Kerber gewinnt Late-Night-Thriller!

Von SPOX
Angelique Kerber, US Open, New York
© Getty

Angelique Kerber setzt sich in der Nightsession nach großem Kampf gegen Venus Williams durch, Björn Phau ist gegen Roger Federer wie erwartet komplett chancenlos. Philipp Petzschner und Daniel Brands haben beide an der großen Überraschung geschnuppet, beide haben ihre Partien aber knapp in fünf Sätzen verloren. Sensationell ausgeschieden ist derweil der an Nummer fünf gesetzte Jo-Wilfried Tsonga. Bei den Damen hat es Tatjana Malek erwischt. Andy Roddick verkündet derweil seinen Rücktritt und Nikolay Davydenko fordert "Best-of-three"-Matches bei den Herren.

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Damen - 2. Runde (alle Ergebnisse)

Angelique Kerber (GER/6) - Venus Williams (USA) 6:2 5:7, 7:5

Was für eine Achterbahnfahrt! Um 0.20 Uhr Ortszeit beendete ein leichter Vorhand-Fehler von Venus Williams nach 2:45 Stunden ein irres Match. Dabei hatte es Mitte des zweiten Satzes noch danach ausgesehen, als ob Kerber die Sache ziemlich klar erledigen würde. Den ersten Satz gewann die Deutsche nach 31 Minuten problemlos mit 6:2 und auch im zweiten Satz lag sie mehrfach mit dem Break vorne. Doch Williams kam zurück, drehte das Match zwischenzeitig komplett und schien bei einer 4:2-Führung im dritten Satz ihrerseits auf dem Weg zum Sieg.

Aber Angie Kerber bewies danach einmal mehr ihrer unfassbaren Kämpferqualitäten. Beim Stand von 4:5 war Kerber nur zwei Punkte vom Aus entfernt, aber sie blieb tough und profitierte dann von vielen Fehlern ihrer Gegnerin. Williams verlor ihren Aufschlag zum 9. Mal im Match (!) zum 5:6 und Kerber servierte es nach Hause. "Es war unglaublich. Es war so hart und so eng, jeder war gegen mich", war Kerbers Kommentar zum Sieg. Williams am Ende zwar mit mehr als doppelt so vielen Gewinnschlägen (43:20), aber auch mit wahnsinnigen 60 Unforced Errors (Kerber: 23). Unter anderem leistete sich Williams 16 Doppelfehler.

Kerber hat sich mal wieder in einem Drei-Satz-Match durchgebissen. Ihre Drei-Satz-Bilanz 2012 steht damit jetzt bei 18-2. Nach dieser hohen Hürde in Runde zwei sollte es in Runde drei einfacher werden. Dort wartet die Weißrussin Olga Govortsova (Nr. 67 der Welt). Im Achtelfinale wäre Sara Errani die wahrscheinliche Gegnerin.

Sloane Stephens (USA) - Tatjana Malek (GER) 5:7, 6:4, 6:2

Malek hat ein kämperisch starkes Match gezeigt, allerdings auch von der katastrophal hohen Fehlerquote ihrer Gegnerin profitiert. Stephens kam in den rund zweieinhalb Stunden auf sagenhafte 62 Unforced Errors. Malek spielte oft defensiv, nutzte sogar den Vorhand-Slice, um den Ball irgendwie im Spiel zu halten und Stephens ihre Fehler machen zu lassen. Das klappte bis zum 3:2 im zweiten Satz sehr gut. Doch in einem 15 Minuten langen Auifschlagspiel von Stephens nutzte Malek fünf Breakbälle zum 4:2 nicht. Das war am Ende der Knackpunkt im Match.

Agnieszka Radwanska (POL/2) - Carla Suarez Navarro (ESP) 4:6, 6:3, 6:0

Serena Williams (USA/4) - Maria Jose Martinez Sanchez (ESP) 6:2, 6:4

Keine größeren Probleme für Serena, die die Spanierin wie erwartet dominierte und nur im zweiten Satz etwas zu kämpfen hatte. Williams am Ende mit 11 Assen und 32 Winnern, Martinez Sanchez schlug gerade mal 5. Nächste Gegnerin: Ekaterina Makarova.

Sara Errani (ITA/10) - Vera Dushevina (RUS) 6:0, 6:1

Ana Ivanovic (SRB/12) - Sofia Arvidsson (SWE) 6:2, 6:2

Dominika Cibulkova (SVK/13) - Bojana Jovanovski (SRB) 7:6 (7:3), 7:6 (7:3)

Maria Kirilenko (RUS/14) - Greta Arn (HUN) 6:3, 6:2

Der Stand der WTA-Weltrangliste

Herren - 2. Runde (alle Ergebnisse)

Roger Federer (SUI/1) - Björn Phau (GER) 6:2, 6:3, 6:2

Alles ganz normal. Phau durfte 90 Minuten lang Nightsession-Atmosphäre genießen, mehr war gegen Federer nicht drin. Der Schweizer servierte stark (15 Asse), kontrollierte das Match nach Belieben und ließ überhaupt nur eine einzige Breakchance zu. Phau leistete sich dagegen 7 Doppelfehler. Federer (44 Winner) baute damit auch seine makellose Bilanz in den Nightsessions weiter aus (23. Sieg in Serie). Zum Agassi-Rekord fehlen nur noch fünf Siege. Federers Einschätzung nach dem Match: "Es war eine Pflichtaufgabe." In Runde drei dürfte es zumindest etwas schwieriger werden, da geht es gegen Fernando Verdasco.

