Federer: "Das Dach ändert alles"

SID
Wimbledon und die Dach-Thematik...
© Getty

Als der All England Club vor drei Jahren dem altehrwürdigen Centre Court in Wimbledon ein bewegliches Dach spendierte, stellte der damalige Chef des nobelsten Tennisvereins der Welt klar: "Wimbledon ist ein Tageslicht-Event. Wir ziehen es vor, das Dach wenn irgend möglich offen zu lassen." Ein Match, das unter der Haube begonnen hat, sei auch im geschlossenen Raum zu Ende zu führen, um die Bedingungen nicht zu verändern. Im Umkehrschluss heißt das: Ein Spiel zu unterbrechen, um das Dach ohne Not zu schließen, kommt nicht infrage. Weil die Macher am Donnerstagabend und am Freitag gegen die eigenen Regeln handelten, haben sie jetzt eine Dach-Debatte.

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"Das ist ein Freiluftturnier und ich denke, dass jeder bei offenem Dach spielen möchte", sagte Novak Djokovic nach seinem Drittrundensieg gegen Radek Stepanek auf dem geschlossenen Centre Court.

Als das Match begann, schien draußen längst wieder die Sonne. Am Morgen hatte es zwar geregnet, danach aber gab es den ganzen Tag über keinen Niederschlag mehr.

Das Dach aber blieb zu, bis Roger Federer am Abend im Scheinwerferlicht nach dramatischen fünf Sätzen seinen Matchball zum 4:6, 6:7, 6:2, 7:6, 6:1-Sieg gegen den Franzosen Julien Benneteau verwandelt hatte.

Abendspiele als Night Session

Früher wären die Spiele aufgrund der einbrechenden Dunkelheit abgebrochen worden. Seit Wimbledon aber die Technik hat, im großen Stadion ein begonnenes Match im Flutlicht zu beenden, geraten Abendspiele immer häufiger zur Night Session.

Darüber freuen sich neben den 15.000 Zuschauern vor allem die Fernsehsender, die die Entscheidungen in perfekter HD-Technik übertragen können.

Es gilt als offenes Geheimnis, dass der Wunsch der TV-Anstalten nach größtmöglicher Helligkeit bei der Entscheidung Pate stand, am Donnerstag nach dem 2:2-Satzausgleich durch Rafael Nadal im Match gegen Lukas Rosol das Dach zu schließen.

In der 45-minütigen Unterbrechung kam der zuvor von Nadal dominierte Tscheche wieder zu Kräften. Der Spanier hatte zuvor vergeblich seinen Unmut ausgedrückt, bei den noch zumutbaren Lichtverhältnissen zu unterbrechen.

"Indoor-Spiel ist langsamer"

"Ich war sehr überrascht, dass das Schließen 45 Minuten dauern sollte. Ich hatte das Gefühl, dass es ein komplett neues Stadion in einer Halle war", sagte Nadal. Das Ende ist bekannt: Rosol avancierte nach der Pause, in der er wieder Kräfte sammeln konnte, zur Lichtgestalt.

Roger Federer blieb Nadals Schicksal erspart. Den mentalen Schwung, den er sich durch den gewonnenen vierten Satz holte, konnte er in den entscheidenden Durchgang mitnehmen.

Benneteau, der unter Krämpfen litt, konnte sich nicht mehr erholen. Dass das Spiel von Beginn an unterm Dach ausgetragen wurde, sollte sein Nachteil nicht sein, obwohl Rasentennis im geschlossenen Raum auch für ihn als einen der besten Hallenspieler der Welt ungewohnt ist.

"Das Dach ändert alles", sagte Federer. Man müsse nicht auf "die Elemente" achten wie den in diesen Tagen böigen Wind. Er denke auch, "dass ein Indoor-Spiel langsamer ist. Gleichzeitig kannst du dich in einen tranceartigen Zustand bringen, wie es Rosol am Ende des fünften Satzes gelungen ist", sagte der erfahrene Schweizer.

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