

Zuletzt waren die Erfolge rar geworden. In Australien scheiterte Schüttler Anfang des Jahres in der Qualifikation - und es reifte der Gedanke an das Ende der Laufbahn. Immer wieder darum kämpfen zu müssen, bei den Turnieren überhaupt dabei zu sein, ging ihm mehr und mehr auf die Nerven. Das war zu wenig für seine Ansprüche. Zumal selbst seine stets exorbitante Fitness nicht mehr reichte. "Die jungen Spieler sind heute alle körperlich extrem stark."

Zukunft als Geschäftsmann und Turnierveranstalter

Sportliche Meriten waren es immer weniger, die Schüttler ins Gespräch brachten. Seine Akademie in Offenbach, die er mit Alexander Waske betreibt, ist dagegen in aller Munde. Der Aufschwung von Angelique Kerber und Andrea Petkovic ist eng mit der Akademie verbunden. "Es ist sensationell, was die dort leisten", sagte Schüttler, der in der täglichen Arbeit nur punktuell hilft.

Seine Zukunft sieht der sympathische Hesse nach 327 Siegen und 337 Niederlagen auf der Profitour und 7,5 Millionen Dollar allein an Preisgeld eher in der Rolle des Geschäftsmannes. Schon vor rund zehn Jahren hatte er dieses Ziel. Wirtschaft wollte er studieren. Doch für die Schulbank fühlt er sich zu alt. Zum Lernen aber nicht. "Es wird Jahre dauern, bis ich das Business von A bis Z gelernt habe."

Schüttler und Tiriac retten Turnier im Rochusclub

Für den nächsten Schritt hat er sich einen der besten Lehrmeister gesucht. Mit Ion Tiriac hat er die Lizenz des World Team Cups gekauft. Im kommenden Jahr will er mit dem früheren Manager von Boris Becker unter dem Dach des Rochusclubs ein Turnier der 250er-Serie in Düsseldorf organisieren. "Auf der Welt gibt es keinen Besseren als Tiriac. Einen optimaleren Start in mein neues Berufsleben kann ich nicht haben. Ich hänge mich da voll rein, will alles lernen", sagte Schüttler der "Bild"-Zeitung.

Als der World Team Cup nach 34 Jahren endgültig "starb", war Schüttler zur Stelle. "Durch meine langjährige Botschafter-Rolle hatten sich die bisherigen Macher Horst Klosterkemper und Dietlof von Arnim für unsere Bewerbung entschieden." Der Etat liegt bei zwei bis zweieinhalb Millionen Euro, hieß es bei der Vorstellung des neuen Turniers. "Unser Ziel ist es, Top-10-Spieler zu holen."

Das Ziel Turnierdirektor ist seines dagegen nicht. "Das werde ich sicher nicht", sagte Schüttler, der mit Freundin Jovana am Zürichsee wohnt. Vielmehr orientiert er sich an Tiriac, der in der Szene als Impresario gilt. Die besten Jahre des Deutschen Tennis Bundes (DTB) gestaltete der Rumäne mit.

Engagement im DTB kommt nicht infrage

Ein Engagement im DTB kommt für Schüttler aber nicht infrage. "Zur Zeit sicher nicht." Gut zu tun hat er trotzdem. Mit seinem Freund, Manager und Trainer Dirk Hordorff leitet er als Vizepräsident die Profi-Coach-Organisation GPTCA. Außerdem trainiert er weiter kräftig und engagiert. "Das macht mir noch immer riesigen Spaß."

Auf der Tennis-Tour war das zuletzt anderes. Vor den Australian Open scheiterte er zu Beginn des Jahre auch in Doha - im Scheichtum Katar, wo seine Karriere 1999 mit dem ersten von insgesamt vier Turniersiegen im Einzel richtig begann. "Daran erinnere ich mich besonders gern", erzählte Schüttler von einer Zeit, in der er noch gar nicht wusste, was auf ihn zukommen sollte.

Schüttler lernte schnell. 2003 wurde sein bestes Jahr mit dem Finale bei den Australian Open und der ATP-WM in Houston/Texas, wo er im Halbfinale wieder an seinem Idol Andre Agassi scheiterte. Im April 2004 kletterte er auf Platz fünf der Weltrangliste und wurde für die Olympischen Spiele nominiert, die schön und schrecklich waren. "Schön, dass ich mit Nicolas Kiefer Silber im Doppel gewonnen habe", erzählte Schüttler. "Schlimm, dass wir vier Matchbälle vergeben haben. Ich war nie wieder nach einem Spiel so am Boden zerstört."

Die aktuelle ATP-Weltrangliste

Artikel und Videos zum Thema