Deutsche Mannschaft steigt ab

SID
Andrea Petkovic unterlag Samantha Stosur aus Australien in zwei Sätzen mehr als deutlich
© Getty

Barbara Rittner hat nichts unversucht gelassen. Beim abendlichen Spaziergang am Neckar mit ihrer Hündin Sophie hatte sich bei der deutschen Fed-Cup-Chefin in Stuttgart die Meinung verfestigt, Andrea Petkovic anstelle von Julia Görges spielen zu lassen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die drei Monate am Rücken verletzte Weltranglistenelfte sollte nach dem 0:2-Rückstand am Sonntag doch noch die Wende bringen. Es kam anders - und die deutsche Fed-Cup-Mannschaft steigt nach der 4:6, 1:6-Niederlage von Petkovic gegen Samantha Stosur und dem Endstand von 2:3 aus der Weltgruppe der besten acht Teams ab und muss im nächsten Jahr um die nicht einfache Rückkehr in den Kreis der acht Besten kämpfen.

"Ich bin natürlich enttäuscht, dass ich den dritten Punkt abgeben musste", sagte Petkovic. Die 24-Jährige hatte von sich erwartet, dass sie das Spiel gewinnt, wie sie bekannte. Trotz der langen Pause. "Ich hatte im Match immer das Gefühl, dass ich das Spiel drehen könnte", sagte die Darmstädterin. Doch in den entscheidenden Momenten, fügte sie hinzu, "habe ich zu hektisch gespielt und die Übersicht verloren - wie eine Fliege ohne Kopf."

Abstieg kommt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt

Der Absturz in die Zweitklassigkeit kommt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt für das deutsche Frauentennis. Die deutsche Öffentlichkeit interessiert sich nach der erfreulichen Entwicklung von Petkovic, Kerber und Co wieder für Tennis, fürs Frauentennis wohlgemerkt.

Auch das Fernsehen und die Sponsoren finden allmählich wieder einen Zugang in die Sportart, die nach der goldenen Ära von Boris Becker, Michael Stich und Steffi Graf aus der öffentlichen Wahrnehmung fast verschwunden war. Die Porsche AG unterstützt mit einem Dreijahresvertrag nicht nur das Fed-Cup-Team, sondern hat auch unter seinem Namen ein Nachwuchsteam installiert. Der Autobauer zahlt dafür nach dapd-Information eine halbe Million Euro.

"Ich glaube zu 100 Prozent an das Team"

"Deshalb ist es umso ärgerlicher, dass wir abgestiegen sind", sagte der Vizepräsident des Deutschen Tennis-Bundes (DTB), Carl-Uwe Steeb: "Wir haben nun ein Jahr verloren. Um den Fed Cup gewinnen zu können, muss viel zusammen kommen. Die Mädels sind aber noch jung genug, um den Titel auch mal einzufahren."

Auch Rittner ist weiter davon überzeugt, dass diese Mannschaft das Zeug hat, eines Tages den Fed Cup zu gewinnen. "Ich glaube zu 100 Prozent an das Team. Jetzt müssen wir halt gleich wieder aufsteigen." Dass Spiele in der Nationalmannschaft etwas völlig anderes sind als Spiele auf der Profitour haben alle schon mal erfahren müssen. Bei Petkovic war das 2010 gegen Tschechien der Fall. Angelique Kerber hat diese für sie ungewohnte Erfahrung am Samstag beim 6:7, 4:6 gegen Stosur gemacht.

Die große Nervosität ließ sie verkrampfen. Am nächsten Tag machte es die Schleswig-Holsteinerin im bedeutungslosen Einzel besser und besiegte Olivia Rogowska mit 6:3, 6:3. "Wir müssen jetzt dafür bezahlen", sagte Rittner, "dass wir unerfahrener sind als Mannschaften wie Tschechien oder Australien."

Sieg im Doppel

Petkovic holte an der Seite von Görges noch den Sieg im Doppel und nannte es Lospech, dass die Deutschen in diesem Jahr gegen zwei Mannschaften wie Titelverteidiger Tschechien, der nach dem Halbfinalsieg gegen Italien wieder im Endspiel gegen Aufsteiger Serbien steht, und Australien spielen mussten.

Doch auch der Nummer eins ist das größte Manko des mit vier Spielerinnen unter den besten 20 der Welt sehr ausgeglichen besetzten Teams, nicht entgangen.

Manche im deutschen Tennis wünschen sich mehr Bescheidenheit

Es fehlt die Spielerin, die die großen Bühnen kennt, das Gefühl rauszugehen und ein Grand-Slam-Finale zu spielen. "Ich kann mit dieser schwierigen Situation inzwischen umgehen, aber die anderen müssen und werden das noch lernen. Und dann werden wir den Fed Cup auch gewinnen."

Die öffentliche und offensiv vorgetragene Bekenntnis zum Titel gefällt nicht jedem im deutschen Tennis. Manche sagen, dass dem Team mehr Bescheidenheit guttun würde. Zunächst einmal sollten die Spielerinnen das Halbfinale im Teamwettbewerb erreichen, bevor sie forsch vom dritten Titel nach 1987 und 1992 sprechen sollten.

Vor 17 Jahren stand ein deutsches Team zum letzten Mal im Halbfinale. Damals mit Rittner als Spielerin. Jetzt liegt es an ihr als Bundestrainerin, die Mannschaft zurück in die Weltgruppe zu führen.

Die WTA-Weltrangliste

Artikel und Videos zum Thema