Steffi Graf schwärmt von Nadal und Djokovic

SID
Steffi Graf (r.) mit ihrem Ehemann Andre Agassi
© Getty

Steffi Graf hat 22 Grand-Slam-Triumphe gefeiert und stand 377 Wochen an der Spitze der Weltrangliste. Mit den Spielern von heute will sich die 1999 zurückgetretene Tennisspielerin aber nicht mehr vergleichen.

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"Momentan wird doch das beste Tennis aller Zeiten gespielt!", sagte die mit dem früheren amerikanischen Tennisprofi Andre Agassi verheiratete Graf im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag-Ausgabe).

"Das, was beispielsweise Nadal und Djokovic bei den Australian Open abgeliefert haben, als sie sechs Stunden auf dem Platz standen, da kann man nur noch Bewunderung aussprechen", sagte die in Las Vegas lebende zweifache Mutter am Tag vor Beginn der French Open in Paris. Bei den Damen fehle eine Figur, "von der die Leute sagen: Deren Spiele darf ich nicht verpassen". Höchstens von einer wieder gesunden Serena Williams könne man erwarten, dass sie den Sommer dominieren kann.

"Wie kann man das durchhalten?"

"Mein Mann und ich haben uns beide gefragt: Wie kann man das körperlich durchhalten? Das Niveau ist kaum noch zu schlagen. Vielleicht nicht ganz bei den Frauen, aber auf jeden Fall bei den Männern." Viel geredet werde im Hause Graf-Agassi über Tennis aber nicht mehr. Wohl aber sind sich die beiden Weltstars des Sports einig, wenn es um die enorme Belastung im Tennis geht.

"Die meisten Sportarten haben ein, zwei Highlights im Jahr. Im Tennis laufen die Highlights praktisch durch. Es ist ein Sport, der immer wieder erfordert, an die Grenzen zu gehen. An die Belastbarkeit des ganzen Körpers. Viele haben keine Vorstellung davon, wie schwer das ist."

Verletzungen sind vor diesem Hintergrund an der Tagesordnung. Wie früher auch. Knie, Rücken, Schulter - diese Blessuren kennt Steffi Graf zur Genüge und leidet teils noch immer darunter. Einiges wäre vermeidbar gewesen, weiß sie heute. Manchmal waren es scheinbar profane Dinge, wie das Trinken. "Es klingt verrückt, aber ich weiß heute, dass ich vielleicht noch mehr erreicht hätte, wenn ich vor meinen Matches mehr getrunken hätte", erklärt die 42-Jährige.

Tennis spielt im Leben nur noch eine untergeordnete Rolle. "Ich spiele nur noch ab und zu. Auf Schaukämpfen für meine Stiftung Children for Tomorrow oder im Trainingscamp in Las Vegas mit jüngeren Spielerinnen." In erster Linie sei sie Mutter und Ehefrau.

"Habe natürlich niemals versucht zu verlieren"

Der Ruhm dagegen verblasst nicht. Manchmal freilich holt sie die Vergangenheit aber auch in unangenehmer Form ein. So wie bei einem Interview ihrer einstigen Fed-Cup-Partnerin Claudia Kohde-Kilsch. Steffi Graf habe bei den Olympischen Spielen 1988 im gemeinsamen Doppel absichtlich schlecht gespielt, damit Ihre Einzel-Goldmedaille alleine strahlt, behauptete Kohde-Kilsch im SZ-Magazin.

"Ein absurder Vorwurf", meinte Graf im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Es habe sie auch nicht getroffen, behauptet sie. Zumal es Kohde-Kilsch anschließend auch wieder anders dargestellt habe.

"Trotzdem hat es mich völlig überrascht, und ich war einfach nur perplex. Ich habe natürlich niemals versucht zu verlieren, das wäre absurd. Im Übrigen gehört es nicht zu meinem Charakter, anderen etwas nicht zu gönnen." Kontakt haben die beiden ersten deutschen Fed-Cup-Siegerinnen (1987) nicht mehr. Graf: "Es tut mir einfach nur leid, wenn jemand so von mir denkt oder spricht."

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