Nicolas Almagro (ESP/11) - Philipp Petzschner (GER) 6:3, 5:7, 5:7, 6:4, 6:4

Bitteres Aus nach hartem Kampf von Petzschner. Der erste Satz war schnell weg und im zweiten lag der Deutsche früh mit Break zurück. Zu dem Zeitpunkt sah es eigentlich schon zappenduster aus. Aber wie in der ersten Runde gegen Mahut gab Petzschner nie auf und kam nervenstark zurück. Sowohl im zweiten als auch im dritten Satz nahm er Almagro bei 6:5 dessen Aufschlag zum Satzgewinn ab. Danach ließen bei Petzschner leider die Kräfte sukzessive nach. Das Fünfsatz-Match gegen Mahut steckte ihm augenscheinlich noch in den Knochen. Als ihn dann auch noch der lange Zeit hervorragende erste Aufschlag verließ, war er den harten Grundschlägen des Spaniers irgendwann nicht mehr gewachsen. In Runde drei trifft Almagro auf den jungen US-Boy Jack Sock.

Marin Cilic (CRO/12) - Daniel Brands (GER) 6:3, 6:2, 5:7, 4:6, 7:5

3:40 Stunden hat sich Brands gemüht, um das Unmöglche doch noch möglich zu machen. Nach zwei Sätzen sah er wie der sichere und klare Verlierer aus, doch dann kippte die Partie. Cilic bekam ein paar Probleme mit seinem ersten Aufschlag und machte etwas mehr Fehler als in den ersten Durchgängen. Brands zeigte sich derweil bei seinen wenigen Breakchancen gnadenlos effizient. Leider überdrehte er im fünften Satz das eine oder andere Mal und schenkte Cilic das entscheidende Break mit seinem 12. Doppelfehler. Der Kroate bekommt es jetzt mit Kei Nishikori zu tun.

Martin Klizan (SVK) - Jo-Wilfried Tsonga (FRA/5) 6:4, 1:6, 6:1, 6:3

Die US Open haben bei den Herren ihre erste Sensation. Der 23-jährige Slowake Martin Klizan, vom ehemaligen Top-10-Spieler Karol Kucera trainiert, hat die Nummer fünf der Setzliste letztlich überraschend klar aus dem Turnier geworfen. In einer den Zahlen nach ausgeglichenen Partie machte der 23-Jährige die entscheidenden Punkte. Er nahm Tsonga sieben Mal den Aufschlag ab, dem Franzosen gelangen dagegen nur vier Breaks. Als Tsonga im vierten Satz nach 0:4-Rückstand auf 3:4 heran kam, gab es noch mal Hoffnung, aber Klizan spielte es danach bärenstark zu Ende. In der nächsten Runde wartet Jeremy Chardy, den Franzosen kann Klizan ohne Frage auch schlagen.

Tomas Berdych (CZE/6) - Jürgen Zopp (EST) 6:1, 6:4, 6:2

Milos Raonic (CAN/15) - Paul-Henri Mathieu (FRA) 7:5, 6:4, 7:6 (7:4)

Souveräne Vorstellung des Kanadiers, der dem Franzosen 30 Asse ins Feld zimmerte. In Runde drei trifft Raonic auf Blake.

Gilles Simon (FRA/16) - Jimmy Wang (TPE) 6:4, 4:6, 6:4, 6:4

Mardy Fish (USA/23) - Nikolay Davydenko (RUS) 4:6, 6:7 (4:7), 6:2, 6:1, 6:2

Das ist gerade noch einmal gut gegangen für einen der Hoffnungsträger der Amerikaner. Nach 0:2-Satzrückstand hat Fish ab dem dritten Durchgang vor allem seinen ersten Aufschlag wiedergefunden und dadurch das Heft des Handelns in die Hand genommen. Von da an konnte ihm der routinierte Russe nicht mehr Paroli bieten. Fishs nächster Gegner ist Gilles Simon.

Interessant: Es war schon das 10. Mal bei den US Open 2012 (Turnier-Rekord!), das ein Spieler nach 0:2-Satzrückstand ein Match noch gewann. "Warum spielen wir Best-of-five-Matches? Wir müssen in den Grand Slams best of three spielen. Jeder würde es unterstützen, sogar Federer. Für Federer ist es leicht, in einer Stunde zwei Sätze zu gewinnen", sagte Davydenko danach auf der PK. Und er entfachte mal wieder eine alte Diskussion: "Warum spielen die Frauen best of three, wir sollen best of five spielen, und wir bekommen das gleiche Preisgeld?"

James Blake (USA) - Marcel Granollers (ESP/24) 6:1, 6:4, 6:2

Andy Roddick macht Schluss: Der Schocker des Tages kam nicht auf dem Platz, er kam auf einer Pressekonferenz. Roddick erklärte an seinem 30. Geburtstag, dass er seine Karriere nach den US Open beenden werde. Der US-Open-Champion von 2003, der in seiner Karriere mehr als 20 Millionen Dollar eingespielt hat (32 Turniersiege), trifft am Freitag in der Nightsession auf den Australier Bernard Tomic. Es könnte sein letztes Match werden.

"Ich habe einfach das Gefühl, dass die Zeit gekommen ist. Ich weiß nicht, ob ich gesund und motiviert genug bin, um noch ein weiteres Jahr Turniere zu spielen. Ich hatte Pläne, im nächsten Jahr weniger Turniere zu spielen, aber je länger ich darüber nachgedacht habe, desto klarer wurde mir, dass man es entweder ganz oder gar nicht machen muss", sagte Roddick. Neben seinem US-Open-Sieg stand Roddick in seiner Karriere in vier weiteren Grand-Slam-Endspielen (3x Wimbledon, 1x US Open) und verlor dort immer gegen Roger Federer, darunter war das unvergessliche Wimbledon-Finale 2009, das Roddick im fünften Satz 14:16 verlor.

Der Stand der ATP-Weltrangliste