Serena Williams: Himmel, Hölle und zurück

SID
Kindlich vergnügt zeigte sich Serena Williams nach ihrem Finalsieg gegen Agnieszka Radwanska
© Getty

Serena Williams hüpfte nach ihrem Finalsieg vergnügt über den Center-Court von Wimbledon. Nach zwei Jahren voller Rückschläge will die US-Amerikanerin jetzt wieder durchstarten.

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Dabei durfte die 30-Jährige doch schon zum fünften Mal den größten Preis im Frauentennis in ihre starken Arme schließen. Aber diese Zeremonie war für die US-Amerikanerin alles andere als Routine und schon gar nicht selbstverständlich. "Jeder Titel ist speziell. Aber dieser ist super speziell", sagte sie, "denn er ist ein riesiges Comeback für mich."

Zuletzt hatte Serena Williams 2010 in Wimbledon gewonnen, danach schlimme Monate durchgemacht und wegen einer Lungenembolie gar um ihr Leben gefürchtet. An diese Tage am Abgrund erinnerte sie sich, als sie beim obligatorischen Dank an Gott, Eltern, Schwestern und Betreuerteam von ihren Emotionen überwältigt wurde.

"Ich hätte mir nie erträumt, dass ich jemals wieder hier stehen würde", sagte Serena Williams mit tränenerstickter Stimme nach ihrem 6:1, 5:7, 6:2-Sieg im Finale gegen die Polin Agnieszka Radwanska. Der Spielverlauf spiegelte ihr Leben der vergangenen zwei Jahre wider: Himmel, Hölle und zurück.

Notoperation wegen Blutgerinnsel

Wenige Tage nach ihrem vierten Triumph bei den All England Championships 2010 war sie bei einem Restaurantbesuch in München in Glasscherben getreten. Sie zog sich an beiden Füßen Schnittverletzungen zu. Zweimal musste sie operiert werden. Die Eingriffe ergaben Komplikationen und schließlich bildete sich ein Blutgerinnsel, das in die Lunge wanderte.

Nach einer Notoperation im März des vergangenen Jahres begann dann der Weg zurück. "Ich lag auf dem Krankenbett und habe gebetet und gebetet: Lass es gut sein, ich kann nicht mehr, ich habe jetzt genug mitgemacht. Ich war am tiefsten Tiefpunkt", erzählte Serena Williams. "Aber ich habe nicht aufgegeben." Mit Gottes Hilfe und dem Beistand durch ihre Familie und ihre Teammitglieder sei es ihr gelungen, wieder aufzustehen und neu anzufangen.

Sie kämpfte sich zurück, erreichte drei Monate nach ihrer lebensbedrohlichen Erkrankung schon wieder die vierte Runde in Wimbledon und bei den US Open gar das Finale. Sie spielte in diesem Frühjahr eine überragende Sandplatzsaison, ehe sie bei den French Open erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier in der ersten Runde verlor. "Es war eine unglaubliche Reise für mich", fasste sie die vergangenen zwei Jahre zusammen.

Navratilovas 18 Grand-Slam-Titel im Blick

Eine Reise, die in London SW 19 anfing und endete. Nach dem fünften Wimbledonsieg, mit dem sie mit ihrer älteren Schwester Venus gleichzog, mit der sie am Samstag auch den Titel im Doppel gewann, will Serena jetzt wieder durchstarten. "Es beginnt gerade eine große Phase. Körperlich geht es mir großartig, ich habe mich nie besser gefühlt", sagte die nun 14-malige Grand-Slam-Siegerin, die in Wimbledon ihren Turnierrekord an Assen von 89 auf 102 schraubte.

Beim bedeutendsten Rasenturnier triumphierte Serena Williams als erste Dreißigjährige seit Martina Navratilova 1990, damals 33, deren 18 Grand-Slam-Siege sie auch für sich erreichbar hält, ja sogar die 22 von Steffi Graf. "Ich wüsste nicht, warum nicht", sagte sie.

Fürs Erste aber gilt ihr Augenmerk dem "nächsten Turnier, gefolgt vom nächsten Grand Slam." In zwei Wochen wird Serena Williams nach Wimbledon zurückkehren mit dem Ziel, olympisches Gold zu gewinnen. Und danach? "Die US Open, die Australian Open, die French Open, Wimbledon 2013, die Championships." Die Reise der Weltranglisten-Vierten, die mit ihrem klaren Halbfinalsieg über die neue Nummer eins, Viktoria Asarenka, die wahren Machtverhältnisse aufgezeigt hat, ist noch lange nicht zu Ende.

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