135:13-Sätze! Im Herren-Tennis!

Von Florian Regelmann
Rafael Nadal hat bislang sechsmal die French Open gewonnen
© Getty
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Rafael Nadals French Open 2009:

Marcos Daniel (BRA) 7-5, 6-4, 6-3

Teymuraz Gabashvili (RUS) 6-1, 6-4, 6-2

Lleyton Hewitt (AUS) 6-1, 6-3, 6-1

Robin Söderling (SWE) 2-6, 7-6(2), 4-6, 6-7(2)

Wir schreiben Sonntag, den 31. Mai 2009 und erleben einen denkwürdigen Moment. Nadal verliert zum ersten Mal ein Match bei den French Open. Gegen den Schweden Robin Söderling, einen absoluten Asche-Nobody. Robin wer? Absolut niemand hatte damit gerechnet.

Es sollte eigentlich nur der nächste Schritt auf dem Weg zum 5. Titel im 5. Anlauf für Nadal, ein 5. Titel in Folge, der ihn an Björn Borg (1978-81) vorbei bringen würde. Aber in Match 32 seiner Roland-Garros-Karriere erwischte es den Spanier, auch weil er Knieprobleme hatte und irgendwie nicht er selbst war, zum ersten und bis heute einzigen Mal.

Auf dem Court Philippe Chatrier saßen 15.000 geschockte und zugleich faszinierte Zuschauer, die sahen, wie dieser Schwede unfassbar auf den Ball prügelte, sich beim Seitenwechsel unter seinem Handtuch vergrub, und danach weiter unfassbar auf den Ball prügelte.

Ausgerechnet Söderling, der vorher noch nie in einem Grand-Slam-Achtelfinale gestanden war und der sich 2007 in Wimbledon über Nadal lustig gemacht hatte, als er dessen Hosen-Gezupfe imitierte, wurde zum Königs-Killer.

Jener Söderling, der im letzten Duell mit Nadal im Foro Italico wenige Wochen zuvor gerade mal ein Spiel zustande gebracht hatte. 1:6, 0:6. Aber am 31. Mai 2009 war alles anders. Der glücklichste Mensch, noch glücklicher als Söderling? Federer! Der Weg zum ersehnten French-Open-Sieg war frei.

Rafael Nadals French Open 2010:

Gianni Mina (FRA) 6-2, 6-2, 6-2

Horacio Zeballos (ARG) 6-2, 6-2, 6-3

Lleyton Hewitt (AUS) 6-3, 6-4, 6-3

Thomaz Bellucci (BRA) 6-2, 7-5, 6-4

Nicolas Almagro (ESP) 7-6(2), 7-6(3), 6-4

Jurgen Melzer (AUT) 6-2, 6-3, 7-6(6)

Robin Söderling (SWE) 6-4, 6-2, 6-4

Die Knieprobleme, die Trennung seiner Eltern - als Nadal 2010 nach Paris kam, hatte er ein schwieriges Jahr hinter sich. Bei den French Open war er dann wieder ganz der Alte und holte sich zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren den Titel, ohne auch nur einen Satz zu verlieren.

Das Finale, die Revanche gegen Söderling (schaltete im Viertelfinale Federer aus), bezeichnete sein Onkel und Trainer Toni später als eines der besten Matches aller Zeiten, das er von Rafa gesehen hat. Es war phasenweise ein Kunstwerk. Bei einem Ballwechsel hämmerte Söderling einen Rückhand-Return dermaßen ins Feld, dass die Fans schon zu jubeln begannen, weil sie dachten, der Punkt wäre vorbei. War er aber nicht.

Nadal brachte den Ball zurück, bis heute weiß Söderling nicht warum, und gewann eine unglaubliche Rally am Ende mit einem Volley-Dropshot-Winner.

"Im letzten Jahr habe ich verloren, weil ich nicht gut vorbereitet war. Meine Moral war auch nicht gut. Aber jetzt bin ich zurück. Ich bin zurück und habe gewonnen", so Nadal im Anschluss.

Rafael Nadals French Open 2011:

John Isner (USA) 6-4, 6-7(2), 6-7(2), 6-2, 6-4

Pablo Andujar (ESP) 7-5, 6-3, 7-6(4)

Antonio Veic (CRO) 6-1, 6-3, 6-0

Ivan Ljubicic (CRO) 7-5, 6-3, 6-3

Robin Söderling (SWE) 6-4, 6-1, 7-6(3)

Andy Murray (GBR) 6-4, 7-5, 6-4

Roger Federer (SUI) 7-5, 7-6(3), 5-7, 6-1

ENDLICH! Endlich mal wieder Roger vs. Rafa in einem Grand-Slam-Endspiel. Das war der Gedanke vor dem French-Open-Finale 2011. Zum ersten Mal seit den Australian Open 2009, und erst zum zweiten Mal seit dem epischen Wimbledon-Duell 2008, trafen sich Federer und Nadal wieder in einem Slam-Finale.

Kurioserweise hätte es vor einem Jahr kaum jemand für möglich gehalten, alles sprach von Djokovic vs. Nadal. Federer hatte 16 Monate kein Major-Finale mehr erreicht - manche Möchtegern-Experten, deren Tennissachverstand bei null liegt, wollten ihn sogar schon abschreiben.

Würde sich Nadal für die letzten Sandplatz-Pleiten gegen Nole revanchieren? Das war die Frage. Aber dann beendete Federer den irren Djokovic-43-Matches-Run und erkämpfte sich so seine nächste Chance, Nadal in einem Paris-Finale mal zu besiegen.

Es reichte aber wieder nicht. Federer spielte stark, aber jedes Mal, wenn er drauf und dran war, die Oberhand zu bekommen, hievte Nadal sein Level auf eine Ebene, die sein Gegner nicht mitgehen konnte. Am Ende stand Nadals sechster French-Open-Titel zu Buche, damit zog er mit Borg gleich. 2012 kann er mit Nummer 7 am legendären Schweden vorbei ziehen.

Wer zweifelt daran? Wie soll man an jemandem zweifeln, dessen Satzbilanz in Paris bei 135:13 steht. Hundertfünfunddreißig zu dreizehn. Im Herren-Tennis, wo du nichts, aber auch nichts geschenkt bekommst. Es ist außerhalb dieser Welt.

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