Grün ist die Hoffnung

SID
Roger Federer wäre bei einem Wimbledonsieg wieder die Nummer eins der Welt
© Getty

Er steht vor der denkbar schwierigsten Aufgabe, aber Roger Federer sagt vor dem Traum-Halbfinale am Freitag gegen Titelverteidiger Novak Djokovic (Fr., 14 Uhr im LIVE-TICKER): "Es wird von Match zu Match einfacher, auch vom Kopf her." Was überheblich klingt, bezieht sich allein auf die Rückenprobleme, die ihn fast den Verbleib im Turnier gekostet hätten.

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Federer hat sie ebenso wieder im Griff wie seine Gegner, und die Aussicht auf drei Wochen Pause beflügelt den Geist. Doch bis zum finalen Sonntag will er schon noch in Wimbledon bleiben, keine Frage. "Ich weiß, dass es möglich ist", sagt er selbstbewusst.

Bislang standen sich Federer und Djokovic 26-mal gegenüber, im direkten Vergleich führt der Schweizer 14:12. Doch von den letzten sieben Partien gewann der Serbe sechs, darunter vier der fünf Spiele in Vorschlussrunden von Grand-Slam-Turnieren. Die Nummer eins deklassierte Federer zuletzt im Halbfinale der French Open.

"Die ultimative Herausforderung"

Doch diesmal ist die Hoffnung nicht auf Sand gebaut, sondern grün. Was den sechsmaligen Wimbledonsieger zuversichtlich stimmt neben der wiedererlangten Fitness und dem neuen-alten Glauben an die eigenen Stärken - "Ich bin frisch und bereit" -, ist der Untergrund. Auf Gras trafen sich die beiden noch nie. Djokovic sagt: "Gegen Roger auf Rasen zu spielen, ist die ultimative Herausforderung."

Federer sieht dem Match mit gespannter Vorfreude entgegen. "Wir wissen nicht, was uns erwartet", sagt er. Auf dem bretthart gewalzten Boden und den inzwischen kräftigeren Grashalmen zischen die Bälle zwar nicht mehr mit Geschwindigkeiten von Schnellfeuergewehren wie zu Zeiten von "Pistol Pete" Sampras ins Feld und sie springen höher ab. Die Eigenschaften eines Hartplatzes, auf dem Djokovic schier unbesiegbar ist, aber hat der Rasen nicht.

Federer sagt, Selbstvertrauen und Erfahrung seien auf dem Naturteppich wichtig. Keiner hat mehr Routine auf Rasen. Nach mehr als 100 Spielen auf Gras wisse er, was zu tun ist. Auf 71 Spiele hat er es allein in Wimbledon gebracht, 64 davon gewonnen.

Den inzwischen langsameren Eigenschaften in Wimbledon zum Trotz glaube er "immer noch daran, dass der aggressivere Spieler belohnt wird, wenn er richtig spielt." Der nun mit 32. Halbfinalteilnahmen bei Grand-Slam-Turnieren alleinige Rekordhalter fügt hinzu: "Es ist auf Gras viel schwieriger, defensiv zu spielen." Keine Frage, dass er sich in der aktiveren und Djokovic in der passiveren Rolle sieht.

Mit Wimbledonsieg würde Federer wieder Nummer eins

Auch der Titelverteidiger sieht sich diesmal nicht in der Favoritenrolle. "Er hat ein smartes Spiel für diesen Belag. Grasplätze passen zu seinem Stil am besten. Es wird bestimmt ein interessantes Match. Ich habe nichts zu verlieren und versuche einfach zu gewinnen", sagt Djokovic. Er sehe sich nicht als Titelverteidiger, sondern als einer von vier Spielern, die um den Sieg kämpfen. Im zweiten Halbfinale stehen sich Andy Murray und der Franzose Jo-Wilfried Tsonga gegenüber.

Für Djokovic, der außer in Wimbledon noch nie ein Turnier auf Rasen gewann, geht es am Freitag nicht nur um den neuerlichen Einzug ins Finale. Bei einer Niederlage gegen den Altmeister könnte der 25-Jährige auch die Spitzenposition verlieren.

Sollte Federer seine zwei noch maximal vor ihm liegenden Matches gewinnen, würde er Djokovic als Nummer eins ablösen und mit dann 286 Wochen an der Spitze mit Pete Sampras gleichziehen. Dessen andere Bestmarke von sieben Wimbledon-Titeln würde der 16-malige Grand-Slam-Sieger aus der Schweiz ebenfalls egalisieren. Für Federer Gründe genug, den Erholungsurlaub vor Olympia noch etwas hinauszuschieben.

Der Stand der ATP-Weltrangliste

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